von Chris Sesterhenn
Mit „Thronräuber“ veröffentlicht FanPro den zweiten Roman von Alexander Lohmann. Dieser gehört auch zum Fantasy-Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ (DSA), spielt aber auf dem Kontinent Myranor. Alexander Lohmann erzählt die Geschichte der Magierin Baliante, welche sich seit ihrer Flucht aus Neanikis schon zehn Jahre in der Stadt Lyrnathas aufhält. Sie ist bestrebt, ein unscheinbares Leben zu führen. Dabei versucht sie, jede Auffälligkeit zu vermeiden und auch möglichst keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Doch sie kann ihre Angst, Entscheidungen zu treffen und mit den daraus resultierenden Konsequenzen zu leben, kurz überwinden und so dem zurückgebliebenen Waisenjungen Chrysonias zu Hilfe eilen. Doch diese Hilfe bedeutet, dass Baliante mit ihrem neuen Schützling die Stadt verlassen muss. Bei der Flucht aus der Stadt wird sie von ihrem Freund Daridorius begeleitet, welchen sie aber schon auf ihrem Weg durch den Dschungel verliert. Dafür wird sie von Palibatka gerettet und auf ihrem weiteren Weg begleitet. Und dieser Weg führt sie direkt zurück nach Neanikis. Zu der illustren Schar gehört auch noch die Ashariel (ein Volk von Vogelmenschen) Melheni. Während Palibatka seine eigenen Ziele zur Verbesserung seiner sozialen Stellung verfolgt und dazu Baliantes Fähigkeiten nutzen will, beabsichtigt Melheni, die verschlossene Magierin bei ihrem Kampf gegen die eigenen Ängste zu unterstützen. Kaum in Neanikis angekommen werden die vier Gefährten unaufhaltsam in den Strudel der aufkeimenden Rebellion gezogen. Und Baliante wird immer häufiger dazu gezwungen, eine Entscheidung zu treffen.
Alexander Lohmann vermag es durch sehr detailreiche Beschreibungen, die Welt Myranor mit Leben zu füllen. Doch ohne entsprechendes Hintergrundwissen – hier reichen leider die Begriffserklärungen im Glossar nicht aus – kann der Roman nicht sein volle Wirkung entfalten. Die Detailfülle sorgt, gerade bei dem Kurzauftritt von Daridorius, phasenweise für etwas Verwirrung. Doch auf der anderen Seite kann sich der Leser so auch nie sicher sein, welche Person im weiteren Handlungsverlauf noch eine Rolle spielen wird.
Die vom Autor eingeschlagene Richtung wirkt sehr geradlinig und an vielen Stellen vorhersehbar. Doch gerade diese Vorhersehbarkeit wandelt sich zum Höhepunkt der Geschichte in eine große Überraschung. Sehr gelungen ist die Darstellung der Magierin Baliante, welche sich vor den Auswirkungen ihrer eigenen Entscheidungen fürchtet. Durch ihre Hilfsbereitschaft gegenüber Chrysonias und der Entscheidung, einzugreifen, wird Baliante immer mehr dazu gezwungen, sich ihren Ängsten zu stellen. Das Sich-seinen-Ängsten-stellen wird dann von Alexander Lohmann geschickt zum Höhepunkt der Erzählung wieder aufgegriffen und gekonnt in die Geschehnisse eingebunden.
Fazit: Alexander Lohmann präsentiert mit „Thronräuber“ einen rundum gelungenen Fantasy-Roman in der Welt des „Schwarzen Auges“. Da fehlendes Hintergrundwissen zur Welt von Myranor das Lesevergnügen etwas erschweren könnte, dürfte dieser Roman vorwiegend für Myranor-Fans geeignet sein. Doch auch jeder andere Interessierte kann mit „Thronräuber“ nicht viel verkehrt machen.
Thronräuber (DSA-Roman Nr. 83)
Rollenspiel-Roman
Alexander Lohmann
Fantasy Productions 2004
ISBN: 3-89064-512-7
344 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00
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