Cthuloide Welten #4

„Cthuloide Welten #4“ (CW) ist Anfang April 2003 erschienen und läutet eine neue Runde cthuloiden Lesespaßes ein.

von Markus Kolbeck

 

In der Rubrik „Aus den dunklen Zwischenreichen“ gibt es den 2. Teil der Reihe „In den Tiefen der Meere“ von Wolfgang Schiemichen. Es werden Othuum, der Cthulhus Wächter ist, und seine Abkömmlinge, sowie Gloon, der gefangen ist in einem untergegangenen Tempel, vorgestellt. Bewährt Cthuloides hier.

Weiter geht es mit „Die Eiffel“ in „Cthulhu Regionalia“ von Thomas Michalski und Matthias Schaffrath. Der gut recherchierte Artikel führt in die Eiffel der 1920er Jahre ein. Man erfährt einiges über das Reisen in der Eiffel, deren Vergangenheit, Riten und Feste der Bevölkerung, überhaupt deren Leben. Ferner gibt es noch Sagen und etliche Abenteuervorschläge.

„Ausgewählte Modelle“ bringt uns Gero „Zodiak“ Pappe in dem 2. Teil von „Über Autos der 20er Jahre: Die USA“ näher. Es wird kursorisch auf einen Ausschnitt aus dem Automobilmarkt der USA der damaligen Zeit eingegangen, wobei jedes Modell mit einem Foto abgebildet ist. Man kann seinen Spielern also zeigen, wie der betreffende Wagen aussieht. Auch dieser Artikel zeugt von detaillierter Recherche.

Das 17-seitige Abenteuer „Die Farbe der Furcht“, verfasst von Joachim A. Hagen mit Frank Heller, kann in allen drei „Cthulhu“-Hauptepochen gespielt werden: 1890er, 1920er und Jetztzeit. Handlungsort ist Amerika, doch wenn man die wenigen vorkommenden Namen abändert, kann das Abenteuer auch woanders angesiedelt werden. Die Spielercharaktere werden von Neil Robertson und seiner Familie in ihr Landhaus eingeladen. Dort angekommen merken sie, dass etwas nicht stimmt. Niemand erwartet sie. Das Haus ist leer, obwohl die Betten benutzt sind und sie Kleidung finden. Von da an haben sie es mit einem gefährlichen Schrecken zu tun, der nur einen Schwachpunkt hat. Spannender Spielspaß ist vorprogrammiert, doch erinnert das Abenteuer etwas an eines aus dem Grundregelwerk. Der Hausplan befindet sich im DIN A3-Format in der Heftmitte zum Herausnehmen und auf der hinteren Umschlagseite wurden Charaktere und Autos für die verschiedenen Epochen aufgedruckt. Eine nette Dreingabe und zudem nützlich, um festzustellen, wer genau wo sich während des Abenteuers befindet, falls man keine Zinnfiguren hat.

„Der Fluch des Rattenwesens“ ist ein 9-seitiges Szenario von Frank Heller für „Katzulhu“. Es spielt in der Jetztzeit und stellt eine Satire auf die Rollenspielszene beziehungsweise deren Wahrnehmung durch die Medien dar. In diesem Szenario wird eine Gruppe von Rollenspielern von einem gewissen Dr. Dark entführt, der sie zu Rattenwesen machen will. Die Charaktere haben dies als Katzen mit der Hilfe der Hunde aus der Nachbarschaft zu verhindern. Schön, dass auch etwas Humor den Weg in die CW gefunden hat, wenn auch manche wohl befürchten, das würde das Horrorkonzept verwässern.

Mit „Das dunkle Zeitalter“ ist auch eine Erweiterung für „Cthulhu 1000 AD“ von Stéphane Gesbert in dieser CW dabei. In diesem Artikel wartet auf den mittelalterlichen Ermittler eine zweite Liste mit Naturkatastrophen und okkulten Ereignissen. Ein kürzerer Abschnitt widmet sich Belagerungsmaschinen, ein längerer Krankheiten im Mittelalter. Es werden Informationen gegeben zu Verfolgungsjagden, Erschöpfung, Überleben in der Wildnis, Licht, Feuer und Muskelkraft. Außerdem wird noch mit einigen Spielleitertipps aufgewartet.

In „Sieben glorreiche Halunken“ von Frank Heller werden kurz einige neue Berufe für das Wild-West-Setting vorgestellt, etwa „Rechtsanwalt“ oder „Spielerin“.

Aus der Reihe „Berufe in den 20ern“ wird uns „Flapper“ von Tina Wessel präsentiert. Flapper zu sein ist für junge Frauen der 1920er eine Lebensansicht, die sich in modischer Kleidung und Wertewandel zeigt. Sehr informativ! Flapper ist natürlich eigentlich kein Beruf, kann aber zu einem solchen bei der Charakterentwicklung dazu genommen werden.

„Leben wie Cthulhu in Frankreich“, erneut von Frank Heller, gibt einen Überblick über die französische „Cthulhu“-Szene samt Veröffentlichungen. Die Franzosen glauben, dass „Cthulhu“ in Frankreich am erfolgreichsten ist, und Lovecraft gilt bei ihnen als einer der großen Horrorschriftsteller.

Ein Interview darf auch nicht fehlen, diesmal mit Thomas Finn. Dieser dürfte etwa durch ein Abenteuer im „Wales“-Band und verschiedene Publikationen für „Das Schwarze Auge“ bekannt sein. Er war sogar Chefredakteur der „Nautilus“. Im Interview verrät Thomas Finn  einiges über seinem Hauptberuf und Neues von seinen Projekten wie seinem Beitrag zur „Deutschlandbox“.

Aus der Rubrik „Spielend leiten – Spieler leiten“ gibt es diesmal „Verbotenes Wissen“ von Steffen Schütte. Der Autor präsentiert darin Bücher zu Mythen, Okkultismus und Verschwörungstheorien, die man zum Teil sogar als Handout austeilen kann.

In „Aller Anfang ist schwer“ zeigt uns Momo Evers „Innovative Spielstarts ins Grauen“. Es wird viel wert auf den Plot vor dem Plot gelegt, sodass Gelegenheit zum Rollenspiel besteht.

Ferner gibt es in der CW noch Cthuloide News, Vernetzte Tentakel (mit Surftipps) und die Namenlose Seite (u. a. mit einem Comic).

Fazit: Auch diese CW bringt wieder eine Vielzahl vielseitiger, spielbarer oder informativer Artikel. Diesmal war auch etwas für „1000 AD“ dabei, was ich noch bei der CW #3 kritisiert habe. Auch „Katzulhu“, Wild West und die drei Hauptepochen werden „bedient“, sodass eigentlich kaum noch Wünsche offen bleiben. So ist es auch kein Wunder, dass die CW begehrt ist – manche sagen, mehr als das Necronomicon. Die #1 ist folglich schon vergriffen und von der #2 gibt es nur noch wenige Exemplare (Stand: April 2003). Jeder ernsthafte Cthulhuist sollte also schleunigst zugreifen.


Cthuloide Welten #4
Offizielles Magazin für H. P. Lovecrafts Cthulhu
Frank Heller (Hrsg.)
Pegasus Spiele 2003
ISSN: 1610-5362
96 S., Softcover, A4, deutsch
Preis: EUR 5,00