Bestiarium der Alten Welt

Die Welt von „Warhammer“ ist eine gefährliche und wenn man sich gerade nicht mit irgendwelchen Chaoskultisten herumschlägt, gibt es immer noch genügend andere Kreaturen, die einem gehörig auf die Nerven gehen können (wenn es denn nur dabei bleibt). Das „Bestiarium der Alten Welt“ beschäftigt sich mit diesen Wesen (ob nun humanoid oder nicht) und das sowohl für den Spielleiter als auch für den Spieler.

von Sebastian Thies

 

Wie schon das „Grundregelwerk“ ist auch das „Bestiarium“ im Hardcover und in Vollfarbe. Die 136 Seiten können vom Layout mit den wirklich gelungenen und stimmigen Bildern überzeugen.

Das Buch selbst ist in zwei Teile getrennt. Der erste Teil (ca. 80 Seiten), der auch für die Spieler geeignet ist, ist als ein eigenes Buch aufgemacht, in dem der Gelehrte Odric von Wurtbad seine Erfahrungen von Reisen zusammengefasst hat. Zusammen mit Zitaten, die er gesammelt hat, versucht er, die einzelnen Kreaturen, die er beschreibt, genauer zu beleuchten. Neben den Ansichten des gemeinen Volks (wobei hier auch Personen von höherem oder gebildeterem Rang zu Wort kommen), gibt es noch die Beschreibung aus der Sicht der Gelehrten. Während beim ersten nur Zitate verwendet werde, um die Sichtweise auf die jeweilige Kreatur in der Bevölkerung widerzuspiegeln, schreibt bei Zweitgenanntem Odric sein eigenes Wissen nieder, welches er aber mit weiteren Zitaten unterlegt. Zum Schluss dürfen dann die Vertreter der Kreaturen selber zu Wort kommen (wenn sie das denn können) und mit ihren eigenen Worten sich vorstellen (dies fällt natürlich je nach Intelligenz vollkommen unterschiedlich aus. Ich sag nur „Uuhhhhhhhhhh“ – Ungenannter Zombie).

Die Kreaturen wurden in sechs Kategorien aufgeteilt. Neben den Chaosanhängern gibt es noch die Grünhäute (Orks, Goblins usw.), Bewohner von Athel Loren (Baummenschen usw.), Kinder der Gehörnten Ratten (Skaven und ihre Kreaturen), Briganten und Bestien (weit reichend: von Riesenwölfen über Oger und Werkreaturen bis hin zu Drachen) und die ruhelosen Toten (Skelette, Geister, Vampire usw.).

Diesen Teil kann der Spielleiter hervorragend als Fundgruppe von Texten für seine Spieler verwenden, wenn sie nach Hintergründen suchen. Einige der Zitatgeber, die häufiger im Buch auftauchen, dürften sich auch sehr gut als NSC eignen. Es lässt sich auf jeden Fall eine Menge hiermit anfangen (auch wenn den Spielern nur eine Kopie von Odrics Werk in die Hände fällt).

Teil zwei des Quellenbuchs beschäftigt sich dann mit den Regeln für die Kreaturen, die schon im ersten Teil erwähnt wurden. Dieser Bereich ist für den Spielleiter gedacht und sollte den Spielern auch vorenthalten werden, damit die Überraschung einfach größer ist, wenn die Spieler erst im Kampf herausfinden, wie stark ihr Gegenüber wirklich ist.

Neue Regeln gibt es nur wenige, was aber bei einem Monsterhandbuch nicht überraschen dürfte. Um die Stärke der einzelnen Kreaturen besser einschätzen zu können, wurde nun ein Herausforderungsgrad eingeführt (der englische Begriff „Slaughter Margin“ hatte mir da irgendwie besser gefallen). Anhand des Beispielcharakters Johann Schmidt (ein Soldat, der ein paar Steigerungen hinter sich hat, aber immer noch als Charakter zu Begin seiner ersten Karriere angesehen werden darf) werden die Kreaturen von „Sehr Leicht“ bis „Unmöglich“ zu besiegen eingestuft. Dies hilft zwar schon ein bisschen, die Monster mit einem kurzen Blick zu bewerten, aber ein genaue Schwierigkeit für die eigene Gruppe muss der Spielleiter immer noch durch seine Erfahrung und durch die Werte ableiten.

Ein paar neue Talente (fünf an der Anzahl) werden eingeführt. Hierbei handelt es sich aber nur um Fähigkeiten, die häufiger vorkommen, besondere Fähigkeiten einzelner Kreaturen werden dann beim jeweiligen Eintrag erklärt. Etwas ausführlicher als im Grundregelwerk ist die erweiterte Chaosmutationentabelle, damit man auch mal mehr Abwechslung hat.

Des Weiteren gibt es nun Steigerungsprofile für den Schamanen und eine eigene kleine Spruchliste mit Zaubern. Man hat bisher darauf verzichtet, den Rassen wie Orks, Skaven oder Chaoszwergen eigene Spruchlisten zu geben (was den Rahmen auch gesprengt hätte), wird dies aber wohl mit zukünftigen Produkten ändern. Hier im „Bestiarium“ gibt es nur eine Art Notlösung, wie man mit den bisher vorhandenen Zaubern die jeweilige Lehre simulieren kann.

Auf den nächsten 32 Seiten folgen nun die Werte für die Monster und Gegner, die so liebevoll im ersten Teil des Buches beschrieben worden sind.

Es folgen noch drei Anhänge (Reittiere, Tiere, optionale Trefferzonentabellen) und der Index und die 136 Seiten sind durchgearbeitet.

Fazit: Das „Bestiarium der Alten Welt“ ist echt eine Augenfreude und mal ein etwas anderes Monsterhandbuch. Hier werden nicht nur die Werte runtergerattert, sondern man bekommt für sein Geld sogar noch etwas Schönes zum Lesen. Man wird es gerne zur Hand nehmen und einzelne Passagen daraus vorlesen, um seinen Spielern den richtigen Eindruck zu vermitteln. Für mich eine Investition, die sich wirklich lohnt. OK, es mögen zwar nicht wirklich viele Kreaturen darin enthalten sein, dafür werden aber diese, die es sind, umso tiefer behandelt. Bleibt zu hoffen, dass „Warhammer Fantasy“ erfolgreich wird und wir uns noch auf viele weitere solcher Publikationen freuen dürfen und vielleicht wird es dann ja auch noch Vol.2 geben.


Bestiarium der Alten Welt
Quellenbuch
T. S. Luikart, Ian Sturrock
Feder&Schwert, 2006
ISBN: 3-937255-54-5
136 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 29,95

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