DSA 96: Hohenhag

Beolf und Sidra leben im Norden Andergasts, an der Grenze zur Orklandsteppe. Die beiden Heranwachsenden lieben sich, doch könnten sie vielleicht Halbgeschwister sein. Noch bevor sie ihre jeweilige Abstimmung vollständig klären können, überfallen Orks ihre Siedlung. Und damit beginnen erst die Schwierigkeiten...

von Chris Sesterhenn

 

Trockene Fakten – die äußeren Werte:

Das Taschenbuch „Hohenhag“ umfasst knapp über 300 Seiten, verteilt auf elf Kapitel, mit minimalem Glossar, aber immerhin einer Übersichtskarte der Umgebung und einem Kurzporträt von Dietmar Preuß. Selbstverständlich darf eine Übersicht weiterer „DSA“-Romane am Ende des Buches nicht fehlen, ebenso die Werbung für weitere Romane. Das Titelbild versucht klar einen Bezug zur Geschichte herzustellen. Es zeigt die beiden Hauptdarsteller vor einem Ork kniend, welcher einen Dolch in der Hand hält. Die im Bild festgehaltene Szene lässt sich im Roman leicht wiederfinden. Aber das überlasse ich dem jeweiligen Leser.

Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:

Dietmar Preuß hat sich für seinen Roman den Wehrhof Hohenhag ausgesucht. Dieser liegt, wie die Nachbarhöfe Hagdorn und Wallhof, an der Wallhecke Hoher Hag, welche die nördliche Grenze Andergasts zur gefürchteten und durchaus gefährlichen Orklandsteppe bildet. Auf Hohenhag leben die beiden Halbwüchsigen Beolf und Sidra. Beiden fühlen sich zueinander hingezogen, doch ihrer Liebe steht die Ungewissheit im Weg, dass sie vielleicht Halbgeschwister sein könnten.

Doch bevor sie Klarheit erlangen können, wird der Wehrhof von einer Bande Orks überfallen. Diese richten ein Blutbad an, welches nur wenige Bewohner überleben. Beolf und Sidra wollen das Versteck der anderen Kinder verbergen und gelangen dabei in die Gefangenschaft der Schwarzpelze. Diese nehmen die beiden als Sklaven mit in ihr Lager, welches tief in der Orklandsteppe liegt. Obwohl der Rikai-Priester Yrchurak die beiden Menschen unter seine Fittiche nimmt und sogar sein Wissen über die Heilkunde an Sidra weitergibt, sind beide nur zwei Gedanken beseelt: erst Flucht und dann blutiger Rache. Die Jahre vergehen, bis sich endlich eine Gelegenheit mit Aussicht auf Erfolg bietet.

Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:

Dietmar Preuß hat sich für seinen Roman auf jeden Fall gut vorbereitet. Mit stimmigen Erzählungen vermag er es des Öfteren, das besondere Flair Aventuriens zu erwecken. Er kann sowohl das Leben auf dem Wehrhof als auch in der Orklandsteppe farbig beschreiben sowie seine Hauptdarsteller zumindest mit etwas Tiefe und Charakterentwicklung versehen. Die Andeutungen der orkischen Kultur hätten nach meinem Geschmack etwas ausgeprägter ausfallen können. Auch erscheint die gewählte Zeitspanne für diesen Roman (die Zeit in der Sklaverei dauert Jahre) etwas zu lang.

An einigen Stellen habe ich mir durchaus etwas mehr Handlung gewünscht. Zudem wirken einige Handlungsstränge etwas sehr konstruiert. Doch auch wenn vielleicht Alternativen bestehen, so ist die Wahl des Erzählers zu respektieren. Ich habe mich während der ersten zwei Drittel der Geschichte keinesfalls gelangweilt, war jedoch freudig überrascht, wie Dietmar Preuß im abschließenden Drittel noch einmal (im positiven Sinne) aufdreht. Diese Dichte von Anfang an und wer weiß, zu welchen großen Werken dieser Autor noch fähig ist.

Man hat es vermutlich schon bemerkt: Dietmar Preuß’ Erzähl- und somit auch Schreibstil kommt meinem Geschmack sehr entgegen. Doch in einem solchen Fall werden kleinere Fehler – wie vergessene Anführungszeichen – zu Stolpersteinen und hemmen deutlich den Lesefluss und damit auch den Lesespaß.

In diesem Zusammenhang komme ich nicht umhin, noch zwei weitere Kritikpunkte zu äußern. Wer seinen wirklich angenehmen Lesestil durch Worte wie beispielsweise Stundenetmal (ich musste es nachschlagen und habe die Bedeutung schon fast wieder vergessen) bereichert, sollte im Gegenzug einen Verletzten nicht auf einer Bahre sondern auf einer Trage transportieren lassen. Zudem galt bisher meiner Ansicht nach immer, dass ein Klappentext den Interessenten zum Lesen des Buchs anregen soll. Wer für den Klappentext zu „Hohenhag“ verantwortlich ist, scheint da ganz anderer Meinung zu sein. Anders kann ich mir nicht erklären, dass fast die gesamte Haupthandlung verraten wird.

Im Vergleich zu anderen Fantasy-Romanen sind diese Einwände von mir aber eindeutig Jammern auf hohem Niveau. Unter dem Strich zählt, dass Dietmar Preuß es vermag, eine Geschichte zu erzählen und dabei nie Langeweile aufkommt.

Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:

„DSA“-Fans erhalten mit „Hohenhag“ von Dietmar Preuß ein rundum solides Werk. Die Konzentration auf den Norden Andergasts und die Beteiligung der Orks ist durchaus stimmungsvoll umgesetzt. Zwar gibt es einige Verbesserungsmöglichkeiten, aber die schon berücksichtigten Hintergrundinformationen tragen zum gelungenen Gesamtbild bei. Selbst „DSA“-Neulinge können mit diesem Roman ihren Spaß haben, für „DSA“-Fremde dürfte – wie in zahlreichen anderen Romanen auch – der Inhalt zu spezifisch sein.

Fazit: Mit „Hohenhag“ präsentiert Fantasy Productions einen soliden „DSA“-Roman von Dietmar Preuß, welchen ich im gesicherten Mittelfeld meiner eigenen Hitliste ansiedle. Mit einigen Verbesserungen wäre eine deutlich bessere Bewertung möglich. Dies lässt auf zukünftige Veröffentlichungen von Dietmar Preuß hoffen. Für die Wartezeit kann ich „Hohenhag“ empfehlen, da damit zumindest bei mir keine Langeweile aufkam.

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH, www.fanpro.com und www.f-shop.de.


Hohenhag (DSA-Roman Nr. 96)
Rollenspiel-Roman
Dietmar Preuß
Fantasy Productions 2007
ISBN: 3-89064-494-5
304 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00

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