Der Hexer von Salem

Ich gebe zu, ich bin ein großer Fan des Hexers. Wieso? Vielleicht weil ich damals im genau richtigen Alter die ersten Sammelbände von Hohlbein verschlungen habe. Ach, was habe ich die „Der Hexer von Salem“-Sammelbände von Bastei Lübbe geliebt …

von Dominik Cenia

Grund genug, nach vielen, vielen Jahren zu meinen Wurzeln zurückzukehren und mir das gleichnamige neue Brettspiel von Kosmos anzusehen. Mal schauen, ob es der gute Robert Craven noch immer drauf hat oder ob das Alter irgendwann auch bei einer Romanfigur gnadenlos zuschlagen kann.

Das gleichnamige Brettspiel ist für 2 bis 4 Spieler ab 12 Jahren geeignet. In vielen Foren liest man, dass das Spielprinzip grob gesagt ein vereinfachtes „Arkham Horror“ darstellt. Und tatsächlich müssen auch hier die Spieler in der Stadt Arkham Portale in andere Dimensionen verschließen. Die Spieler treten dabei gemeinsam gegen das Spiel an. Das „Hexer von Salem“-Brettspiel gehört damit also auch zu der, sich einer immer größerer Beliebtheit erfreuenden Gruppe, der koopierativen Spiele. Und obwohl das Spielprinzip tatsächlich stark an „Arkham Horror“ von Fantasy Flight Games beziehungsweise dem Heidelberger Spieleverlag erinnert, so unterschieden sich doch die Regelmechanismen der beiden Spiele deutlich voneinander.

Die Spieler bewegen sich mit Hilfe von Ortskarten über den Spielplan. Kämpfe gegen Kreaturen werden über einen Spezialwürfel abgehandelt. Dies kann zu dem Verlust wichtiger Gegenstände (mit denen Portale geschlossen werden können) oder Geiststärke (geistiger Stabilität) führen. Außerdem besteht die Gefahr, dass Necron, der finstere Oberschurke des Spiels, auf seiner Machtleiste weiterrückt. Dieser stellt eine Art Zeitlimit dar. Die Spieler müssen innerhalb der Zeit nicht nur einen Großen Alten in R’lyeh besiegt, sondern auch alle Dimensionsportale geschlossen haben. Doch ganz so simpel und lehrbuchmäßig ist das alles natürlich nicht. Denn neben den Kreaturen und Necron gibt es auch noch eine Reihe von Ereigniskarten die am Ende jedes Spielzugs gezogen werden. Diese beinhalten sowohl die Hilfe des Hexers für die Spieler, als auch Ereignisse, die das ganze Spiel noch schwerer machen können. Außerdem gibt es da noch die Schatten der Großen Alten, die an der Miskatonic Universität auftauchen und genau wie bei Kämpfen mit Kreaturen den Verlust von wichtigen Gegenständen oder Geiststärke bedeuten können.

Das „Hexer von Salem“-Brettspiel kommt mit einer einfachen und erfreulich kurzen Spielanleitung von vier Seiten daher. Auch die Spieldauer hält sich, dank des Zeitlimits und der überschaubaren Anzahl an Möglichkeiten, mit etwas über einer Stunde ziemlich im Rahmen. Das Problem ist jedoch der relativ hohe Glücksfaktor, der ähnlich wie beim „Herr der Ringe“-Brettspiel manchmal die schönsten Pläne zunichte machen kann. Und genau hier hat das Spiel irgendwie einen Haken. Denn zum einen müssen sich die Spieler extrem aufeinander abstimmen, planen und besprechen. Auf der anderen Seite kann aber schon ein einziger dummer Würfelwurf oder eine doppelte Kreaturenkarte schnell wieder ein paar wichtige Gegenstände kosten oder Necron auf seiner Machtleiste zu ordentlich Tempo verhelfen. Statt richtig zu planen, versucht man dann nur noch, „irgendwie“ das Ruder herumzureißen, was aber häufig nicht ganz so einfach ist.

Beiliegend lässt sich noch eine kleine Hexer-Kurzgeschichte finden, die von Wolfgang Hohlbein als Einleitung beziehungsweise Hintergrund für das Spiel geschrieben wurde. Die Geschichte liest sich … nunja, ich bin wohl einfach Hohlbeins Erzählstil entwachsen, als das er mich noch großartig fesseln könnte. Mit Sicherheit eine nette Zugabe für ein etwas jüngeres Publikum, aber das Spiel kann man auch ohne Geschichte ganz gut spielen.

Zu guter Letzt, seien noch die Illustrationen (wieder mal) von Franz Vohwinkel zu erwähnen. Diese machen sowohl auf dem Spielbrett als auch dem übrigen Spielmaterial eine gute Figur. Nur die Illustration der Spielschachtel (wenn diese auch von Herrn Vohwinkel stammen sollte) ist einfach ein Reinfall und auf Anhieb ziemlich nichtssagend. Vielleicht ein Schnellschuss, um das Spiel noch rechtzeitig zum Drucktermin fertig zu bekommen?

Fazit: Um den „Hexer von Salem“ zu „knacken“ bedarf es schon einiger Anläufe. Und wer nichts gegen ein paar glücksabhängige Spielmomente hat, wird dank der einfachen Spielanleitung und des übersichtlichen Spielprinzips schnell auf seine Kosten kommen. Man darf nur nicht erwarten, das Spiel gleich im ersten Anlauf zu schaffen. Außerdem muss man damit rechnen, dass während des Spiels der ein oder andere Spieler durch den Verlust seiner Geiststärke ausscheiden muss.


Der Hexer von Salem
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler
Michael Rieneck, Franz Vohwinkel
Kosmos 2008
ISBN: n.a.
Sprache: Deutsch
Preis: ca. EUR 31,99

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