Conan 12 – Cimmeria

Nach drei Jahren voller Abenteuer im Süden kehrt Conan in seine Heimat Cimmeria zurück. Doch vieles hat sich in seinem Heimatland im Laufe der Zeit verändert. Neu geschmiedete Bündnisse, eine brüchige Waffenruhe sowie alte Bekannte, Freunde und Feinde sorgen für genug Probleme auf der Heimreise.

von Dominik Cenia

Band Zwölf enthält die Hefte #0 bis #7 der „Conan the Cimmerian“-Serie von Dark Horse und schlägt damit ein neues Kapitel in der Saga rund um den bekannten Barbaren auf. Erstmals kehrt Conan wieder in seine Heimat zurück, die er vor gut drei Sommern nach der Schlacht um Venarium verlassen hatte. Doch noch bevor Conan in sein Heimatdorf zurückkehren kann, trifft er nicht nur auf blutrünstige und verhassten Krieger der Vanir und Aesir, sondern auch auf seine alte Freundin und erste Liebschaft Caollan. Diese gehört jedoch mittlerweile nicht mehr zu Conans Klan und steckt außerdem mehr oder weniger als „Faustpfand“ zwischen den Streitereien eines anderen cimmerianischen Klans und den Aesir fest. Conan nimmt sich des Problems an, auch wenn Caollan eigentlich alles andere als eine hilfsbedürftige Frau ist. Dazwischen folgen episodenhaft Geschichten über Conans Großvater Connacht, der einst selbst in den Ländern des Süden gewandert ist und von dem der junge Conan später all die Geschichten von fernen Lernen hören durfte (siehe „Conan 9 – Auf dem Schlachtfeld geboren“).

Diese Rückblenden unterscheiden sich von ihrem Zeichenstil und der Erzählweise her stark von der eigentlichen Haupthandlung. Stammen die Zeichnungen doch aus der Feder von Urgestein Richard Corben, der nicht nur als Zeichner von Titeln wie „The Punisher“ oder „Ghostrider“, sondern auch als Autor diverser Graphic Novels bekannt sein dürfte. Obwohl sein Zeichenstil eher ungewöhnlich ist und nicht jedermanns Sache sein dürfte, fangen die Farben von José Villarrubia die Ereignisse aus der Vergangenheit wunderbar ein und grenzen sich klar und deutlich zum gegenwärtigen Handlungsstrang Conans (wieder von Tomás Giorello gezeichnet) ab.

Autor Timothy Truman greift ein wenig Kurt Busiks Pionierarbeit rund um Conans Kindheit und Jugendgeschichte wieder auf (siehe erneut „Conan 9 – Auf dem Schlachtfeld geboren“), fokussiert sich dabei aber mehr auf Connachts Abenteuer, sodass der Band weitgehend zweigeteilt ist. Auch gibt es ein Wiedersehen mit Conans Mutter Fialla. Hier verändert sich der Cimmerianer vom wortkargen und immer praktisch denkenden Barbarenkrieger zum heimkehrenden gefeierten Abenteuer mit Elternhaus. So ganz will das alles in meinen Augen nicht zueinander passen. Der Barbar aus der Fremde, dessen episodenhafte und zeitlich immer an anderer Stelle stattfindenden Abenteuer, wie sie von Robert E. Howard geschrieben wurden, erscheint plötzlich überaus verwundbar. Er hat eine Mutter und ein Heimatdorf, dass von seinen Abenteuern der letzten drei Jahre sogar überaus gut informiert scheint. Der wandernde Einzelgänger, der immer wieder als ein völlig Unbekannter in irgendwelchen kleinen Königreichen des Südens auftaucht, wirkt im kargen und fernen Cimmeria an einigen Stellen fast schon wie ein gefeierter Rockstar.

Auch kehrt Conan, nachdem er so ganz nebenbei all die Probleme vor Ort gelöst hat, auch schon wieder seiner Heimat den Rücken zu, um erneut die Welt zu erkunden. Doch war es denn am Ende seiner letzten Abenteuer (siehe „Conan 11 – Nergals Hand“) nicht so, dass Conan all der Abenteuer und Länder im Süden überdrüssig geworden war und deshalb wieder zurück in seine Heimat wollte? Woher dieser plötzliche Sinneswandel? Und welch Zufall, dass er ausgerechnet während der festgefahrenen Streitigkeiten der dortigen Klans auftaucht und mal eben alles in Ordnung bringt. Truman enttäuscht hier mittlerweile doch stark, auch wenn einige Rückblenden rund um Conans Großvater oder die Erschaffung der Skrae (tolle Idee, aber betrachtet man den Rahmen der Handlung vielleicht etwas übertrieben) ganz nette Ideen enthalten.

Fazit: In „Conan 12 – Cimmeria“ steckt mir insgesamt zu wenig Robert E. Howard und viel zu viel Eigenregie von Timothy Truman, der hier im Prinzip auf ein pioniergeistartiges Konzept von Kurt Busik zurückgreift. Ähnlich wie in „Nergals Hand“ wirkt hier alles ein wenig zu konstruiert und die Rückblenden auf Connachts Abenteuer moralisch überbewertet. Mag man doch als treuer Leser meinen, dass Conan wohl mehr als genug eigene Lehren und Erfahrungen aus all seinen bisherigen Abenteuern gezogen hat, um noch von irgendwelchen Geschichten über seinen Großvater beeindruckt zu sein. Selbst die Sache mit dem „sesshaft werden“ erscheint da irgendwie fehl am Platz, wenn man doch bedenkt, dass Conan unter Robert E. Howard noch später hier und da als König des ein oder anderen Reiches auftreten wird. Dass da doch noch irgendwann einmal eine Rückkehr zum „bäuerlichen Leben“ in einem cimmerischen Dorf stattfinden wird (man bedenke auch die „Nemidischen Chroniken“, auf welche sich die erste Serie stützte), erscheint mehr als unglaubwürdig. Entweder begeht Truman hier demnächst eine Kehrtwendung und besinnt sich wieder mehr auf den Kern des „Sword & Sorcery“ oder er sollte es lieber bei der Wiedergabe bewährter Robert E. Howard Storys belassen. Material wäre zumindest noch genug vorhanden. Alle anderen weiteren „Alleingänge“ tun der Serie, die noch immer hochwertig gezeichnet und produziert ist, einfach nicht gut.


Conan 12 – Cimmeria
Comic
Timothy Truman, Tomás Giorello, Richard Corben, José Villarrubia
Panini Comics 2010
ISBN: 9783866079564
196 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

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