Das Buch über die Gesetzlosen reiht sich vom Aufbau und der Aufmachung her nahtlos in die Reihe der bereits veröffentlichten Quellenbücher wie „Söldner“, „Raumflotte“ oder „Psionik“ ein. Das schwarze Hardcoverbuch ist mit der gleichen soliden Qualität verarbeitet, auch das Lesebändchen fehlt nicht. Der Aufbau des Buches ähnelt den anderen. Schwarz-Weiß-Zeichnungen lockern den Text etwas auf, die Qualität der Bebilderung entspricht dem, was man von den anderen Büchern her kennt.

Zunächst werden ein paar neue Gesetzlosenkarrieren vorgestellt. Piraten, Mobster oder auch primitive Barbaren sollen hier nur Beispiele für ein breit angelegtes Spektrum an möglichen Charakteren sein, die das Buch bietet. Nicht alle vorgestellten Karrieren sind zwingend kriminell. Man kann sich zum Beispiel als Bergarbeiter im Asteroidenbergbau versuchen. Der nächste Abschnitt behandelt kriminelle Organisationen. Diese Organisationen sind auf das Dritte Imperium zugeschnitten, so zum Beispiel die Terrorgruppe der Ine Givar. Mit etwas Aufwand können diese aber auch in anderen Settings verwendet werden. Konnte man sich im Ersten Kapitel eine Karriere aussuchen, so bilden die folgenden Abschnitte das regeltechnische Rückgrat für die Tätigkeiten der Gesetzlosen.

Ob man nun sein Leben lang als Einbrecher den ganz großen Coup plant, sich als Schmuggler durchs Leben schlägt oder gar als Pirat friedlichen Händlern auflauert, all das und noch einiges mehr wird durch umfangreiche Regeln aufbereitet. Das Thema Piraterie befasst sich jedoch fast nur mit den Taktiken, welche im Zusammenhang mit dem bei „Traveller“ im Dritten Imperium eingesetzten Sprungantrieb stehen. Da hätte ich mir wenigstens ein paar Informationen gewünscht, wie Piraten mit anderen überlichtschnellen Antrieben ihrer Arbeit nachgehen.

Wenn man schon illegal zu Wertsachen gekommen ist, dann benötigt man auch jemanden, der die sperrigen Waren in leicht zu transportierende und saubere Credits verwandelt. Und auch hier weiß „Gesetzlose“ rat. Alles, was der Spielleiter braucht, um den Spielern einen mit allen Wassern gewaschenen Hehler zu präsentieren, kann man hier finden.

Das Kapitel „Ausrüstung“ befasst sich mit allerlei nützlichen Gegenständen, die Einbrecher, Piraten, Schmuggler und anderer Abschaum bei ihrer Arbeit unterstützen kann. Es finden sich aber auch Gegenstände, die man in einem normalen Schiffsschrank finden könnte.  

Bei einem Quellenbuch zu einem Rollenspiel wie „Traveller“ dürfen die obligatorischen Raumschiffe natürlich nicht fehlen. Die Schiffe sind mit einem besonderen Blick auf die Notwendigkeiten der Gesetzlosen zusammengestellt worden. Manche sind nur Abwandlungen bekannter Schiffsdesigns, andere dagegen sind komplette Neuentwicklungen. Einige Entwürfe entpuppen sich aber bei näherem Hinsehen als Todesfallen für ihre Besatzungen. Schwerfällige Piratenschiffe, die einem möglichen Verfolger nicht entkommen können oder ihre ausgesetzten Jäger bei der Flucht zurücklassen müssen, oder Abfangjäger, die zu langsam sind, um etwas effektiv abzufangen. Am besten passen da wohl noch die Bergbauschiffe ins Bild. Daneben werden ein paar schöne Schiffssysteme vorgestellt, mit denen ein Schiffseigener seine Schiffe ausstatten kann. Neben Methoden zum Bergen von Fracht in der Schwerelosigkeit werden auch noch Optionen für Handelsschiffe vorgestellt, so zum Beispiel Regeln für extern am Rumpf angebrachte Frachtcontainer.

Ein kurzes Kapitel befasst sich auch mit dem Asteroidenbergbau. Schließlich wird der Karrierepfad hier vorgestellt. Wer aber einen solchen Charakter spielen möchte oder gar eine ganze Kampagne in diesem Milieu ansiedeln will, ist besser beraten, den Abenteuerband „Asteroidenrausch“ zu erwerben. Dieser deckt die Thematik umfangreicher ab, als es „Gesetzlose“ tut.

Wer noch nicht genug Abenteuerinspirationen hat, kann ja einen Blick in das Kapitel Gelegenheitsjobs werfen. Hier finden sich ein paar ausgefallene Abenteuerideen und Tätigkeiten, die jeder Traveller einmal in seinem Leben ausgeübt haben sollte. Zu jedem Job werden einige Komplikationen aufgeführt, die den jeweiligen Auftrag zu einem interessanten Abenteuer ausbauen können. Manche Vorschläge sind aber bloß albern oder lassen sich nur schwer in ein Abenteuer ummünzen. Danach erfährt der Leser noch viel Wissenswertes über das Leben von Plünderern, die verlassene Planeten und herrenlos im Weltraum treibende Wracks nach verwertbaren Gegenständen durchkämmen. Ein Kapitel über das Glücksspiel, auch mit einem Blick auf die im Dritten Imperium üblichen Glücksspiele, sowie ein Kapitel über vergessene Zivilisationen runden das Buch ab.

Den Abschluss bildet der obligatorische Index.

Fazit: „Traveller Buch 6: Gesetzlose“ bietet auf seinen 144 Seiten für fast jeden etwas. Spieler finden viele gewohnt gut ausgearbeitet Charakterkarieren, Raumschiffe und Ausrüstungsgegenstände, Spielleiter finden Regeln für viele illegale und legale Aktionen, in welche die Spieler verwickelt werden können. Dazu kommen eine Menge Abenteuerideen. Der Preis von 24,95 Euro ist für ein solch umfangreiches Hardcoverbuch durchaus angemessen.