Erdenstern – Into the Blue

Nach Ausflügen in Wälder und wildes Schlachtengetümmel widmen sich die drei Musiker von Erdenstern der Thematik, die Hamburgern nun mal am ehesten liegt: der Seefahrt. Ziel ist es auch diesmal wieder, mit einem randvoll gepackten Silberling in phantastische Welten zu entführen und den Rollenspiel-Spielleiter bei seinem Job musikalisch zu unterstützen. Und nach den beiden grandiosen Vorgängern sind die Erwartungen natürlich hoch. Zu hoch?

von Pascal Kamp

Ein mit Piratenlogo versehenes Steuerrad treibt auf dem Cover und verrät, welche Gefahren diesmal den Helden auflauern werden. Denn auch mit dem dritten Album hat der Komponist Andreas Petersen eine Geschichte konstruiert: Nach der gelungenen epischen Einleitung „Incognita“ finden sich die Helden in einem Hafen wieder (In The Harbour) wieder, wo eine geheimnisvolle Schatzkarte (The Map) ins Spiel kommt. Und nun geht es auch schon „Into the Blue“. Durch gewaltige Stürme (The Storm), vorbei an Piraten (Pirates!) und zwischenzeitlich sogar auf ein unheimliches Geisterschiff (Ghost Ship) muss sich die Gruppe wackerer Recken begeben, bevor sie die verheißene Insel betritt (Treasure Island) und den Schatz birgt (Gold And Glory). Doch der Feind ist nicht weit, und bevor es in die Heimat geht (Land In Sight), muss man sich der gewaltigen finalen Schlacht stellen (Sea Battle).

So vielfältig wie ein gutes Rollenspiel-Abenteuer ist diese Geschichte gestrickt und es ist für wirklich jede nur erdenkliche Abenteuerszene auf See etwas Passendes dabei. Sowohl Seeschlachten, als auch das Kräfte zehrende Treiben an Bord eines Schiffes werden hier vertont. Und so unterschiedlich die Stücke auch sind, eines haben sie gemeinsam: Aus ihnen spricht die weite See. Sie ist in jedem der 21 Stücke zu hören, die den den Hörer niemals vergessen lassen, wo er sich gerade befindet.

Und diesbezüglich leistet auch die Instrumentalisierung gute Dienste. Diese ist bei „Into the Blue“ nämlich wesentlich vielschichtiger als bisher. Diese CD hat einen deutlichen folkloristischen Einschlag und es kommen passenderweise auch Instrumente wie das Akkordeon zum Einsatz, wo bisher nur ein digitales Symphonieorchester die Fantasywelten zum Leben erwecken durfte.

Auch diesmal lässt sich fast jeder der 21 Titel, die zusammen auf fast 80 Minuten kommen, mehrfach wiederholen, ohne dass dies nervig wird oder der Schnitt vom Ende zum Neuanfang unangenehm auffällt. Sehr praktisch ist dies vor allem, da einzelne Spielszenen sicher länger dauern werden als die jeweiligen Tracks.

Wie schon bei den Vorgängern, findet sich auch auf der Rückseite des Booklets von „Into the Blue“ (dieses ist imerhin schon auf acht Seiten angewachsen) eine Liste aller Titel mit knapper, passender Charakterisierung. So lassen sich auch diesmal in Windeseile alle nötigen Atmosphären musikalisch erzeugen.

Einzige – sicher sehr subjektive – Kritik ist jene, dass die einzelnen Stücke für meinen Geschmack zu wenig aus sich herauskommen. Eine imposante Seeschlacht muss meiner Meinung nach etwas mehr toben, als sie dies auf der CD tut. Dies ist aber angesichts der sonst sehr überzeugenden, mitreißenden Stücke zu vernachlässigen.

Fazit: Die Eingangs gestellte Frage, ob die Erwatungen zu hoch angelegt waren, lässt sich schnell beantworten: Nein! Wieder trumpft Erdenstern auf und legt noch einen drauf. Die Alben werden immer vielschichtiger, die Instrumentalisierung immer überzeugender. Stellt sich nur die Frage, was nach „Into the Blue“ als nächstes kommt.


Into the Blue
Rollenspiel-Soundtrack
Per Dittmann, Eva-Maria Irek, Andreas Petersen
Erdenstern 2006
EAN: 4260046069133
1 CD, ca. 80 min.
Preis: EUR 14,99

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