B.U.A.P. 3: Die Toten

Die Abenteuer der exotischen Einsatztruppe von der „Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Erscheinungen“ gehen weiter. Während es Abe Sapien auf den Spuren seiner Vergangenheit an die sturmgepeitschte Küste von Neuengland zieht, wird das Hauptquartier der B.U.A.P. in einen alten Forschungskomplex in den Rocky Mountains verlegt, um der sich ausbreitenden Froschplage Herr zu werden. Doch die riesige Anlage birgt für ihre neuen Mieter einige Überraschungen. „Die Toten“ suchen die Lebenden heim…

von Frank Stein

„John […] bewegt sich mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit auf dem schmalen Grat zwischen Humor und Horror.“ Kult-Comic-Autor Mike Mignola findet im Nachwort des vorliegenden Comic-Sammelbandes nur gute Worte für seinen Co-Autor John Arcudi, den er seinerzeit an Bord holte, um mit ihm und Zeichner Guy Davis die neuen Geschichten um Hellboys Kollegen Abe Sapien, Liz Sherman, Roger und Johann Kraus zu erzählen. Diese Fähigkeit Arcudis muss ihm in der Tat zugute gekommen sein, denn Humor und Horror sind die zwei großen Schlagworte der „B.U.A.P.“-Reihe im Allgemeinen und dieses dritten Bandes im Besonderen.

Nach einem kurzen Prolog um ein wiedergeborenes Monster-Skelett (man fühlt sich an den Einsatz des Tages im Vorspann eines jeden „James Bond“-Films erinnert), beginnt die Story auf einem abgelegenen Farmhaus in North Dakota. Eine Einheit der B.U.A.P. findet einen Schrein der blasphemischen Gottheit, die der Auslöser für die Froschplage war – und kommt dabei ums Leben. Im Hauptquartier ist derweil Krisenstimmung angesagt. Die Froschplage breitet sich fast unkontrolliert aus und niemand weiß wirklich, wie man ihr Einhalt gebieten soll.

Als Gegenmaßnahmen wird die Zentrale der B.U.A.P. in einen maroden Forschungskomplex des Militärs hoch in den Rocky Mountains verlegt – und die Truppe bekommt einen neuen Einsatzleiter: Captain Ben Daimio, einen ominösen Ex-Militär, der aussieht, als wäre er von den Toten wieder auferstanden. Vor allem Liz legt sich gleich mit dem harten Burschen an, während Homunculus Roger ihn sofort ins nicht existente Herz schließt. (Auch wenn die beiden ein paar Dispute über das Tragen und Nicht-Tragen von Hosen haben…)

Abe Sapien treibt sich derweil in Neuengland, genauer Little Port, Rhode Island, herum. Eine Vision hat ihn auf die Spur von Langdon Everett Caul angesetzt, einem Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts, der an der Küste mit seiner labilen Frau lebte und irgendwann verschwand. Ist Abes Vergangenheit mit der Cauls verknüpft, wie die Vision anzudeuten scheint? Wurde an dem Tag, da Caul verschwand, Abe geboren? Um mehr zu erfahren, begibt sich der Amphibienmensch zu dem einstigen Herrenhaus, das nun wenig mehr als eine Ruine ist – und in einer stürmischen Nacht hat er eine unheimliche Begegnung.

Unheimliche Begegnungen haben auch Liz, Roger, Johann und Daimio, kaum dass sie in ihr neues Domizil eingezogen sind. Die Geschichte lastet schwer auf den endlosen Katakomben unter dem Berg, waren doch einst hier größenwahnsinnige Nazi-Wissenschaftler, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den USA rekrutiert wurden, auf dem Weg, Wissenschaft und Mythos zu verschmelzen auf der Suche nach dem Tor zum Himmel. Bis die Geister der Vergangenheit exorziert sind, liegt noch einiges an Arbeit vor Hellboys früheren Kollegen von der B.U.A.P.

Auf 160 S. werden der Prolog „Wiedergeburt“ und dann die fünf Episoden des Mehrteilers „Die Toten“ erzählt. Die Story baut direkt auf den Geschehnissen aus dem Vorgängerband „Die Froschplage“ auf, spielt allerdings einige Zeit später und hat auch mit den Fröschen direkt nichts zu tun, sondern vielmehr mit den Folgen der Ereignisse in Crab Point. Die zwei Parallelhandlungen der Vergangenheitsbewältung von Abe und des Umzugs der Behörde (samt nachfolgendem „Hausputz“ in den Kellern der Militäranlage) greifen dabei sehr schön ineinander und werden zudem durch die titelgebenden Toten verklammert.

Mignola, Arcudi und Davis erzählen einmal mehr wunderbar filmisch. Erzähltempo und Bildkader erwecken im Leser das Gefühl, ein Skript für einen Pulp-Film durchzulesen, und die Handlung entfaltet sich geradezu wie von selbst vor dem geisten Auge. Dass dafür die Panelstruktur sehr klassisch daherkommt, ist ein geringer Preis für eine Geschichte, die durch genau die richtige Dosierung aus humorvollen Dialogen, mysteriösen Ereignissen und monströser Action zu gefallen weiß.

Ein Sketchbook und ein Interview mit Guy Davis runden den Comic-Band ab.

Fazit: „Die Toten“ führt konsequent die Linie fort, die mit „Die Froschplage“ etabliert wurde – und setzt noch einen drauf. Durch die Einführung von Captain Ben Daimio kommt eine Figur ins Spiel, die nicht nur für Reibungen im Team sorgt, sondern auch für großartigen Humor (Stichwort: Ich hab eine Hose an. :-) ). Exotischer als die „X-Men“ und gruseliger als die „Ghostbusters“, kann ich die B.U.A.P.-Truppe jedem Freund cthuloid angehauchter Pulp-Geschichten nur wärmstens empfehlen!


B.U.A.P. 3: Die Toten
Comic
Mike Mignola, John Arcudi, Guy Davis, Dave Steward
Cross Cult 2007
ISBN: 978-3-936480-22-1
160 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,80

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