Die Star Wars Collection – 30 Jahre Kult: Der einzigartige Bildband

2007 feierte „Star Wars“ mit Macht sein 30-jähriges Jubiläum. Es gab Riesenparties in Los Angeles und London, das Rollenspiel bekam eine „Saga“-Edition spendiert, die „Minis“ eine Sonderedition. Bei Panini Comics startete die „Essentials“-Reihe durch und VGS brachte seine Enzyklopädien und Risszeichnungen als schicke Sammelbände heraus. Zum krönenden Abschluss legte „Star Wars“ Traditionsverlag blanvalet noch einen mächtigen Wälzer auf den Tisch: „Die Star Wars Collection“.

von Bernd Perplies

„Entspannen Sie sich, es ist nur ein Film, und er macht riesigen Spaß.“ (Anzeigenkampagne, 1977)

Prachtvolle Printprodukte gab es im „Star Wars“-Merchandise schon immer. Mit Tränen in den Augen denke ich etwa an „Die Star Wars Chroniken“ (weil ich sie mir damals nicht gekauft habe), an den schönen Bildband „Dressing A Galaxy“ – in der Nobelvariante inklusive Stoffproben –, oder an das nie in Deutschland erschienene Exotenstück „The Wildlife of Star Wars“. Nun gibt es die Mutter aller Schatztruhen für den glühenden Fan: „Die Star Wars Collection“ ist ein gewichtiger, überformatiger Hardcoverband im stabilen Schuber, die nicht nur einmal mehr die Entstehungsgeschichte der berühmten Weltraumsaga erzählt, sondern diese Geschichte zudem mit zahlreichen orginalgetreuen Reproduktionen und zwei Audio-CDs mit allen Sinnen erlebbar macht.

50 herausnehmbare Memorabilia lassen das Universum der Saga lebendig werden. Dazu gehören so alltägliche Dinge wie das erste Briefpapier von ILM aus dem Jahre 1975, Produktionsinterna wie der Blueprint des „Star Hoppers“ (später „Sky Hopper“), ein Stück der Partitur von John Williams und Sir Alec Guiness Einladung an Cast und Crew, auf das Ende der „Episode IV“-Dreharbeiten mit ein paar Drinks anzustoßen. Pressematerial, wie die Einladung zur einzigen Pressevorführung seinerzeit und die „Star Wars“-Production Notes, und Werbestücke, wie frühe Posterentwürfe oder ein zeitgenössischer Kenner-Katalog, finden sich natürlich ebenso.

Aber die Gimmicks bestehen nicht nur aus Papier. Wer so verrückt ist, kann sich mit dem T-Shirt-Aufbügler von 1977 ein Kleidungsstück mit Vintage-Charme kreieren, den Angriff auf die Tantive IV mit Rubbelbildern von 1978 nachstellen oder einen Papp-Landspeeder ausstanzen und zusammenkleben. Alternativ kann, wer mag, seine Super-8-Filmrollen mit Yoda-Aufklebern kennzeichnen wie weiland George Lucas seine Filmrollen beim Dreh von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“. Zu den kuriosesten Dingen gehört aber sicher die „Star Wars“-Kotztüte, die 1986 in Disneyland im Scherz an Gäste der Fahrtattraktion „Star Tours“ ausgeteilt wurde, Gerüchten zufolge aber mitunter tatsächlich genutzt wurde. (Mist, ich bekam 1996 keine mehr, dabei war mir damals auch ziemlich schlecht – was allerdings nichts mit dem Flugsimulator zu tun hatte…)

„Beeindruckend. Höchst beeindruckend.“ (Darth Vader, 1980)

Zwei CDs, die im Umschlag des Buches stecken, erweitern das Material auf multimediale Weise um einige seltene Audio-Fragmente. So kann man einem Radio-Interview mit Carrie Fisher, Mark Hamill, Harrison Ford und Alec Guiness aus dem Jahr 1977 lauschen, einen Auszug aus einem Making-Of zum „Star Wars“-Hörspiel des National Public Radio anhören, und ganz harte Naturen drücken auf die Wiederholen-Taste ihres CD-Spielers, nachdem sich Carrie Fisher im „Star Wars Holiday Special“ die Seele aus dem Leib gesungen hat. (Das – ganz nebenbei gesprochen – hätte dem Werk übrigens die Krone aufgesetzt: ein DVD-Beileger mit dem „Holiday Special“, das zwar zu den dunkelsten Stunden der „Star Wars“-Historie zählen mag, aber nichtsdestoweniger „Star Wars“-Historie darstellt.) Da all diese Hörstücke komplett auf Englisch sind, erfreut es den der Sprache nicht so mächtigen Fan, dass ein 59-seitiges Booklet beiliegt, in welchem alle Texte zum Mitlesen in deutscher Übersetzung angeboten werden.

Bei allem Lob über die Beigaben dieses mit Hunderten von Farbfotos und Illustrationen auch opulent bebilderten Bandes soll indes das Kernstück des Ganzen nicht vergessen werden: die Geschichte der „Star Wars“-Saga in all ihren Facetten, kenntnisreich und kurzweilig zusammengefasst von den „Star Wars“-Kennern Stephen J. Sansweet und Peter Vilmur. Beinharten Fans mag vieles hiervon zwar bereits aus anderen Publikationen bekannt sein, doch noch immer finden sich kleine Details in dem an Anekdoten und Details wahrhaftig nicht armen Universum, von denen man bislang noch nichts gewusst hatte. „Gelegenheits-Fans“ hingegen finden hier einen wundervollen Überblick, dem es gelingt, gleichzeitig sehr nah an die Ereignisse heranzurücken und doch das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren.

Kritik zu üben, fällt mir angesichts dieser überwältigenden Fülle an vorteilhaften Eigenschaften schwer. Das Einzige, was vielleicht anzumerken wäre, ist der Umstand, dass man das Werk unbedingt mit der gebotenen Andacht behandeln sollte. Denn die zahllosen geklebten Papierfächer wirken ebenso anfällig für Beschädigungen wie die meinem Empfinden nach recht fragile Bindung des gewichtigen Buchs. Eine leichtfertige Handhabung des Materials kann hier rasch zu Rissen führen. Und das wäre doch ein Jammer bei dem schönen (und auch nicht ganz billigen) Sammlerstück.

Fazit: 30 Jahre lang hat „Star Wars“ Fans auf aller Welt begeistert und ist dabei zum Phänomen herangewachsen, das weit über die Abenteuer eines Farmerjungen von Tatooine hinausgewachsen ist, als das es damals begann. Mit dem Prachtwälzer „Die Star Wars Collection“ wurde der Saga ein Geburtstagsgeschenk gemacht, das ihrer würdig ist: eine Schatztruhe für eingefleischte Fans (und jeden, der es werden möchte), in der man viele Stunden lang stöbern kann, um „Star Wars“ sehend, hörend und fühlend zu erleben.


Die Star Wars Collection – 30 Jahre Kult: Der einzigartige Bildband
Sachbuch
Stephen J. Sansweet, Peter Vilmur
blanvalet 2007
ISBN: 978-3-7645-0277-5
128 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 79,95

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