von Chris Sesterhenn
Mit „Todeswanderer“ veröffentlicht Fanpro in seiner Romanreihe zum Fantasy-Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ (DSA) den ersten Roman von Yvonne Gees. Die Geschichte handelt von dem kleinen Nivesenmädchen Celiska, welches nicht nur seine Familie, sondern sogar seinen ganzen Stamm, durch eine schreckliche Seuche verliert. Nur in Begleitung ihres Hundes Kleiner Wolf macht sich Celiska auf den Weg, ihre Tante im fernen Land der Jänak (in der so genannten Zivilisation) zu suchen. Auf ihrer Reise sieht sich das naturverbundene Mädchen immer öfter mit der fremdartigen Kultur konfrontiert. Desto mehr sie über das Geheimnis ihres Überlebens und ihrer Fähigkeiten erfahrt, umso mehr wird deutlich, in welch tödlicher Gefahr sie sich erneut befindet.
Yvonne Gees schafft es durch sehr plastische Beschreibungen, die Umwelt ihrer Geschichte und auch das alltägliche Leben des Nivesenstamms vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen zu lassen. Diese Detailfülle wird in den meisten Abschnitten aufrechtgehalten. Dies führt insbesondere bei der Beschreibung des Krankheitsverlaufs der Seuche zu einem starken Kontrast zur ansonsten eher idyllischen Beschreibung von Natur und Personen. Aber dieser Gegensatz zwischen „heiler Welt“ und „Schockelementen“ macht einen gewissen Reiz des Romans aus.
Einen weiteren Reiz erhält der Roman durch die Konfrontation der Heldin mit einer fremden Kultur. Sehr gelungen ist auch die Darstellung des Erwachens der schamanistischen Fähigkeiten Celiskas. Neben einigen wenigen, aber dafür sehr auffallenden Fehlern im Text, werden sich einige Leser (insbesondere Kenner des DSA-Rollenspiels und seines Regelwerks) sicherlich über die vollbrachten Leistungen der Hauptpersonen wundern. So vermag sich beispielsweise ein waffenstarrender Söldner in Metallrüstung an das lauschende und jagderfahrene Mädchen aus der Wildnis unbemerkt anzuschleichen.
Insgesamt ist der Roman flüssig zu lesen und die eintretenden Ereignisse laden zum zügigen Weiterlesen ein. An dieser Stelle sei schon einmal verraten, dass die Handlung des Prologs noch im letzten Kapitel aufgegriffen und aufgelöst wird.
Fazit: Yvonne Gees präsentiert mit „Todeswanderer“ einen gelungenen Roman in der Welt des „Schwarzen Auges“, dessen Handlung sich nicht unbedingt von der Masse der bisherigen DSA-Romane abhebt. Aber es ist ihr gelungen, eine stimmungsvolle Geschichte zu erzählen, welche auch Lesern ohne umfassendes DSA-Hintergrundwissen zugänglich ist. Wer also auf der Suche nach leichter Unterhaltung (möglichst im DSA-Umfeld) ist, kann mit „Todeswanderer“ nicht viel verkehrt machen.
Todeswanderer (DSA-Roman Nr. 84)
Rollenspiel-Roman
Yvonne Gees
Fantasy Productions 2004
ISBN: 3-89064-518-6
285 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00
bei amazon.de bestellen