Der Club der toten Monster

„Wie wäre es heute mit mexikanisch?“ – Klingt lecker, würde das nicht ein Vampir im Gefängnis von Tijira fragen und an etwas ganz anderes denken. Auf der anderen Seite der Zelle sieht sich MHI und vor allem Owen Pitt einer persönlichen Vendetta gegenüber, die ihm alles abverlangt, was seine Schießprügel hergeben, und bei der (selbstverständlich) sogar die Welt auf dem Spiel steht.

von Lars Jeske

Owen Zastava Pitt tut nur seinen Job. Also seinen neuen Job, bei Monster Hunter International (MHI). Als bekennender Waffennarr liebt er es, die Monster auf der Erde umzubringen; diejenigen, die die Menschen anknabbern oder versklaven wollen. Nach nur einem Jahr als Rookie gehört er aufgrund seiner Fähigkeiten mittlerweile zu den Entscheidungsträgern bei MHI und wird auch von seinen Kollegen überaus geachtet. Kein Wunder, ist es ihm doch gelungen, durch einen Riss in der Welt ein Wesen ähnlich einem „Großen Alten“ daran zu hindern, die Menschheit zu unterjochen. Soweit das Positive.

Allerdings gilt auch hier: Wer sich mit dem schrecklichen Oberherrscher anlegt, hat oft nicht viel zu lachen. Denn die Fortsetzung zu „Die Monster, die ich rief“ heißt im Original „Vendetta“. Und gerade jener Oberherrscher schickt nun seine Schergen explizit gegen Owen, um dessen Schuld zu begleichen. Owens rabiater Widerstand hatte ihm etwas aufgestoßen und ihn aus der Komfortzone geholt. Also wenn jemand mit unbegrenzten Ressourcen rachsüchtig sein kann und einen unbedingt vernichten will, dann hat Owen sich genau den richtigen Gott als Widersacher ausgesucht. Dagegen wirken seine bisherigen Gegner wie Werwölfe, Zombies und Vampire eher harmlos, denn ein außerirdischer Gott hat noch ganz anderes auf der Pfanne, wenn er erst einmal erzürnt wurde. Shoggothen, Oni und ein Schemen sind alsbald nur ein kleiner Teil von Owens Sorgen.

Viel Zeit zum Innehalten oder Rückblicken gibt es also nicht. Als gegeben aus dem Debütroman gilt somit die Beziehung zu Julie und wie es um deren Eltern Ray und Susan steht. Die Eigenheiten von Earl oder Skippy, die besondere Beziehung zu Grant Jefferson und den Status von Myers oder Agent Franks bekommt man auch nicht extra nochmal erklärt. Ebenso wenig, was Gaus ist oder das Artefakt, Lord Machado oder Mordechai Byreika. Es geht nämlich in dem gewohnten Tempo weiter, da bleibt kaum Zeit auch noch auf Spitzel in den eigenen Reihen, Owens Familie oder ein paar grundlegende Geheimnisse von MHI zu achten, die es bereits vor den DeSoya-Höhlen gab.

Larry Correia tut nur seinen Job. Den jedoch richtig gut. Mit „Der Club der toten Monster“ ist ihm 2010 eine stimmungsvolle und actiongeladene Fortsetzung gelungen, die in keiner Phase schwächelt und nun auch eine deutsche Übersetzung erhielt. Es ist nicht nur erneut eine spannende und kurzweilige Geschichte, sondern gliedert sich auch stimmig an die bisherigen Welteinblicke an. Weiterhin bleibt der Monsterjäger Owen im Mittelpunkt der Geschichte, wodurch der passende Schreibstil glücklicherweise nicht geändert wurde. Es wird auch nicht ausführlich oder gewollt künstlich für den Leser Wichtiges aus dem 1. Band wiederholt. Die Hauptinformationen und Geschehnisse werden in Bedarfsfall kurz rekapituliert, um Neuleser nicht ganz in der Luft hängen zu lassen, aber der Fokus liegt eindeutig auf das Voranbringen der aktuellen Handlung.

Dass Owen der erklärte Hauptfeind ist, kommt nicht von ungefähr und ist ein interessanter Aufhänger für die gesamte Geschichte. Allerdings gibt es auch noch viele weitere Zusammenhänge, die Julies Familie, MHI generell, die verheerende Nacht der Jäger 1986 und sogar Owens Abstammung betreffen und alle irgendwie miteinander zu tun haben. Durch den gewählten Schreibstil wird die Geschichte dennoch nie abstrus oder unglaubwürdig, was eine besondere Stärke ist. Ebenso gelingt es dem Autor, selbst den Grundgedanken, dass das Recht des Stärkeren gilt, Waffengewalt alles ist und eine paramilitärische Organisation die gute Seite repräsentiert, so darzulegen, dass man sich als Leser diesen Leuten als Freiheitskämpfern gern anvertraut. Es passt einfach, auch der Kreuzzug gegen die Geweihte Kirche der vorübergehenden Sterblichkeit. O-Ton Pitt: „Mit keiner anderen Strategie als der, einfach auf alles zu ballern, was sich bewegte, ging ich schnurstracks los. Und es bewegte sich jede Menge.“

Man ist hinterher nicht radikal für die Bewaffnung der Zivilbevölkerung (auch wenn man jetzt ein paar schöne Waffennamen kennt wie STI .45, Colt 911, Kukri, Vepr Kaliber .308) oder misstraut jedem Engländer. Aber das gute Gefühl, dass es nicht immer die Avengers und deren Superkräfte benötigt, um die Welt von innen und außen zu verteidigen ist beruhigend. Und da die Romanreihe seit 2007 bislang bereits 5 Bücher umfasst und noch einige geplant sind, wird es zum Glück schon bald ein Wiedersehen mit den Protagonisten geben. „Ein Monster kommst selten allein“ (OV in den USA war 2011) soll bereits ab April 2016 bei uns im Laden stehen.

Fazit: Mit „Der Club der toten Monster“ ist Larry Correia eine auf ganzem Wege überzeugende Fortsetzung gelungen. Quasi nahtlos wird an die Geschehnisse des ersten Romans angesetzt und die Story geht actiongeladen weiter. Alles wird noch eine Dimension größer und bleibt dennoch dabei erschreckend glaubhaft. Selten habe ich ein Buch gelesen, dass man gar nicht mehr aus der Hand legen will und welches dann auch noch alles mit einem 200-Seiten-Finale als Sahnehäubchen toppen kann. Wer sich auch nur ansatzweise für diese Art Geschichten interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei.


Der Club der toten Monster
Urban-Fantasy-Roman
Larry Correia
Bastei-Lübbe 2015
ISBN: 978-3-404-20807-4
671 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 14,99

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