Doom – Der offizielle Roman zum Film

Wie füllt man über 280 Buchseiten, wenn man eine Story hat, die auf einen Bierdeckel passt? Der Autor John Shirley zeigt, wie es geht! Naja, oder zumindest versucht er es. Denn was schon der Film an Qualität nicht halten konnte, gelingt dem Roman leider auch nicht.

von Dominik Cenia

 

Mit dem Verfilmungen von Computerspielen ist es ungefähr die gleiche Sache, wie mit den Computer- und Videospielumsetzungen von Filmen. Unterm Strich kommt meistens nur Müll raus. Das mag hart klingen, aber wenn selbst Peter Jackson angesichts seiner Tätigkeit als Produzent des „Halo“-Films meint: „Ich hoffe, es wird kein Schrott!“, dann scheint wohl etwas Wahres an der Sache dran zu sein.

Mal ehrlich, der „Doom“-Film im letzten Jahr war Schrott und blieb sowohl an den Kassen als auch bei den Zuschauern hinter allen Erwartungen zurück. Nicht nur die Tatsache, dass „The Rock“ (abgesehen vom fehlenden Roundhouse-Kick der neue Chuck Norris?) als schlechtester Hauptdarsteller für die goldene Himbeere nominiert wurde, spricht dafür. Auch die Filmstudios haben die Zeichen der Zeit erkannt und Pläne für einen „Quake“-Film erst einmal auf Eis gelegt.

Es ist also schon erstaunlich, dass es der Autor John Shirley unter diesen Vorraussetzungen tatsächlich geschafft hat, einen Roman mit über 280 Buchseiten zu schreiben. Natürlich ist dadurch aber trotzdem nichts aus der Geschichte geworden. Das liegt aber nicht am Autor, der wirklich sein Bestes gegeben hat. Es liegt vielmehr an dem schwachen Drehbuch von David Callaham und Wesley Strick. Denn wo nichts ist, kann auch nichts herkommen. Sprich: Die Story lässt sich in drei Sätzen erzählen.

Genetische Experimente auf dem Mars lassen mutierte Monster entstehen. Bumm! Ein paar Marines werden auf den Mars geschickt, um die Sache zu untersuchen. Bumm! Ein Marine nach dem anderen stirbt, doch am Ende überlebt natürlich einer von ihnen und geht als Held nach Hause. Ende!

Mit der Action geht es erst ab Seite 100 los. Die bleibt dann aber dafür bis zur vorletzten Seite bestehen. Davor spendiert der Autor den einzelnen Personen des Buches eine mehr oder weniger sinnvolle Charakterstudie. Wobei sich natürlich die Sinnfrage stellt, warum man einer Person eine drei bis vier Seiten lange Hintergrundgeschichte verpassen soll, wenn diese nach zwei hölzernen Dialogen und drei kurzen Schusswechseln auf grausame Weise stirbt.

Der Roman springt dabei von Grusel- über Horror- bis hin zu Splattereinlagen. Die Action ist vorhersehbar und der Satzbau stellenweise ziemlich holprig. Dem Roman fehlt es genau wie dem Film an einer richtigen Mitte, die der Dramaturgie zwischen Exposition und Abschlussgemetzel die nötige Balance verliehen hätte. Die gegen Ende immer mehr zunehmende Action und das pausenlose Geballer sind dafür kein Ersatz. Vor allem dann nicht, wenn in jedem zweiten Satz das Wort „Sarge“ vorkommt.

Etwas Gutes kann man dem Buch aber doch abgewinnen: Es finden sich ein paar Szenen, die im Film nicht vorkamen. Ob die der Schere des Cutters zum Opfer gefallen sind oder ein Versuch des Autors waren, irgendwie sein Seitensoll zu erfüllen, weiß ich nicht. Im Kino hätten die besagten Szenen auf jeden Fall dem Film nicht geschadet.

Fazit: Wer den Film nicht gesehen hat und das Buch in ein paar Jahren für zwei bis drei Euro auf einem Wühltisch findet, der kann zugreifen. Alles andere wäre zu viel investiert. Wie gesagt, es liegt nicht einmal unbedingt an dem Handwerk des Autors. Es ist einfach das ganze Konzept, dass bei „Doom“ als purem 3D-Egoshooter ohne große Story nicht wirklich passen will.


Doom – Der offizielle Roman zum Film
Film/Serien-Roman
John Shirley
Dino / Panini Verlag 2005
ISBN: 3-8332-1217-9
283 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,95

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