von Alice
Pieta steht um 7 Uhr auf, nimmt müde ihr Frühstück zu sich und redet kurz mit ihrer Mutter. Im Hintergrund läuft der Fernseher mit den Nachrichten und aus dem Küchenschrank guckt eine Geschenkschleife heraus – eine Geburtstagsüberraschung, die sie später erhalten wird. So startet Pietas Tag schon zum 1033. Mal und obwohl die Ereignisse recht gewöhnlich erscheinen, ist dies Pietas schönster Tag im Leben. Am liebsten möchte sie in der Zeitschleife feststecken bleiben, denn so kann sie jeden Tag etwas Neues ausprobieren, ohne sich vor Konsequenzen fürchten zu müssen. Zumindest geht sie aktuell davon aus.
Eines Tages gerät ihr Leben doch aus der Bahn, weil es noch weitere Personen gibt, die ebenfalls in einer Zeitschleife feststecken. Zunächst betrifft es nur ihre beste Freundin, was sich als sehr angenehm herausstellt. Nun kann sie mit ihr gemeinsam neue Abenteuer erleben. Eines Tages wagen sich die beiden jedoch zu viel, als sie ein abgeschlossenes Museum erkunden. Dort nehmen unheimliche Männer in Anzügen sie fest und führen sie zu einer herrisch wirkenden Frau, die ebenfalls eine Zeitreisende ist.
Zeitreisen ist ein häufig gewähltes Thema, das viel Potenzial für spannende Geschichten birgt, aber auch einige Fallstricke mit sich bringt. „Coffee Moon 1“ greift die Thematik auf eine interessante Weise auf, gleichzeitig erlebt man immer wieder absurde Momente, wie es bei Mangas oft typisch ist und was diese liebenswert macht. Trotz solcher Szenen gibt es Regeln, die für ihre eine gewisse Handlungslogik sorgen. Welchen Regeln folgt nun die Zeitschleife bei diesem Manga? Alle, die von der Zeitschleife betroffen sind, altern nicht, behalten aber ihre Erinnerungen, was sie dazu ermutigt, Neues und immer gewagtere Experimente auszuprobieren. Abgesehen vom Sammeln unschöner Erinnerungen gibt es zunächst einmal kein Risiko. Es ist sogar möglich, das komplette Geld auszugeben, da es bei nächsten Durchlauf wieder vorhanden ist – alle erworbenen Gegenstände gehen damit jedoch verloren. Als Pieta in eine lebensbedrohliche Situation gerät, kommt die Frage auf, was passiere, wenn Pieta stürbe. Eine weitere spannende Frage ist, warum Pieta eigentlich so sehr an ihrem 16. Geburtstag hängt und gar nicht möchte, dass die Zeitschleife endet. Genießt sie den Tag wirklich so sehr oder flüchtet sie sich womöglich vor etwas? Diese Fragen bleiben noch offen, die Neugierde auf die Fortsetzung ist jedoch geweckt.
Neben einer packenden Handlung kann man sich bei „Coffee Moon 1“ auch an wundervollen Illustrationen erfreuen. Sowohl die Charaktere als auch die Hintergründe wurden detailreich ausgearbeitet, wodurch die feinen Regentropfen hervorragend zur Geltung bekommen. Da das Wetter bei jeder Wiederholung gleich bleibt, bekommt man dieses häufig zu sehen. Dadurch wirkt der eigentlich fröhliche Geburtstag düster, was durch die für Mangas typische Darstellung in Schwarz-Weiß verstärkt wird. Da die Handlung eine düstere Wendung nimmt, erscheint dies sehr passend. Etwas merkwürdig dagegen wirken die Augen mancher Charaktere, die aussehen wie Spiralen. Sobald man sich daran gewöhnt hat, kann man dies aber auch als Stilmittel sehen, zudem wird man feststellen, dass diese Darstellung sogar eine Bedeutung hat.
Das Format beträgt 14 x 21 cm – das in etwa der Größe DIN A5 entspricht, womit Cross Cult ein verhältnismäßig großes Format für Mangas gewählt hat.
Fazit: „Coffee Moon 1“ bietet den Auftakt zu einer Reihe mit viel Potenzial. Durchgehende Spannung und offene Fragen wecken Neugierde auf die Fortsetzung. Zudem erfreulich sind die wundervollen Illustrationen.
Coffee Moon 1
Manga
Mochito Bota
Cross Cult 2024
ISBN: 978-3-75730-354-9
164 S., Softcover, deutsch
Preis: 10,00 EUR
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