Das Bestiarium

Was ist eine Fantasy-Welt ohne wilde Tiere und Fabelwesen? Jedenfalls nichts, dass man sich wünscht. Das „Bestiarium“ bildet zusammen mit dem Regelwerk „Midgard – Das Fantasy-Rollenspiel“ und dem Magiewerk Arkanum das Kernregelwerk des beliebten deutschen Rollenspiels „Midgard“.

von Markus Kolbeck

 

Das „Bestiarium“ ist in einen kleineren Teil, „Das Buch der Schöpfung“, und in einen größeren Teil, das eigentliche „Bestiarium“, unterteilt. Im „Buch der Schöpfung“ wird Regeltechnisches besprochen. So erfährt man unter „Eigenschaften“ u. a. etwas über Intelligenz, Rüstung, Ausdauerpunkte, Lebenspunkte, Kraftakte, Bewegung, Raumbedarf und Sinne.

Einen eigenen Regelteil bekommen die nichtmenschlichen Kulturen Midgards gewidmet, also die Halbmenschen, Menschenähnlichen und Tiermenschen. Unter „Übernatürliche Wesen“ werden magische Eigenschaften, z. B. die Empfindlichkeit auf Kaltes Eisen, Immunität gegen Zauberei, Magie gegen Riesenwesen und Zauberkünste bzw. arkane Fähigkeiten beschrieben.

Weiter geht es mit „Tiere und Fabelwesen im Kampf“, wo man u. a. etwas über Fernwaffen, Gift, passive Waffen, Handgemenge und die nicht zu unterschätzende Schwarmbildung erfährt.

In „Besondere Angriffsweisen und Kampftaktiken“ werden anschaulich bestimmte, wesensspezifische Angriffe wie Anspringen, Erdrücken, Kehlbiss und Sturzflug geschildert. Die Gefährlichkeit eines Wesens kommt zum Teil erst durch diese speziellen Angriffsarten zur Geltung. Welchem Abenteurer wird da nicht anders, wenn er von einem Tiger zu Boden gerissen wird und gleichzeitig mit Biss und Hinterpfoten traktiert wird?

Auch ein eigenes Kapitelchen bekommen Vertraute von Zauberkundigen, wobei eine Reihe mehr oder weniger geeigneter Wesen aufgelistet wird.

Im eigentlichen „Bestiarium“ werden rund 500 Kreaturen vorgestellt. Dabei sind sie jeweils unter einem Sammelbegriff zusammengefasst, z. B. „Wölfe“ oder „Drachen“. Von einer Variante wird manchmal auch nur ein durchschnittlicher Vertreter mit Spielwerten angegeben, die man gemäß den Angaben im Text variieren kann, um eine andere Abart zu erhalten. An Sammelbegriffen findet man u. a. Dämonen (die meisten werden erst in „Meister der Sphären“ beschrieben), Echsen, Entseelte, Fabelrösser, Geisterwesen, Golems, Naturgeister, Saurier, Schleimmonster, Spinnentiere, Vampire und Werwesen.

Die Falsche Hecklaterne und der Kammwal sind mit 22 Graden am hochstufigsten; am gefährlichsten sind aber uralte Drachen und der Koloss. Für jedes Wesen wird das Verbreitungsgebiet angegeben; eine Weltkarte ist im Band auch abgedruckt, sodass man die angegebenen Gebiete leicht finden kann. Viele der Wesen sind auch mit einer Illustration versehen.

Am Ende des Bandes findet man noch eine alphabetische Auflistung aller Wesen mit Erfahrungspunkten, Grad und Gefährlichkeit, eine Liste der Kreaturen, die mit dem Zauber „Ungeheuer rufen“ gerufen werden können, eine Liste mit magischen Wesen, eine Übersicht mit Auren von Geschöpfen sowie eine Liste mit den Klassen der Wirbeltiere (Amphibien, Fische, Säugetiere usw.). Ein Index rundet das Werk ab.

Fazit: Soll „Midgard“ ein abgerundetes Fantasy-Rollenspiel sein, so ist das „Bestiarium“ eine unverzichtbare Quelle an Kreaturen und auch Inspiration für eigene Geschöpfe. Dabei ist hervorzuheben, dass die Autoren sich Mühe gegeben haben, ein ausgewogenes Verhältnis von Erfahrungspunkten und Gefährlichkeit zu schaffen – wie man es von einem „Midgard“-Band auch zu Recht erwarten kann.


Das Bestiarium
Regelbuch
Alexander Huiskes, Peter Kathe
Pegasus Spiele / VF&SF 2003
ISBN: 3930635593
384 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 34,90

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