D&D Monster Manual Premium (v.3.5)

PDFs, Audiobooks und Reprints. Seit etwa einem Jahr scheint das Spielsystem „Dungeons & Dragons“ ein wenig auf der Stelle zu treten. Im Hintergrund wird fleißig an „D&D Next“ gearbeitet. Derweil wurde die Produktion an neuen „D&D v.4.0“-Produkten offenbar eingestellt. Stattdessen hauen die Wizards of the Coast im Moment an Reprints raus, was die Daten-Archive hergeben, darunter auch eine Auswahl wohlfeiler „D&D v.3.5“-Bücher. Eins von ihnen ist der Reprint des „Monster Manuals“.

von Frank Stein

 

320 Seiten, Vollfarbe, festes Papier, eine regelrecht verschwenderische Menge an überwiegend höchst ansehnlichen Illustrationen und ein Hardcovereinband, der Dank sanfter Prägung und Metallic-Effekten noch edler wirkt, als es schon in der ursprünglichen Version des „Monster Manuals“ der Fall war. So präsentiert sich die aktuelle Neuauflage dieses gewichtigen Grundregelwerks für „D&D v.3.5“, die – so heißt es auf der Website der Wizards – die Verfügbarkeit dieser erfolgreichen „D&D“-Produktreihe sichern soll und zudem die aktuellsten Errata enthält, die zu dem Buch existieren – Stand Herbst 2012. Inhaltlich hat sich unterdessen nichts geändert, weswegen ich so frei bin, in Teilen selbst einen Neuauflage bereits verfasster Worte zu bieten.  

Den Löwenanteil des in Einleitung, sechs Kapitel und Glossar unterteilten Werks bildet mit 260 Seiten natürlich das Kapitel „Monsters A to Z“. Hat uns, nach einer sehr praktischen „Alphabetical Listing of Monsters“, die Einleitung ausführlich über den Aufbau der im eigentlichen Kompendium verwendeten Einträge aufgeklärt und nebenbei die Monster noch einmal nach Art und Unterart sortiert (derlei Listen sind für den Spielleiter wirklich extrem hilfreich), geht es dann von Aasimar bis Zombie so richtig ans Eingemachte.

Die Auswahl ist dabei gewaltig und umfasst beispielsweise Dragons, Vampires, Elementals, Harpys, Ghouls, Giants, Angels und vieles mehr. Klassiker wie Goblins, Gnolls, Orcs und Ogres stehen neben Kuriositäten wie Ettercaps, Girallons, Mimics, Ravids und dem Black Pudding. Wer hier kein Monster für jeden Zweck findet, ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft, dem ist meines Erachtens wirklich nicht mehr zu helfen.

Die Kreaturen werden fortlaufend beschrieben, also ohne Seitentrennung von Kreatur zu Kreatur. Es gibt nur eine Überschrift mit dem entsprechenden Namen. Vom Umfang her variieren die Einträge von einer halben Seite bis hin zu mehreren Seiten, sofern Unterarten existieren. Der typische Aufbau besteht aus einem vorangestellten Datenblock, der alle wichtigen Informationen, wie Hit Dice, Speed, Armor Class und Special Attacks enthält, aber auch Angaben zu Abilities, Skills, Feats, Environment und Alignment macht.

Es folgt ein mal mehr, mal weniger sinniger Absatz, der vom Spielleiter als Kurzbeschreibung vorgelesen werden kann, wenn die Gruppe ein bestimmtes Wesen zum ersten Mal trifft. Beim „Githzerai“ steht beispielsweise: „This creature is a thin and tall humanoid with sharp features, a somber face, and yellow eyes.“ Na ja… Dass der Kamerad Krallen wie Nosferatu besitzt und obendrein fleckig gelbe Haut hat, wird unterschlagen. Manchmal sagt ein Bild eben doch mehr als Tausend Worte und deshalb findet sich zu jedem Monster auch eine nette Zeichnung, in diesem Falle die eines grimmigen Fremden in graubrauner Kutte.

