Cthuloide Welten #9

Die aktuelle Ausgabe der "Cthuloiden Welten" ist satte 100 Seiten stark, wovon die Hälfte von zwei Abenteuern eingenommen wird. Weitere Beiträge mit Szenario-Anregungen sorgen dafür, dass spielbares Material reichlich vorhanden ist.

von Joachim Hagen

 

Das erste Abenteuer, "Kleine Freunde" von André Wiesler, spielt in der Gegenwart und beschäftigt sich mit einer originellen cthuloiden Interpretation der – mittlerweile abgeklungenen – Tamagotchi-Welle sowie den grausigen Dimensionen pervertierter Technik. Interessant ist, wie der Autor verbreitete Computertechnologie um Horror-Aspekte erweitert. Das Abenteuer sieht zwei mögliche Enden vor, die auch miteinander kombiniert werden können. Auch ist ein Testspielbericht als Spielleiterhilfe enthalten.

Das zweite Abenteuer, "Priester der Krähen" von Stefan Moriße und Heiko Gill, ist in den 1920er Jahren an der deutschen Nordseeküste angesiedelt. Die Charaktere kommen als Gäste einer neu gegründeten Feriensiedlung dorthin und wollen eigentlich nur ausspannen. Natürlich finden sie wenig Ruhe, sondern müssen sich mit religiösem Fanatismus und Antisemitismus auseinandersetzen.

Im Vergleich zum ersten Abenteuer ist das zweite weitaus geradliniger angelegt, aber nicht weniger stimmungsvoll. In beiden Episoden werden die Charaktere nicht direkt mit dem Wirken des Cthulhu-Mythos konfrontiert, sondern mit dessen Auswüchsen, die durch menschliches Fehlverhalten hervorgerufen werden.

In der Rubrik "Aus den Tiefen vergessener Bibliotheken" befasst sich "Der Eintänzer" von Wolfgang Schiemichen mit einer sexuellen Selbsterfahrungsgruppe, die letztlich nur dazu dient, die Gelüste der Betreiber zu befriedigen. Leichtsinnigerweise greifen diese, um ihre "Leistungen" attraktiv zu verpacken, auch auf Bücher zurück, die besser ungelesen geblieben wären – mit verhängnisvollen Konsequenzen.

Der Artikel "Terra Incognita: Expeditionen ins Unbekannte" von Ingo Ahrens ist eine Übersicht über die in den 1920er Jahren durchgeführten Expeditionen mit Anregungen, wie sich dieser reale Hintergrund für "Cthulhu"-Abenteuer verwenden ließe.

"Das Stadtmuseum" von Sebastian Weitkamp beschreibt eine universell einsetzbare Örtlichkeit, welche die Spielercharaktere im Zuge einer Nachforschung besuchen könnten, komplett mit Grundrissen, Nichtspielercharakteren und drei Szenario-Ideen.

"Friedrich Wilhelm von Junzt – die 'wahre' Geschichte" von Sascha Hillenbrand ist die unterhaltsame, fiktionale Biografie des Mythosbuch-Autors, der durch sein "Von unaussprechlichen Kulten" berüchtigt wurde. Abgerundet wird das Ganze durch zwei Szenarioanregungen, die sich um von Junzt und sein Werk drehen.

Es folgt ein Interview mit William Jones, der als "Cthulhu"-Autor arbeitet und zudem das englischsprachige "Cthulhu"-Magazin "Book of Dark Wisdom" herausgibt.

Anschließend plaudert Handout-Gestalter Kostja Kleie aus dem Nähkästchen und gibt Einblick in die Erzeugung von "Keilschrift & Rollsiegel", wie auch der Titel des Beitrags lautet. Für Spielleiter, die sich um größtmögliche Authentizität bemühen, sicherlich wertvoll, für alle anderen Leser ein interessanter Blick hinter die Kulissen. Schließlich erfährt man so, wie einige der hochwertigen Handouts und Illustrationen der "Cthulhu"-Reihe erstellt worden sind.

Carsten Schmitt berichtet in "Vom richtigen Recherchieren", welche Quellen man als Spielleiter benutzen kann, um den Hintergrund von "Cthulhu"-Abenteuern umfassend vorzubereiten.

Auf der "Namenlosen Seite" darf sich Steffen Schütte augenzwinkernd über "Deutsch als Welt- und Reisesprache" auslassen, bevor diese Ausgabe mit Cartoons von Francois Launet humorig ausklingt.

Fazit: Die "Cthuloide Welten #9" ist eine bunte Mischung aus informativem und spielbarem bzw. im Spiel einsetzbarem Material. Als Käufer bekommt man für seine sechs Euro einen fairen Gegenwert.


Cthuloide Welten #9
Offizielles Magazin für H. P. Lovecrafts Cthulhu
Pegasus Spiele 2005
ISSN 1610-5362
100 S., geheftet, A4, deutsch
Preis: EUR 6,00

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