Conan CCG

Irgendwie schaffen manche Sammelkartenspiele nach ihrem Erscheinen einfach dem Absprung nicht. Schaut man sich hierzulande in den örtlichen Spieleläden um, trifft man so gut wie gar nicht auf das „Conan Collectible Card Game“. Und auch im Internet gibt es neben der offiziellen Webseite von Comic Images nur ein paar einsame, aber durchaus positive, englische Rezensionen zum Core Set. Hier ist mal eine auf Deutsch.

von Dominik Cenia

 

Mittlerweile hat das „Conan CCG“ von Comic Images auch schon einige Monate auf dem Buckel. Grund genug also für den Ringboten, das Spiel einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn immerhin hat die Figur des Conan im letzten Jahr mal wieder so einiges an Aufwind erlebt. Sei es durch die fantastischen neuen Comics, die Romanausgaben bei Heyne oder durch das Rollenspiel von Mongoose Publishing: Conan ist in aller Munde. Und auch das lang erwartete Online-Rollenspiel „Age of Conan“ nähert sich so langsam seiner Vollendung.

Warum hört mal also so gut wie gar nichts von dem „Conan CCG“? Okay, es ist auf Englisch, aber das hat andere Spiele-Hits auch nicht davon abgehalten, berühmt zu werden. Ist es vielleicht die Tatsache, dass der Hersteller Comic Images in der Spielebranche der Ruf eines Fast-Food Spieleherstellers hat? Aber wieso? Immerhin ist zum Beispiel das Wrestling-Sammelkartenspiel „Raw Deal“ zumindest in Amerika ziemlich erfolgreich.

Was auch immer die Gründe sein mögen, an dem Spiel selbst kann es bestimmt nicht liegen, denn das ist wirklich gelungen!

Ein Starter enthält 55 Karten und eine Spielanleitung. Pro Spieler wird ein Starter benötigt. Booster enthalten jeweils 11 Karten. Das Starter Deck besteht aus einer Conan-Foil-Karte, 11 Fixed, 3 Rare, 12 Uncommon, 9 Common und 19 Very Common Karten. Insgesamt gibt es vier verschiedene Starter Decks, jeweils mit einer anderen Conan-Foil-Karte.

Aber Moment mal… Very Common? Ja, denn Comic Images hat es sich nicht nehmen lassen, das übliche Spektrum der Seltenheitsgrade um Very Common und Very Rare (ca. 1 bis 2 pro Booster Display!) zu erweitern. Damit wird es natürlich zu einer echten Lebensaufgabe, die 197 verschiedenen Karten des Core Sets vollständig zu sammeln. Den einen oder anderen Sammler mag diese zusätzliche Unterteilung abschrecken. Und es mit Sicherheit nicht verkehrt, diese Geschäftsstrategie mit einem kritischen Stirnrunzeln zu betrachten. Aber da Trading Cards ja bekanntlich eh süchtig machen, sobald man einmal angefangen hat, ist diese Tatsache wohl schnell vergessen…

Beim „Conan CCG“ gibt es zwei Decks pro Spieler. Einmal ein Deck, das aus Actions, Moves, Items, Places und Allies besteht, und dann noch ein Deck, das aus Minor und Major Foes zusammengestellt ist. Zu Beginn des Spiels sucht sich jeder Spieler passend zu seinem Deck einen von acht unterschiedlichen Conan-Charakteren aus (etwa „Conan the Barbarian“, „Conan the Destroyer“ usw.). Jede dieser Conan-Figuren hat eigene besondere Fähigkeiten und Kampfwerte. Ziel des Spiels ist es, mit Hilfe seiner Minor und Major Foes den gegnerischen Conan zu besiegen oder für seinen eigenen Conan genug Ruhm zu sammeln, um das Spiel zu gewinnen.

Dabei wechseln sich pro Spielzug Angreifer und Verteidiger ab. Zuerst übernimmt der eine Spieler die Rolle seines Conans und verteidigt sich gegen die ausgelegten Feinde des Gegners. Anschließend zieht er seinen Conan zurück und darf nun selber mit den Karten seines Foe Decks den Conan des Mitspielers angreifen.

Ein Spielzug unterteilt sich dabei in verschiedene Phasen, in denen man seinen Conan ausrüsten oder erholen kann. Mit Hilfe von Action Cards, die man in verschiedenen Phasen spielen kann, bereitet man dann seine Figur auf die Angriffe des Gegners vor.