Im Anschluss daran finden sich die Spielleiter-Informationen, die interessante Details zur Lebensweise, zum Charakter und (wenn vorhanden) zur Gesellschaftsform der Kreatur anführen. Diese fallen in der Länge sehr unterschiedlich aus, entsprechend der Wichtigkeit und Rolle, die ein Monster in einer Kampagne haben wird. Der Eintrag des Gorgon z.B. ist sehr kurz, Mind Flayers dagegen werden ausführlicher beschrieben, inklusive Daten, wie man ein solches Wesen als SC verkörpert (ein netter Bonus, der manche Einträge ziert und vor allem experimentierfreudigere Gruppen ansprechen dürfte). Natürlich kann ein „Monster“-Handbuch keine Völkerbeschreibungen ersetzen und lässt aus Platzgründen zwangsläufig noch viele Leerstellen – aber das dürfte eigentlich jedem klar sein.

Den Abschluss eines Eintrags bildet ein Textblock zum Kampf, der beschreibt, wie ein Monster den Helden begegnen wird und über welche Spezialfähigkeiten es im Falle einer aggressiven Konfrontation verfügt.

Kapitel zwei und drei widmen sich sehr zusammenfassend (hier gibt es keine Bilder und Vorlesetexte) den „Animals“ und „Vermin“. Wer gegen Ape, Bison oder Crocodile antreten will, findet hier die nötigen Spieldaten. Ein sinnvoller Zusatz für Kampagnen, in denen es nicht von magischen Kreaturen nur so wimmelt.

Kapitel vier und fünf richten sich dann an den kreativen Spielleiter. „Advancing Monsters“ und „Making Monsters“ beschreibt auf je einer Hand voll Seiten knapp aber präzise, wie sich etwa Klassenstufen, Größenvariationen oder die Anwendung von Kreaturenart-Schablonen (etwa Ooze oder Dragon), die im Anschlusskapitel zu finden sind, auf die Ausgangswerte von Monstern auswirken beziehungsweise wie man Schritt für Schritt ein komplett neues Geschöpf entwickelt. Die Anleitung zum Erschaffen neuer Monstrositäten geht dabei nicht nur auf Datenblöcke ein, sondern ermuntert regelrecht dazu, sich ein paar weiterführende Gedanken zu Art und Eigenschaften seiner Schöpfung zu machen.

Eine neue Fertigkeit und ein paar Talente, die speziell von Monstern angewendet werden, finden sich zuletzt in „Kapitel 6: Monster Skills and Feats“. Am Ende steht ein Glossar (a.k.a. „Kapitel 7“), der – und hier machen sich die Errata bemerkbar – zu allen Monster Characteristcs (also „Special Qualities“) zusätzliche Erklärungen bietet. Dabei werden allerdings nur die häufigsten hier aufgeführt, etwa „Darkvision“ oder „Poison“. Qualities, die sehr monsterspezifisch sind, werden nur im jeweiligen Monstereintrag selbst beschrieben und hier nicht wiederholt.

Der Anhang sortiert die Monster noch einmal sehr praktisch nach Challenge Rating.

Fazit: Jeder, der auch nur mit dem Gedanken spielt, in die Welt von „D&D v.3.5“ einzusteigen, kommt an diesem gewichtigen Standardwerk der Monsterkunde nicht vorbei – nicht ohne Grund gilt es als Buch drei der Core Rulebook-Dreifaltigkeit „Player’s Handbook“, „Dungeons Master Guide“, „Monster Manual“. Toll aufgemacht und inhaltlich unglaublich abwechslungsreich lässt der Wälzer kaum Wünsche offen. Top!


D&D Monster Manual Premium (v.3.5)
Grundregelwerk
Monte Cook, Jonathan Tweet, Skip Williams u. a.
Wizards of the Coast 2012
ISBN: 978-0-7869-6244-0
320 S., Hardcover, englisch
Preis: $ 49.95

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