Classic BattleTech 3: Das Schwert und der Dolch

Wir schreiben das Jahr 3025 und die Menschheit hat inzwischen Tausende von Welten besiedelt. Nach dem Fall des Sternenbunds regieren fünf hohe Häuser den größten Teil des bekannten Universums. das Haus Davion (Vereinigten Sonnen), das Haus Kurita (Draconis Kombinat), das Haus Steiner (Lyranische Commonwealth), das Haus Liao (Konföderation Capella) und das Haus Marik (Liga der freien Welten) mit Hanse Davion als Regent des mächtigsten der fünf Häuser.

von Jens Peter Kleinau

 

Die Häuser der fünf so genannten Nachfolgestaaten befinden sich im Krieg und ihre Machtkämpfe fechten sie ebenso offen und brutal mit den riesigen BattleMech-Kampfrobotern wie auch versteckt mit Gift und Dolch aus. So überrennt Liao den Planeten Stein‘s Folly, doch das ist Maximilian Liao noch lange nicht genug.

Zwei Personen bestimmen die Geschichte des Romans. Zum einen Prinzregent Hanse Davion, der in seinen späteren Jahren die Geschichte des Universums umschreiben wird, und zum anderen sein Freund aus Kindertagen Ardan Sortek. Während sich Ardan dem Leben und dem Kodex eines MechKriegers verschrieben hat, wird Hanse mit der weniger ehrlichen aber nicht minder gefährlichen Welt der Politik konfrontiert. Die Heldentaten des Kriegers stehen den faulen Kompromissen des Politikers gegenüber. Das bringt nicht immer nur Eintracht in die Freundschaft der beiden. Trotzdem ist Ardan in der Leibwache des Regenten jederzeit bereit, sein Leben für Hanse und das Haus Davion zu geben – auch bei der Rückeroberung von Randwelten.

In einer der Schlachten wird Ardans riesiger Mech, ein VTR-9B Victor, geschrottet und Ardan gerät verletzt und krank in Gefangenschaft. Sind es Fieberträume oder Halluzinationen durch die Medikamente als er meint, ein Double seines Freundes Hanse Davion zu sehen? Nach seiner Befreiung verlässt ihn das ungute Gefühl nicht. Er will von der Intrige berichten, aber niemand will ihm Glauben schenken. Was er selber ganz gut verstehen kann, denn die Ungeheuerlichkeit der Verschwörung verwirrt ihn selber eine ganze Weile – bis er endlich dahinter kommt und das gesamte Ausmaß erkennt.

1986/87 erschien von der Nebula-Anwärterin und ziemlich erfolgreichen Autorin Ardath Frances (Hurst) Mayhar das Buch „The Sword and the Dagger“ (ISBN: 0-931787-77-7), das inzwischen nur noch im modernen Antiquariat zu erhalten ist. Dies war der erste publizierte Roman in der BattleTech-Zeitlinie (wenn auch nicht das erste Buch) und FASA hatte mit der Wahl der Autorin keinen Fehler gemacht. In Deutschland erschien „Das Schwert und der Dolch“ als vierter Band der BattleTech Reihe zuerst 1990 beim Heyne-Verlag und verkaufte sich nicht schlecht. Die Neuausgabe von Fantasy Productions hat ein neues Cover von Franz Vohwinkel und ist im November 2004 als Classic- BattleTech-Roman Nr. 3 erschienen.

Seinen Titel verdankt der Roman zwei Aspekten. Zum einen bezeichnet Hanse sich als Dolch und seinen stärksten MechKrieger Ardan als Schwert. Aber gleichzeitig sind die verschiedenen Instrumente des Krieges damit gemeint: das Schwert als Waffe des Kriegers und des Militärs und der Dolch als Instrument des Attentäters und Intriganten. Inhaltlich ist der Roman eine starke Anlehnung an Anthony Hope („Der Gefangene von Zenda“) und Alexandre Dumas („Der Mann in der eisernen Maske“). Die Autorin spielt mit diesen Bezügen und nennt sie frei in ihrem Roman.

Der von Sammlern stark nachgefragte Band ist schlicht und ergreifen DER Einstieg für Leser in das Universum und die Geschichte des BattleTech. Dies allerdings nicht wegen der ungeheuren Tiefe der Protagonisten und der ausdefinierten Kampftaktik der Mechs, sondern weil hier die Konflikte um die so genannten Nachfolgekriege und die verschiedenen Machtpole für den Leser erstmalig verständlich dargestellt werden. Zwar haben spätere Bände auch frühe Zeitperioden aufgegriffen (beispielsweise den Kerensky-Exodus), aber ausführliche Erklärungen erhält der Leser nur in diesem Roman in angenehmer Erzählform. Angedeutet wird auch die Entstehung des Vereinigten Commonwealth, aber das zu erläutern führt in einer Romankritik zu weit und nimmt zu viel Spannung auf den Roman und die Folgegeschichte vorweg.

Spätere Autoren haben die Ansätze der Autorin weitergeführt. So finden sich bereits hier die typischen Mechkämpfe, Raumschlachten und Landemamöver, die zwar gut beschrieben sind, jedoch an Spannung und Brisanz noch nicht die spätere Klasse erreicht haben. Auch ist der Plot recht leicht zu durchschauen und die Überraschungen resultieren nicht aus den logischen Ereignissen, sondern wenn die Autorin die Wahrscheinlichkeit strapaziert, um der Geschichte eine plötzliche Wendung zu geben.

Fazit: Insgesamt bietet „Das Schwert und der Dolch“ einen sehr unterhaltsamen, wenn auch nicht erstklassigen Roman, der zu den „Muss-ich-gelesen-haben“-Büchern zählt, wenn man sich auch nur einen Hauch für das BattleTech-Universum interessiert. Das Interesse kann aufgrund des Hangs zur Military-Science-Fiction (als härterer Nachfolger der Space-Opera) oder aufgrund der Spielbegeisterung an dem gleichnamigen Miniaturenstrategiespiel entstehen. Die Ursache ist unwichtig, aber an dem Roman sollte ein angehender oder bereits infizierter BattleTech-Maniac nicht vorbeigehen.


Das Schwert und der Dolch (Classic BattleTech-Roman Nr. 3)
Rollenspiel-Roman
Ardath Mayhar
Fantasy Productions 2004
ISBN: 3-890-64425-2
318 S. , Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00

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