Conan 10 – Conan und die Prophezeiung

So langsam nähern wir uns dem Ende der „Conan“-Saga von Panini. Doch keine Sorge, denn der Verlag hat bereits angekündigt, die Serie unter dem Titel „Conan the Cimmerian“ sozusagen in die zweite Staffel zu führen. Doch bis dahin freuen wir uns über den zehnten und vorletzten Band der regulären „Conan“-Reihe (beziehungsweise „Conan the Barbarian“ im Original bei Dark Horse). Als Zeichner führt diesmal Timothy Truman die Feder, während sich Universaltalent Joe R. Landsdale für die Story verantwortlich zeigt.

von Dominik Cenia

„Conan und die Prophezeiung“ umfasst die fünfteilige Reihe „Conan and the Songs of the Dead“, welche von Juli bis November 2006 bei Dark Horse erschienen ist. Laut Nachwort von Tim Bradstreet scheint die Geschichte eine kurze Zeit vor der Handlung aus Howards Kurzgeschichte „Jenseits des Schwarzen Flusses“ zu spielen. Demnach haben wir es also hier bereits mit einem etwas älteren und erfahrenen Conan zu tun. Inwieweit sich das in der Handlung niederschlägt, dazu später mehr.

Auf seine Reise durch die stygische Wüste trifft Conan auf seinen alten „Freund“ Alvazar. Sogleich gerät das ungleiche Paar eher unfreiwillig in die Ränke eines finsteren Zauberers namens Husbas (eines Schülers von Thoth-Amon), eines Djinns und einer Kriegerin namens Ohoala und ihrem Eunuchen Sartu. Dass dabei auch noch eine sogenannte „Dämonenwurzel“, ein magischer Ring, die Hand eines Zauberers und ein magisches Buch eine Rolle spielen, sei an dieser Stelle nur angedeutet, um dem Leser nicht die Spannung zu rauben.

Zugegeben, beim ersten Lesen konnte mich der Aufbau der Handlung nicht wirklich überzeugen. Doch war es wohl die Absicht des Autors, Conan und seinen Begleiter eher unfreiwillig in die Sache hineinschlittern zu lassen. Und unter diesem Gesichtspunkt funktioniert „Conan und die Prophezeiung“ dann doch ausgezeichnet.

Auf alle Fälle bietet der Band ein hervorragendes Gemetzel mit Untoten, Stygiern, Zauberern, Mumien, Dämonen und anderem Gewürm. Und damit das blutrünstige Treiben nicht all zu ernst bleibt, sorgt Conans „Sidekick“ für dieses Abenteuer, Alvazar, ein Dieb und Gauner, für die richtige Abwechslung. Ohnehin ist der ständig plappernde und irgendwie ganz und gar nicht zu Conan passende „Hans-Dampf“ eine echte Bereicherung für die Geschichte und ein toller Nebencharakter, der durchaus auch die ein oder andere eigene Kurzgeschichte im „Conan“-Universum vertragen könnte.

An diesem Punkt sei auch erwähnt, dass der Schreiberling Joe R. Landsdale (Autor zahlreicher Horror- und Fantasy-Kurzgeschichten und vereinzelter Romane) sowohl Alvazar als auch Conan einen zutiefst zynischen und zum Teil bitterbösen Wortschatz in den Mund gelegt hat. Dies mag zuerst so gar nicht zu dem sonst so grimmigen und stets stoisch wirkenden Cimmerianer passen. Vor allem nicht, wenn man zuvor Kurt Busieks Interpretation gelesen hat. Zuerst empfand ich daher Landsdales Wortwahl als überaus störend. Doch bedenkt man, dass hier ein deutlich älterer und damit auch schon ziemlich abgebrühter Conan dargestellt wird, erscheint die Sache in einem etwas anderen Licht. Landsdales Conan lässt sich einfach nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen. Er hat schon zu viel erlebt und gesehen, um sofort bei der Sichtung einiger Dämonen und Zauberer Muskelzuckungen zu bekommen. Demnach interessiert ihn die angebliche „Prophezeiung“ auch gar nicht. Vielmehr will der Barbar den ganzen gefunden Kram einfach nur schnell wieder verkaufen. Genau das ist eigentlich der ganze Witz an der Geschichte. Und genau deshalb wird „Conan und die Prophezeiung“ erst nach dem zweiten Lesen und dem Kennen der Hintergründe so richtig gut.

Auch Zeichner Timothy Truman, welcher der Serie eigentlich als Autor und Kurt Busieks Nachfolger zugeteilt wurde, versteht es, den Cimmerianer entsprechend erfahren darzustellen. Trumans Conan ist kein muskulöser und „voll im Saft“ stehender junger Barbarenkrieger, sondern ein muskelbepacker, grober Schläger mit einer einst gebrochenen schiefen Nase, einem Kiefer aus Eisen und mehr Narben am Körper als eine ganze stygische Veteranenlegion. Kein Wunder, hat Truman doch laut eigener Aussage zur Charakterstudie sich im Vorfeld zahlreiche Fotos von Preisboxern aus den 20er und 30er Jahren angesehen.

Doch so gelungen vor allem Conans Visage ist, so häufig ertappt man den Zeichner auch dabei, dass er die richtige Perspektive einfach nicht hinbekommt. Darunter leiden vor allem die Proportionen, insbesondere von Schultern, Händen und Armen. Insbesondere im Sketchbook und der Covergalerie im Anhang wird dies besonders deutlich. Hinzu kommen die mir persönlich etwas zu grellen und teilweise zu wenig gedeckten Farben von Dave Stewart, welche Trumans zeichnerische Lücken eher noch unterstreichen als verdecken.

Fazit: Was bleibt also übrig? Das Duo Truman/Landsdale ist eben nicht Nord/Busiek. Insbesondere bei Truman, der sich in anderen Ausgaben als hervorragender Autor bewährt hat, bin ich über den späteren Wechsel vom Zeichner- auf den Autorenstuhl recht dankbar. Zwar geht sein Conan in Ordnung, doch würde ich ihn mir nicht als dauerhaften Zeichner wünschen. Landsdale dagegen ist eine Nummer für sich. Mir scheint, der Texaner bringt ein wenig den Charme seiner Heimat mit in die Geschichte ein. Etwas, mit dem man sich zuerst anfreunden muss. Ist aber das erste Eis gebrochen, macht es umso mehr Spaß mit ihm. Alles in allem also eine etwas andere Interpretation des Cimmerianers, die sich aber durchaus nicht zu verstecken braucht.


Conan 10 – Conan und die Prophezeiung
Comic
Timothy Truman, Joe R. Lansdale
Paninni Comics 2009
ISBN: 9783866077324
128 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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