D&D Miniatures Game 2.0 – Starter Set

Erst vor Kurzem erlebte „Dungeons & Dragons“ einen Neustart. Das Rollenspiel in seiner Version 4.0 wurde deutlich entschlackt – und erinnert nun über weite Teile an ein aufgemotztes Miniaturenspiel. Naheliegend wurde auch die „D&D Miniatures“-Reihe generalüberholt und startet nun als Version 2.0 neu durch. Ein „Starter Set“ soll neue Spieler gewinnen und einen Einblick in das System erlauben.

von Jörg Dickel

 

Das „Starter Set“ enthält fünf exklusive Figuren samt Charakterkarten, zwei doppelseitige, vollfarbige Spielpläne, einen 20-seitigen Würfel, Schadensmarker und das Regelwerk. Die Regeln sind einfach und verständlich erklärt (im Wesentlichen geht es um abwechselndes Bewegen und Angreifen, wobei Spezialfähigkeiten für den Spielspaß sorgen), und man kann bereits nach einigen Minuten der Vorbereitungszeit locker loslegen. Auf den ersten Blick scheint also alles gut zu sein.

Auf den zweiten Blick erkennt man jedoch einige Kinderkrankheiten. Die Miniaturen sind alles andere als hochwertig. Das „sculpting“ ist ein Witz, die „Bemalung“ oft verschoben und ungenau. Das geht soweit, dass ich, als alter Tabletop-Haudegen, schon selbst zu Pinsel und Farben gegriffen habe, um diverse Korrekturen vorzunehmen. Dem Durchschnittsspieler mag das gepflegt am Allerwertesten vorbeigehen, ich jedoch finde, dass man für sein Geld durchaus gewisse Standards verlangen kann. Außerdem geht durch billige Verarbeitung in meinen Augen viel von der Atmosphäre des Spiels verloren.

Hinzu kommt, dass sich der Wiederspielwert extrem in Grenzen hält, solange man nur den einen „Starter“ sein Eigen nennt. Zwar heißt es immer, dass man „alles, was man zum Spielen braucht“, in solch einem „Starter Set“ vorfindet, allerdings ist da von Taktik oder Spielspaß nicht wirklich viel zu sehen. Da muss man schon in die zeitgleich erschienenen Booster „Dungeons of Dread“ investieren, die jeweils acht weitere Miniaturen enthalten. Und da sind wir schon beim nächsten Kritikpunkt: dem Preis.

Sowohl Starter als auch Booster kosten laut Herstellerseite knapp 15 Dollar. In Deutschland kommt man etwas billiger weg, was aber vor allem am günstigen Dollarkurs liegt. Angesichts der Qualität des Inhalts ist dieser Preis in meinen Augen schon eine kleine Frechheit. Und da das Hauptaugenmerk bei solchen Booster-Spielen natürlich auf dem Sammleraspekt liegt, kann das den Geldbeutel des geneigten Spielers schon arg schröpfen. Auch der Nutzen für Rollenspieler hält sich leider in Grenzen. Denn auch wenn es toll ist, eine Szene mit Miniaturen nachzustellen, verliert diese Option für einen Spielleiter ganz schnell an Reiz, wenn er für das Leiten eines durchschnittlichen Abenteuers etwa 100 Miniaturen braucht (sehr konservativ geschätzt), die man natürlich nicht fertig abgepackt erstehen kann.

Fazit: Das „Dungeons & Dragons Miniature Game“ erfreut sich sicher nicht ohne Grund seit Jahren einiger Beliebtheit. Und wer das Spiel bisher mochte, dem wird auch die Version 2.0 gefallen. Für „D&D“-Fans, die bisher keinen Zugang gefunden hatten, bietet sich das „Starter Set“ an, um zu testen, wie sich das Spiel spielt. Absoluten Tabletop-Neueinsteigern empfehle ich bei diesem Preis aber eher einen Blick zu den zahlreichen anderen Tabletop-Games, zumindest bis sich die Verarbeitung der Miniaturen erheblich gebessert hat. Tabletop-Fans, denen das Anmalen und Zusammenkleben ihrer Figuren hingegen schon immer ein Greuel war, können hier auch einen Blick riskieren. Wie viel Geld man letztlich in Booster stecken will, kann man ja immer noch selbst entscheiden.


D&D Miniatures Game 2.0 – Starter Set
Sammelbares Figurenspiel
Wizard of the Coast 2008
ISBN: 0786947543
Starter Set mit 5 Figuren, Stat Cards, Spielplan, Würfel, Regeln, englisch
Preis: $ 14,99

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