Der Kampf zwischen Conan und seinen Feinden ist der eigentliche Clou des Spiels. Hier werden zuerst offen die Angreifer in Conans vier Verteidigungszonen gelegt. Anschließend legen die Angreifer verdeckt ihre Moves aus. Conan kann reagieren, indem er entsprechend eigene Moves in die jeweiligen Zonen legt. Anschließend werden die Moves der Angreifer ausgelegt. Das Besondere dabei: Es werden nicht einfach nur die Karteneffekte abgehandelt. Denn jede Karte besitzt an ihrem rechten und linken Rand eine Reihe von unterschiedlich angeordneten Angriffs- und Verteidigungssymbolen. Das Spiel basiert also auf einem einfach Legemechanismus, bei dem nur die Angriffe durchkommen, die nicht von einem entsprechenden Verteidigungssymbol an der gleichen Stelle abgewehrt werden.

Dadurch vereint das Spiel nicht nur Taktik, sondern auch einen starken Glücksfaktor in sich. Denn nur wer seine Moves richtig auslegt, kann mit einem Schlag ein oder mehrere Feinde gleichzeitig ausschalten. Im Gegenzug kann der Mitspieler dem eigenen Conan aber auch ordentlich zusetzen, wenn er zum Beispiel mehrere Feinde in eine Zone legt.

Mit jedem besiegten Feind steigt nicht nur der Ruhm, sondern auch die Anzahl der „Scars“, die Conan abbekommt. Je mehr Ruhm Conan sammelt, desto mehr Feinde tauchen in der nächsten Runde allerdings auf. Im Gegenzug erlauben einem die „Scars“, zusätzliche Ausrüstung zu verwenden oder besondere Action Cards oder Moves zu spielen.

Moves und Actions werden mit „Prowess“ bezahlt, was soviel wie die Ausdauer der eigenen Spielfigur darstellt. Das Spiel wird also immer härter, denn die Feinde werden zahlreicher, während Conans Ausdauer und seine Lebenspunkte rapide abnehmen, um der Übermacht Herr zu werden.

Zu Beginn tut man sich mit der Spielmechanik des „Conan CCG“ zugegeben etwas schwer. Die Idee, den Kampf über das Auslegen von verschiedenen Symbolen abzuhandeln, ist etwas abstrakt und in kaum einem anderen Sammelkartenspiel zu finden. Nach einigen Runden hat man das Konzept allerdings schnell drauf, sodass aus dem „Conan CCG“ vor allem ein schnelles Spiel wird. Es gibt auch keine „toten“ Karten, denn fast alle Karten lassen sich zur Not auch als Move ausspielen, auch wenn dann der jeweilige Effekt etwa von einer Action Card verloren geht.

Was das Layout der Karten angeht, hat sich Comic Images aus dem schier unerschöpflichen Angebot an Conan-Illustrationen bedient. Es gibt Bilder aus den klassischen Comics und aus der neuen Comicreihe oder Einzelbilder verschiedener Conan-Künstler. Die Qualität der Bilder reicht dabei vom Stil der 1970er-Jahre-Comics bis hin zu echten Kunstwerken.

Die Anordnung der Karten selbst in recht klassisch. Neben den allgemeinen Werten, wie den Kosten oder der Angriffsstärke, gibt es auch bei Conan noch eine Textbox mit einem entsprechenden Kartentext beziehungsweise Spieleffekt.

Das Spiel kommt eigentlich mit recht wenig Regeln aus, auch wenn das über 60-seitige, kleine Regelheft einen anderen Eindruck vermittelt. Mein einziger Kritikpunkt wäre aber auch entsprechend genau dieses Regelheftchen. Es ist zwar in leicht verständlichem Englisch geschrieben, wirkt aber ein wenig ungeordnet. Außerdem haben sich einige Fehler eingeschlichen, die aber zum Glück auf der Webseite von Comic Images im FAQ und im Online-Rulebook verbessert wurden.

Fazit: Das „Conan Collectible Card Game“ ist ein fesselndes und von der Spielmechanik her erfrischend neues Sammelkartenspiel, das vor allem durch seine fantastischen Conan-Illustrationen glänzen kann. Abstriche muss man wohl bei dem hohen Sammelfaktor machen, der wegen der Very Common und Very Rare Karten ziemlich teuer ausfällt. Außerdem ist es nicht ganz so einfach, für das Spiel ein Deck zu bauen. Die Möglichkeiten sind einfach zu vielfältig. Zu guter Letzt sei auch noch einmal das Regelbuch erwähnt, das einfach zu viele Fehler aufweist und schleunigst durch die Version im Internet ersetzt werden sollte.

Conan CCG Core Set Sammelkarten-Grundset Jason Robinette, Zev Shlasinger Comic Images 2006 ISBN: n.a. 197 Karten, englisch Preis: ca. EUR 11,00 (Starter) / ca. EUR 3,50 (Booster) bei phantasos-spiele.de bestellen (Starter) bei phantasos-spiele.de bestellen (Booster)

Links:

 

www.comicimages.com/conan/