Dungeon Tiles (DN6): Castle Grimstead

My home is my castle – und welche Rollenspieltruppe wünscht sich nicht irgendwann ein ebensolches, um darin nach bestandener Queste die Trophäen zu verstauen und die Füße hochzulegen. Für alle Burgenbauer, die ihre Feste (oder die ihrer Feinde) gerne direkt als Karte auf dem Tisch liegen haben möchten, gibt es dieses neue „Dungeon Tiles“-Set.

von Frank Stein

Wie immer entspricht das Material dem der anderen „Dungeon Tiles“-Sets. Man erhält sechs stabile, doppelseitig in Vollfarbe bedruckte Pappbögen, die sich zu unterschiedlich großen Kartenteilen ausstanzen lassen und anschließend verwendbar sind, um die klassischen Encounters optisch aufzupeppen. Dabei handelt es sich diesmal überwiegend um Gänge und Räumlichkeiten einer Burg. Der Steinfliesenboden dient gleich auch als Felder, um die Bewegung der dazu passenden „D&D“-Miniaturen regelkonform durchzuführen. Wo es keine Fliesen gibt, deutet ein Raster aus kleinen weißen Kreuzen die Felder an.

Sowohl Idee als auch Umsetzung gefallen mir diesmal sehr gut. Die angebotenen Räume – Eingangshalle, Audienzraum, Wachstube, Thronsaal und Schlafraum – sind hübsch eingerichtet, und selbst die Gänge erhalten durch Fackeln und ein paar Statuen Farbe. Sehr günstig wirkt sich die Rasenfläche um die Burgmauern auf den optischen Eindruck aus, denn so wird das Grau des Bauwerks mit etwas Grün aufgehellt. Neben den erwähnten Räumen finden sich zahlreiche Teile, die man zu einer Burgmauer zusammenlegen kann. Dazu kommt ein passender Wassergraben. Kleinere Tiles bieten beispielsweise kleine Wachturmplattformen, Brunnen, Wendeltreppe, Fallgatter oder Zugbrücke. Also alles schön passend.

Man sollte allerdings nicht zu viel erwarten. Die Burg, die sich aus diesem einen Set bauen lässt, ist eher klein. Genau genommen ein überschaubares 4-Zimmer-Bauwerk mit entweder einer kleinen Mauer oder einem Wassergraben dazu. Aber immerhin kann man ein komplettes Gebäude bauen, das doch recht gut aussieht! Es gab „Dungeon Tiles“, die am Ende zusammengelegt weniger Sinn ergeben haben. Nichtsdestoweniger bietet sich bei diesem Set durchaus an, gleich ein zweites mitzubestellen, damit man beim Bau des eigenen Heims (oder dem der Feinde) eben nicht die Wahl zwischen Speisezimmer oder Eingangshalle, Audienzraum oder Wachstube treffen muss.

Schöne Sache obendrein: Das Set passt zwar nicht perfekt, aber doch gut genug zum älteren Set „Shadowghast Manor“. Beide zusammen erlauben beispielsweise eine Burg mit schaurigem Touch und/oder unheimlichen Kellergewölben zu bauen.

Fazit: Mit „Castle Grimstead“ liegt definitiv eines der schöneren Sets der „Dungeon Tiles“-Produktreihe vor. Über den tatsächlichen Nutzen lässt sich natürlich streiten. Richtig große Festungen (für die man mehrere Sets bräuchte) baut man als Pen-and-Paper-Spielleiter ohnehin nicht auf dem Spieltisch auf. Das macht einfach zu viel Mühe, lohnt sich also höchstens für ein erinnerungswürdiges Finale eines größeren Abenteuers. Wie oft die Spieler indes bei einem Adligen mit einer 4-Zimmer-Burg vorbeischauen, sei dahingestellt. Wer jedoch prinzipiell gerne mit Maps und „Dungeon Tiles“ arbeitet, findet hier ein Set, das von der Optik her absolut zu gefallen weiß.


Dungeon Tiles: Castle Grimstead
Spielhilfe
Peter Lee, Jason Engle
Wizards of the Coast 2012
ISBN: 978-0-7869-6039-2
6 DIN-A4 Pappbögen mit 32 Kartenteilen
Preis: $ 11,95

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