Die schwarze Sonne 8: Das verlorene Paradies

Schon John Miltons „Paradise Lost“ erzählt vom tragischen Fall des Menschengeschlechts vor dem Hintergrund eines gigantischen Kampfes zwischen den Mächten des Himmels und denen der Hölle. Auch in der Hörspielreihe „Die schwarze Sonne“ geht es um den Wettstreit zwischen Gut und Böse, wenngleich die Einteilung in die beiden Lager (noch) nicht für jede handelnde Figur unumstößlich definiert erscheint. Mehrere Erzählstränge und Handlungsebenen machen es dabei nicht leichter, den Überblick zu behalten.

von Simon Ofenloch

 

Nichts ist wie es scheint. Selbst Nathaniel de Salis, der (groß-)väterliche Freund von Adam Salton, war nicht ganz aufrichtig zu seinem Weggefährten und Schützling. Es stellt sich heraus, dass er diesen schon vor ihrer vermeintlich ersten Begegnung in England, die in Folge 1 der Serie geschildert wurde, gekannt hat. Adam Salton ist von dieser Neuigkeit erschüttert. Doch was bleibt ihm zu tun? Um die Hintergründe aufzudecken, muss er dem geheimnisvollen, alten Mann vertrauen, bei ihm bleiben, ihm folgen auf den Spuren von Mysterien, Lügen und Verschwörungen. Ihr Weg führt die zwei in ein altes Londoner Theater. Dort entgehen sie nur knapp einem Mordanschlag. Jack is back! Und Adam lernt ihn besser kennen als ihm lieb sein kann.

Woanders und zu einer anderen Zeit ereilt einen anderen Salton ein ganz ähnliches Schicksal. Auch Arthur Salton kommt einer Person näher als gut für ihn ist. Hierbei handelt es sich um die mysteriöse Arabella March. Als merkwürdige Trümmerteile mit der Beschriftung „Akasha“ auftauchen, erhofft sich die Landbevölkerung eine Art Schutzzauber von Lady March. Arthur Salton soll die Dame dazu überreden. Skeptisch macht er sich auf, die seltsame und seltsam betörende Frau zu besuchen. Was er nicht weiß, ist dass sie weiß, dass er eigentlich Helmut Berger ist.

Komplexer geht es kaum. Was einst als ambitionierte freie Vertonung einer Erzählung von Bram Stoker begann, hat sich zu einem vielschichtigen, äußerst anspruchsvollen Projekt entwickelt, einer Hörspielreihe, die sich von Folge zu Folge gesteigert, das Erzähltempo angezogen und immer neue Handlungs- und Zeitebenen integriert hat. Wer da nicht immer aufpasst, genau hinhört und Zusammenhänge erkennt, bleibt schnell auf der Strecke.

„Das verlorene Paradies“ ist ohne Vorkenntnisse um die vorangegangenen Abenteuer überhaupt nicht zu verstehen. Und selbst für das treue Publikum ist es nicht immer leicht, die entscheidenden Verknüpfungen herzustellen. Doch eine einfache, problemlos überschaubare und leicht verständliche Hörspielreihe wollte „Die schwarze Sonne“ vermutlich nie sein. Wer sich mit den richtigen Erwartungen auf die Serie einlässt, wird belohnt mit einem reichhaltigen Geschichtengeflecht und innovativen Handlungsverläufen.

Stimmungsvolle Musik, gelungene Geräuschkulissen, geschickt gesetzte Effekte und überzeugende Sprecher machen auch die 8. Folge der Reihe zu einem Hörerlebnis, das dem „LAUSCH-Standard“ entspricht, einem Standard, der sich über andauernde Glanzleistungen definiert.

Auch das Booklet zur CD ist gewohnt eindrucksvoll gestaltet mit die Handlung reflektierenden Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Sabine Weiss, ergänzt durch Texte in altertümlicher Handschrift.

Fazit: Wiederholt eine düstere, verschlungene Folge, die dem Hörer viel abverlangt, diesen Einsatz jedoch mit einer spannenden Handlung und einer gekonnten Umsetzung belohnt.


Die schwarze Sonne 8: Das verlorene Paradies
Hörspiel
Günter Merlau
LAUSCH 2008
ISBN: n. a.
1 CD, deutsch, 70 min.
Preis: EUR 9,95

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