Easter Island

Eine der vielleicht innovativsten Erklärungen für die riesigen Steinskulpturen auf der Osterinsel liefert das neueste Brettspiel aus dem sonst eher für im Horror- und Splattergenre angesiedelte Spiele bekannten Hause Twilight Creations. Dabei gilt es, mittels aus den Augen der Statuen schießenden Sonnenstrahlen die Figuren des Gegners zu vernichten.

von Michael Wilhelm

 

 

Als am Ostersonntag 1722 der Holländer Jakob Roggeveen auf einem desolaten Eiland im Pazifik anlegte, war die Blütezeit der dort ansässigen Kultur längst vorüber. Kaum ein Baum stand noch auf der Insel, einzige Zeugnisse der im Niedergang befindlichen Zivilisation waren die Moais, riesige Statuen aus Basaltgestein, die an verschiedensten Stellen der Insel standen und deren Zweck im Nebel der Vergangenheit verloren gegangen war. „Easter Island“ hat eine Lösung parat, die so manchen Archäologen oder Anthropologen buchstäblich die Augen öffnen wird.

Gehen wir mal davon aus, die Statuen waren nichts anderes als Spielfiguren, die Insel eine Art Schachbrett der Götter (aus dem Weltall?) und die leeren Augenhöhlen der Basaltriesen dienten dazu, eingefangene Energiestrahlen auf den Gegner weiterzulenken. Hört sich lächerlich an? Kann sein. Aber im Gegensatz zu den Büchern Erich von Dänikens handelt es sich hierbei um wirklich gute Unterhaltung.

Auf den ersten Blick findet sich eine gewisse Ähnlichkeit zu zeitlosen Klassikern wie Mühle oder Schach. Beide Spieler verfügen über sieben schwarze beziehungsweise weiße Statuen und acht Sonnenscheiben. Die Spielfläche misst fünf mal fünf Felder, welche von einem Ring von 20 Sonnenscheiben-Positionen umgeben sind. Die Spieler beginnen mit zwei Statuen auf dem Feld. Abwechselnd stehen den Spielern fünf Aktionen zur Auswahl. Eine weitere Statue aus dem Vorrat kann ins Spiel gebracht werden, eine Sonnenscheibe kann auf eine der 20 Positionen um die Insel herum platziert werden, eine Statue kann um 90° oder 180° gedreht werden oder man bewegt sie in einer geraden Linie um eine beliebige Länge ohne sie zu drehen oder andere Figuren zu passieren. Letztendlich kann eine Sonnenscheibe umgedreht werden, die dann einen Sonnenstrahl losschickt, der, je nachdem aus welcher Richtung er auf eine Statue trifft, unterschiedliche Auswirkung hat.

Prallt er frontal oder von hinten gegen eine Statue, wird diese zerstört, kommt der Strahl von der Seite, so wird der Strahl aus den Augen der Figur heraus weiter gelenkt. Es gilt also, durch geschicktes Platzieren, Drehen und Bewegen der Figuren die gegnerischen Statuen ins Visier zu nehmen, dabei gleichzeitig aber auch darauf zu achten, dass die eigenen nicht ins Feuer geraten. Schwierig wird das Ganze dadurch, dass zwar jeder Spieler nur die eigenen Sonnenscheiben umdrehen und damit Strahlen losschießen kann, danach aber auch eigene Figuren vom eigenen Strahl vernichtet werden können. Ähnlich wie bei Schach ist es dabei wichtig, nicht nur alle aktuell auf dem Brett befindlichen Figuren im Auge zu haben und zu wissen, welcher Sonnenstrahl wo lang schießt und wie abgelenkt wird, sondern es muss auch einige Züge im Voraus gedacht werden. Um zu gewinnen, müssen bis auf eine alle gegnerischen Figuren zerstört werden.

Fazit: Das Spielprinzip von „Easter Island“ klingt nicht nur simpel, sondern ist es auch. Zumindest auf den ersten Blick, denn die taktische Finesse offenbart sich erst im Spielverlauf. „Easter Insland“ ist ein unterhaltsames und spannendes Spiel für zwei Personen ab acht Jahren, das gerade durch die Abstraktheit und Simplizität besticht, aber dennoch einigen Tiefgang hat.


Easter Island
Brettspiel für 2 Spieler
Odet L’Homer, Roberto Fraga
Twilight Creations 2006
ISBN: n.a.
Box mit Spielbrett, Spielfiguren, Regeln, englisch
Preis: $ 24,99

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