Eminent Domain

Auf zu neuen Welten! Das ist das Motto von „Eminent Domain“, einem Kartenspiel im derzeit beliebten Deckbau-Format. Zwei bis vier Spieler wetteifern darum, möglichst viel Einfluss in der Galaxis zu gewinnen. Welten werden kolonisiert und erobert, Rohstoffe abgebaut und gehandelt und Forschung bringt neue Technologien. Doch egal, welche Strategie gewählt wird, am Ende zählt nur eine Frage: Wer wird den meisten Einfluss erringen und zum Herrscher übers All ausgerufen?

von Frank Stein

Das Spiel kommt in einer hübschen 19x27x8 cm Box daher, die allerdings etwa zur Hälfte leer ist. Sie hätte also durchaus noch kompakter ausfallen können. Das Spielmaterial besteht aus einer zentralen Kartenauslage, 96 Aktions/Rollenkarten, 42 Planetenkarten, 39 Technologiekarten, 35 Plastikraumschiffen (in drei Größen, was aber fürs Spiel keine Bedeutung hat), 24 Rohstoff-Holzklötzchen, 4 Spielerhilfen und 32 Einflussplättchen. Das gesamte Spielmaterial ist sehr ordentlich in Optik und Verarbeitung, auch wenn es eher den Eindruck eines klassischen Kartenspiels vermittelt, als die Deckbau-Kollegen „Thunderstone“ oder „Nightfall“.

Dieser Eindruck bestätigt sich auch beim Spielen. „Eminent Domain“ erzählt nicht jedes Mal ein neues Abenteuer, sondern fühlt sich eigentlich bei jeder Partie gleich an. Man besiedelt halt Planeten, beutet sie aus und treibt Forschung. Dabei ist die Kartenauswahl aus fünf verschiedenen Aktions/Rollenkarten plus einigen später erworbenen Technologiekarten überschaubar. Fluff-Texte gibt es auch nicht. Hier liegt der Schwerpunkt ganz deutlich auf dem Entwickeln der besten Strategie, um aus dem begrenzten Material, das einem zur Verfügung steht, das Beste zu machen.

Zu Beginn des Spiels bekommt jeder Spieler verdeckt einen Startplaneten zugewiesen und außerdem zehn Karten aus dem Fundus der Aktions/Rollenkarten, von denen er fünf auf die Hand zieht. Eine Runde sieht immer gleich aus: Man spielt eine Karte als Aktion (etwa „Angreifen“, um ein Schiff zu kaufen, oder „Erkunden“, um zwei Karten zu ziehen), danach zieht man eine Karten aus der zentralen Auslage, auf der die fünf verschiedenen Kartentypen Produzieren/Handeln, Forschen, Besiedeln, Angreifen und Erkunden liegen. In dieser Rollenphase (keine Ahnung, warum das überhaupt „Rolle“ heißt – Erkunden, Angreifen, Besiedeln sind Handlungen, keine Berufe oder Titel) kann man meist den Aktionseffekt erneut ausführen, allerdings verstärkt um gleichartige Karten, die man von der Hand dazu spielt. So kann man mit vier Mal „Angreifen“ etwa vier Schiffe am Stück gewinnen oder mit drei Mal „Erkunden“ drei neue Planeten vom Planetenstapel ziehen, anschauen und dann einen zum Besiedeln in den eigenen Spielbereich legen. Als weitere Besonderheit dürfen auch alle Mitspieler diese Handlung durchführen, sie bekommen allerdings im Vergleich zum aktiven Spieler einen kleinen Nachteil.

Schließlich kann man Karten abwerfen, die Hand wird auf fünf Karten aufgefüllt und der nächste Spieler ist am Zug. Ist der Zugstapel leer, wird der Ablagestapel gemischt und ein neuer Zugstapel gebildet. Durch die Rollenphase wird im Laufe des Spiels das eigene Deck dabei immer umfangreicher, was einerseits mehr Möglichkeiten bietet, aber auch die Hand mit unnötigen Karten füllen kann, sodass man gut beraten ist, zwischendurch Karten aus dem Spiel zu nehmen, wenn sie für die eigene Strategie nur noch eine geringe Rolle spielen. Das typische Dilemma bei einem Deckbauspiel eben.

Fertig besiedelte Planeten, produzierte und gehandelte Rohstoffe sowie hochwertige Technologien erzeugen Einfluss, und am Ende des Spiels (wenn entweder alle Einflussplättchen oder – je nach Spielerzahl – ein bis zwei Stapel der Aktions/Rollenkarten aufgebraucht sind) gewinnt derjenige, der den meisten davon hat. Gegen das Gewinnen von Einfluss können Gegner nur wenig ausrichten. „Eminent Domain“ ist durchaus ein kompetitives Spiel, allerdings kein interaktives. Zwar kann man durch gezielte Kartenaktionen den Gegner ein wenig behindern, aber im Grunde fliegt jeder in seinem eigenen Quadranten des Alls herum. Es ist wichtiger, seine eigene Strategie gut zu durchdenken, statt die der anderen Spieler zu stören.

Fazit: „Eminent Domain“ ist ein nettes, kleines Deckbau-Spiel, das allerdings seinen Fokus nicht auf ein vielfältiges und ständig erweitertes Spielerleben legt, wie etwa „Thunderstone“, sondern einem stattdessen bei jeder Partie die gleiche klare Aufgabe stellt, die es möglichst gut zu bewältigen gilt. Interaktion zwischen den Spielern gibt es praktisch keine, Downtime aufgrund des enorm flotten Spielmechanismus und der Rollenphase aber auch nicht. Für Abenteuerspieler ist das Spiel weniger geeignet; dafür ist es zu „trocken“ und gleichförmig im Spielerleben. Strategen hingegen erfreuen sich daran, dass man wirklich von Partie zu Partie das eigene Spiel optimieren kann.


Eminent Domain
Kartenspiel für 2 bis 4 Spieler
Seth Jaffee
Pegasus Spiele 2012
ISBN: 4250231704079
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 29,95

bei amazon.de bestellen