B.U.A.P. 5: Die Universelle Maschine

Die Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Erscheinungen hat einen schweren Schlag erlitten. Der Homunkulus Roger, treuer Freund und bislang wahrhaftig unverwüstlich, ist – so scheint es – tot. Wie seine Gefährten mit diesem Schicksalsschlag umgehen, das ist der Inhalt des fünften Bandes der „B.U.A.P.“-Comic-Reihe aus dem Cross-Cult-Verlag.

von Frank Stein

Nach der Materialschlacht der letzten beiden Bände hat die B.U.A.P., namentlich der Fischmensch Abe Sapien, die Pyrokinetikerin Liz Sherman, der „Geist“ Johann Kraus, der Humunkulus Roger und ihr neuer Vorgesetzter, der untote Captain Ben Daimio, die Feuerprobe bestanden und die Menschheit vor einer furchtbaren Bedrohung der cthuloiden Art gerettet. Doch ganz ohne eigene Verluste konnte der Sieg nicht errungen werden. Der Homunculus Roger ist tot – oder befindet sich zumindest in einem Zustand, der dem Tod gleicht.

Für das Team der Behörde bedeutet dies eine Art Auszeit. Und so drosseln das Autorengespann Mike Mignola und John Arcudi sowie der Zeichner Guy Davis das Erzähltempo und die Cinemascope-Action im vorliegenden Band sichtlich. Die Geschichte entwickelt sich dabei in zwei parallelen Handlungssträngen, denen jedoch beide der Versuch der Protagonisten, mit Rogers Ableben fertig zu werden, zugrunde liegt.

Auf der einen Seite wäre da Dr. Kate Corrigan, eine Wissenschaftlerin der B.U.A.P., die sich auf die Suche nach einem mittelalterlichen Alchemistenbuch begibt, mit dessen Hilfe Roger vielleicht wiedererweckt werden könnte. Dafür begibt sie sich mit einem Kollegen in ein gottverlassenes Dorf in Frankreich, um in einem Antiquariat eine Ausgabe dieses Buchs zu sichten. Dabei muss sie allerdings feststellen, dass hinter der dörflichen Fassade ein uraltes Grauen regiert, das mit Kate seine ganz eigenen Pläne hat.

Auf der anderen Seite sitzen die Freunde und Kollegen Rogers eines nachts in der B.U.A.P.-Operationszentrale in den Bergen von Colorado schlaflos bei einem Kaffee zusammen und philosophieren über ihre Beziehung zum Tod, wobei jeder einen Teil seiner Vergangenheit preisgibt, die zum großen Teil erschütternde oder traurige Ereignisse enthält. So erzählt Johann von seiner unbotmäßigen Liebe zu einem Geist, Abe erinnert sich an einen Zwischenfall mit einem Wendigo, Liz an den Verlust ihrer Familie und Daimio enthüllt die Umstände, die ihn sterben – und wieder erwachen – ließen.

In diesem Sinne ist „Die Universelle Maschine“ – so der Titel des gesuchten Alchemistenwerks – eher eine Zwischenepisode, die Ruhe nach und vor dem Sturm, denn eine wirklich eigene Geschichte. Klar, Kate Corrigans albtraumhafte Reise nach Frankreich erfüllt alle Anforderungen an ein „Hellboy“-Gruselabenteuer, ist mir persönlich aber fast ein wenig zu fantastisch und abgedreht. Hier treffen Horror, Magie und Mythos auf bizarre Art und Weise zusammen. Das Zusammensitzen von Abe, Liz, Johann und Daimio dagegen ist fast etwas zu kontemplativ, denn auch wenn ihre Erinnerungen den Figuren Charaktertiefe verleihen, fällt doch auf, dass sie auf 132 (von den 144 Seiten des Buches) eigentlich gar nichts machen.

Die Aufmachung ist Cross-Cult-typisch höchst gelungen. Die schönen Hardcover DIN-A5-Bände möchte ich in meinem Regal nicht mehr missen – und sie liegen beim Lesen auch gut in der Hand. Ein Nachwort, ein Sketchbook und ein Interview mit John Arcudi bilden das Bonusmaterial des Bandes. Der in manchen Presse-Informationen beschworene Hellboy-Cameo bezieht sich übrigens leider nur auf eine Episode der Vergangenheit. Wer gedacht oder gehofft hatte, Hellboy könnte sich in der aktuellen Erzählzeit mal wieder bei seinen Kollegen melden, wird enttäuscht. Dafür greift Meister Mignola auf den letzten Seiten der Geschichte nach langer Abstinenz mal wieder selbst zur Zeichenfeder. Ich nehme an, es war ihm in diesem Fall ein Herzensbedürfnis.

Fazit: „Die Universelle Maschine“ unterscheidet sich in ihrer Erzählart deutlich von den direkten Vorgängerbänden. Einerseits ruhig und leicht melancholisch, andererseits ein bizarrer Trip in ein Kabinett des Grauens, ist der Comic etwas sperrigere Kost, als man es vom „Hellboy“-Spinoff „B.U.A.P.“ bislang gewöhnt war. (Dass die „Hellboy“-Bände zumeist sehr exzentrische Geschichten erzählen, ist ja nichts Neues.) Mir persönlich hat die depressive Stimmung, die erst am Ende eine kleine Linderung erfährt, nicht so gut gefallen. Fan des „Hellboy“-Universums werden aber einige interessante Details aus der Vergangenheit der einzelnen Protagonisten erfahren.


B.U.A.P. 5: Die Universelle Maschine
Comic
Mike Mignola, John Arcudi, Guy Davis, Dave Steward
Cross Cult 2008
ISBN: 978-3-936480-84-9
144 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,80

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