Cthuloide Welten #7

Das cthuloide Titelbild stammt von Jeff Remmer und zeigt wohl einen Dunkeldürren im Anflug. Die „Cthuloide Welten #7“ (CW) beinhaltet 14 Beiträge, darunter zwei Szenarien, ein Interview und Cartoons.

von Markus Kolbeck

 

Los geht es mit der Rubrik „Neues aus R’lyeh“ und darin mit den umfassenden cthuloiden Nachrichten, sprich Produktneuigkeiten.

In der Reihe „Aus den Tiefen vergessener Bibliotheken“ präsentiert Wolfgang Schiemichen dem Leser diesmal „Gefühlsechte Exotik“, was als Begleitung zum Band „Necronomicon – Geheimnisse des Mythos“ gedacht ist, der ebenfalls im Oktober erschienen ist. In dem Artikel werden die Erlebnisse von Tommy in Form einer Kurzgeschichte dargestellt, reichlich gespickt mit Auszügen aus Junzts „Von unaussprechlichen Kulten“. Der Artikel macht gespannt auf den Band „Necronomicon“, was ja auch sein Zweck sein soll.

„Nickelnkulk“ ist ein 20-seitiges Szenario von Steffen Schütte für die 1920er Jahre und beinhaltet Motive von „Mit Schirm, Charme und Melone“, englisch „The Avengers“. Anhand der Episode „Afrikanischer Sommer“ gibt der Autor ein Beispiel, wie man ein Szenario aus einer Serienepisode machen kann und regt an, sich auch in Zukunft bei Film und Buch „zu bedienen“. Liebhaber der Serie werden aufhorchen und so wird dem Leser auch ein skurriles Abenteuer um ein Luxusauto, afrikanische Leopardenmänner bei Braunschweig (!), Schlafgift und einen Kolonialverein geboten. Das Szenario zeichnet sich durch originelle Ideen aus und am Ende sollte eine Innsmouth-mäßige Razzia der Polizei die Übeltäter dingfest machen.

In der Rubrik „Spielend leiten – Spieler leiten“ stellt Joachim A. Hagen mit „Des Wahnsinns fette Beute“ Geistesstörungen und ihre rollenspielerischen Konsequenzen in den Mittelpunkt. Als eine der bekanntesten psychischen Erkrankungen wird die Schizophrenie in dem Artikel behandelt, weiterhin Phobien, Persönlichkeitsstörungen, u. a. dissoziale, andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung (per se für Spieler in Frage kommend) und multiple Persönlichkeiten. Es wird das Krankheitsbild beschrieben und es gibt zum Teil Hinweise für Spielleiter und Spieler. Eine kurze Liste mit Web-Seiten zum Thema vervollständigt den Artikel. Wahnsinn in seinen graduellen Abstufungen auszuspielen, so lange der Charakter dadurch nicht gänzlich schachmatt gesetzt wird, gehört sicherlich zu dem Reizvollen an „Cthulhu“ für etwas erfahrenere Spieler. Auf Regelballast, wie Modifikationen für Fertigkeiten, hat man verzichtet; da muss sich der Spielleiter im Falle eines Falles selbst etwas ausdenken, aber man sollte berücksichtigen, dass der „Wahnsinns-“Spaß in erster Linie vom Rollenspielen kommt und nicht von einem Wust an Regeln.

Weiter geht es in der Reihe „Cthulhu Regionalia“ mit „Dresden und die Sächsische Schweiz“ von Jan Christoph Steines. Es werden Geschichtliches und mehr praktisch Verwertbares (wie beispielsweise Unterkunft und Verpflegung) genannt, ganz wie man es von der Regionalia-Reihe gewohnt ist. Einen Stadtplan von Dresden und eine Landkarte der Sächsischen Schweiz gibt es auch.

Direkt an den Dresden-Artikel schließt sich ein achtseitiges Szenario namens „Die Prophezeiung“ vom gleichen Autor an. Vor rund 1000 Jahren hat ein Slawe prophezeit, dass zur Zeit des Abenteuers sein ältester Nachfahre ein Ritual zur Anrufung von Tulzscha vollendet, das ihm selbst misslungen war. Dieser Nachfahre ist angeblich Carl Angermann, ein eventuell den Charakteren bekannter Mythos-Forscher. Carl will den vermuteten Tulzscha-Kult vernichten, doch sein Bruder Fritz hat andere Pläne. Das Szenario spielt in und um Dresden, sodass man den Regionalia-Artikel gleich verwerten kann; eine nette Dreingabe zu eben diesem.

„Der verruchteste Mann der Welt“ ist ein Artikel in der Reihe „Persönlichkeiten der 20er Jahre“ von Joachim A. Hagen und schildert das Leben des Okkultisten Aleister Crowley. Cthulhu-Mythos und Okkultismus liegen eng beieinander und so ist es nicht weiters verwunderlich, wenn die Charaktere auch einmal auf Crowley treffen oder aber zumindest von ihm in der Presse lesen.

„Der rasende Reporter“ wird dem Leser in „Berufe in den Zwanzigern“ von Julia Erdmann vorgestellt. Der Beruf des Journalisten wird in interessanter Weise in den wichtigsten Aspekten aufgezeigt, samt differenzierter Berufsfelder wie Radiosprecher oder Redakteur. Der Journalist gehört sicherlich zu den in „Cthulhu“ häufiger gewählten Berufen und hier findet man alles, um den Beruf auszustaffieren.

In „Cthulhu in Polen“ wird von Jerzy Cichocki und Tim Scharnweber beschrieben, wie es um das „Cthulhu“-Rollenspiel in Polen bestellt ist. Diese Blicke über den Tellerrand der deutschsprachigen Rollenspielszene sind immer wieder lesenswert.

In einem Interview mit François Launet, dem Gestalter mehrerer Titelbilder von CW-Ausgaben und „Cthulhu“-Publikationen, spricht dieser über seinen künstlerischen Werdegang, die Anziehung, die H. P. Lovecraft auf ihn ausübt, seine künstlerische Arbeit und andere interessante Details aus seinem Leben.

In „Scriptorium Arcanum“ schildert Kostja Kleye die Erstellung mittelalterlich wirkender Handschriften. Unter anderem werden Schreibwerkzeuge, Papierarten und die Anfertigung von Initialen genannt bzw. geschildert. Es dürfte sich zwar als recht schwierig erweisen, eine überzeugende mittelalterliche Handschrift zu erstellen, aber für manchen mag das ja eine Herausvorderung sein.

Ferner gibt es noch eine Leserumfrage mit Gewinnmöglichkeit, einen Cartoon auf der „Namenlosen Seite“ und einen Cartoon aus „Unspeakable Vault of Doom“ von François Launet in Farbe.

Fazit: CW #7 hat nocht etwas zugelegt, wenn das überhaupt noch möglich ist, was man in erster Linie daran sieht, dass es gleich zwei Szenarien bietet, wenn auch etwas kürzere. Der Artikel über den Wahnsinn wird sicherlich so manche Rollenspielrunde bereichern und auch Reporter können jetzt besser dargestellt werden. Wieder eine gelungene Mischung aus Szenarien, Hintergrundinformation und Humor. Weiter so!


Cthuloide Welten #7
Offizielles Magazin für H. P. Lovecrafts Cthulhu
Pegasus Spiele 2004
ISSN 1610-5362
100 S., geheftet, A4, Deutsch
Preis: EUR 6,00

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