Blasphemies

Wie übersetzt man bei "Werewolf: The Forsaken" eigentlich den Begriff "Spirit"? Ist es wie im deutschen Regelwerk einfach nur ein Geist oder der Geist? Schaut man im Lexikon nach, so erhält man in der deutschen Bedeutung von Geist zwar auch das übersinnliche Gespenst, aber die mystische Betonung liegt eindeutig beim Intellekt und nicht wie im Englischen bei der Seele, dem Lebenshauch, der Stimmung oder der Verve. Ich verzichte auf eine Übersetzung in der folgenden Kritik und so gesehen ist es nur gut, dass das vorliegende "Werewolf"-Buch, welches sich auch mit den Spirits auseinandersetzt, im Original vor mir liegt.

von Jens Peter Kleinau

 

"Werewolf: The Forsaken" hat mit dem vorliegenden Quellenbuch "Blasphemies" ein Sammelsurium von Erweiterungen und Informationen eingebracht, die aufgrund von mangelndem direktem Zusammenhang nicht zwingend unter das wunderschöne Hardcover gepackt werden mussten, aber doch insgesamt 144 Seiten mit Stoff ergeben, die man nicht missen will.

Es beginnt mit 16 Seiten "Heresies" und damit zwar mit einem netten aber nicht zwingend nachgefragten Kapitel über Entstehungsmythen, die ein Erzähler einbauen beziehungsweise ein Spieler für sich adaptieren kann. Es gibt eine Liste von Beispielen (von übertriebener Tierliebe und Flüchen ist alles dabei) und Vorschläge zur Selbsterzeugung einer Entstehungslegende.

Das stärkste Kapitel ist auch vom Umfang mit 46 Seiten entsprechend gewürdigt. Es geht um "Brotherhoods", Sekten, Anbeter oder Abhängige von Geistern aber auch durchgeknallten Werwölfen. Kurzum: Hier werden Kulte besprochen (wer jemals einen Blick auf "Chtulhu" geworfen hat, wird das Wort gut kennen und es einordnen können, und tatsächlich bietet sich hier auch für die Meister der Kulte die eine oder andere Anregung). Motivation der Kultisten, der Kultgötter und Kategorisierung von Kulten sind Teil des Kapitels. Neben der grauen Theorie und Tipps für den Spielleiter werden Typen von Kulten exemplarisch beschrieben (persönlich bin ich Anhänger der magischen Ratte "Harry").

Ein Kapitel über Lodges scheint "Werewolf"-Quellenbücher zu bereichern wie Prestige-Klassen bei "D20", vielleicht ist dies allerdings auch nur das Abfallprodukt von "Lodges: The Faithful". Auf 38 Seiten werden sieben "Hidden Lodges" in gleicher Form wie dem "Lodges"-Quellenbuch dargelegt. Dabei geht es um interessante Logdes wie die "Lodge of Mania", in der sich die Werwölfe zu Hause fühlen können, die den Wahnsinn als Quelle der Kraft sehen, statt ihn zu fürchten. Dann gibt es noch spezielle Amerika-Lodges wie "Lodge of Quetzal", "Brotherhood of the Crossed Swords" oder "Lodge of the Crossroads". Dann noch die "Mots" mit eher europäischen Wurzeln: "Valkyrja Mot" (dazu mag ich wirklich nichts sagen, aber Wagner lässt grüßen) und "Eiwaz Mot" (die echten Arierwerwöfe). Diese Mots sind ein albernes Abbild der amerikanischen Vorurteile, aber sie dienen ja auch nicht zum Beitreten, sondern als Gegner.

Mit 34 Seiten beendet "Bale Hounds" das Buch. Ohne Gegner macht das Rollenspielen nur halb so viel Spaß und gerade "Werewolf" zeigt sich eher von der Mentalität der Konflikte geprägt. Allerdings zeigt die Welt der Dunkelheit auch immer wieder die Schwächen der Menschen, pardon, Werwölfe. So verfallen Werwölfe etwa der dunklen Seite der Macht, in diesem Fall "Maeljin". Das wirklich nervige an diesen Gegnern ist, dass ihr Hang zur Sünde auch die der Lüge beinhaltet und sie nicht offen agieren. So ist es durchaus möglich, dass eine Lodge von den Bale Hounds unterwandert wird. Das ebenfalls recht starke Kapitel bietet dem Erzähler eine Werkzeugkiste, um die Bale Hounds in die eigene Chronik einzubauen.

Fazit: Das Quellenbuch "Blasphemies" bringt ausreichend Material mit, dass sich die Anschaffung durchaus lohnt. Auf die weiteren Lodges hätte ich ebenso verzichten können wie die "Heresies", da die Kapitel eher mittelprächtig sind. Für den Spielleiter sind jedoch Kenntnisse und Hinweise über die Gegenspieler immer wieder eine wirkliche Hilfe. So ergibt sich insgesamt eine Kaufempfehlung für den Titel.


Blasphemies
Quellenbuch
Aaron Dembski-Bowden, Chuck Wendig, Wayne Peacock
White Wolf 2006
ISBN: 158846332X
144 S., Hardcover, englisch
Preis: $ 26,99

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