von Bernd Perplies
Fakten, Fakten, Fakten
Das „Battlestar Galactica“ CCG wird von der amerikanischen Spieleschmiede Wizkids produziert, die uns so erfolgreiche Spiele wie „MageKnight“, „HeroClix“ und „Mechwarrior DarkAge“ beschert haben, und in Deutschland von Pegasus Spiele vertrieben. Die Karten sind in englisch, eine deutsche Version ist im Augenblick nicht geplant. Allerdings kann man auf der Website von Wizkids bereits eine (mehr oder minder elegant) auf Deutsch übersetzte Version des Regelbuchs runterladen. (Eine „Air Group“ ist beispielsweise mitnichten eine „Luftgruppe“ – „Jagdgeschwader“ würde es wohl eher treffen!)
Das Grundset umfasst 175 Karten mit Motiven der ersten und zweiten Staffel der neuen „Battlestar Galactica“-TV-Serie. Alle bekannten Namen aus „Battlestar Galactica“ sind an Bord, darunter Commander Adama, Apollo, Starbuck, Boomer, Helo, Colonel Tigh, Dr. Baltar, Number Six und viele mehr. Das Spiel kommt dabei als 2-Spieler-Starter-Sets und in Form der unvermeidlichen Booster auf den Markt.
Das 2-Spieler-Starter Deck enthält alles, was zwei Spieler brauchen, um das Spiel einfach und schnell zu erlernen. Jeder Starter enthält 10 fixe, exklusive Karten (darunter 5 Foil Cards) und 52 nicht-exklusive Karten, die zu Lernzwecken als zwei „Mini-Decks“ benutzt werden können. Diese Mini Decks lassen sich zu einem einzigen Deck für das normale Spiel, das mit 60-Karten-Decks operiert, verschmelzen. Preislich werden $ 10,99 veranschlagt.
Jeder Booster enthält 15 Karten (10 commons, 4 uncommons, 1 rare) – womit Wizkids ein wenig der Zeit hinterherhinkt, denn die Erfahrung hat bewiesen, dass 9er-Boosterpacks (5, 3, 1) gerade Sammlern und regelmäßigen Spielern einiges an Commons-„Kartenmüll“ sparen (und auch ein paar Credits). Vielleicht behält man dies mal für zukünftige Sets im Kopf. Jedes „Booster Pack Display“ enthält obendrein einen Display Topper mit einer von drei exklusiven, zufällig ausgewählten Foil Cards. Zusätzlich ist in jedem vierten Booster 1 von 30 Foil Cards enthalten. Kostenpunkt pro Booster: $ 3,49.
Das Design
Das Design der Karten ist ausgefallen, doch nicht unbedingt eine Meisterleistung. Sehr witzig ist die Idee, die Ecken der Karten galactica-typisch abzusägen, sodass die Karten achteckig sind (wie auch die Dokumente, Bücher und Spielkarten in der Serie – wenngleich letztere eher wie Stoppschilder aussehen, aber egal). Meine Sorge, dass sich die Karten dadurch nicht mehr so gut würden mischen lassen, erwies sich interessanterweise als völlig falsch. In Hüllen gepackt, lassen sich die Karten sogar besser mischen, weil zwischen den einzelnen Hüllen an den Ecken (wo kein Kartenmaterial ist) kleine Freiräume entstehen, in die man andere Karten gut einschieben kann.
Vom Layout her bleiben die Karten indes leider weit hinter den meisten Konkurrenzprodukten zurück. Ein schlichter schwarzer Hintergrund mit nichts als farbigen Linien und einem Foto aus der Serie ist zwar funktional, aber hält man beispielsweise eine „Star Trek“-Karte der aktuellen Editionen von Decipher daneben oder eine „Magic“-Karte von Wizards of the Coast, dann wird der Unterschied augenfällig. Farbverläufe, Zierleisten und Hintergrundmaserungen sucht man hier vergeblich. Das beeinträchtigt keinesfalls den Spielspaß, macht die Karten für Sammler aber eher uninteressant.
Wie wird’s gespielt?
Das „Battlestar Galactica“-CCG kann von zwei oder mehr Spielern gespielt werden, wobei jeder Spieler einen eigenen Kartenstapel und eine Basiskarte besitzt sowie irgendetwas, um die Höhe des Einflusses festzuhalten (etwa einen W20 oder Stift und Papier) – denn Einfluss ist es, worum es in dem Kartenspiel geht. Wer glaubt, dass es bei „Battlestar Galactica“ schlicht Menschen versus Zylonen heißen würde, irrt. Bereits in der Serie geht es auch – mitunter sogar vor allem – darum, wer die koloniale Flotte, den letzten Hort der freien Menschheit, kontrolliert: Adama, President Roslin, vielleicht der Revolutionär Tom Zarek oder gar Colonel Tigh?
Dies reflektiert auch das Kartenspiel, indem jeder Spieler eine Fraktion übernimmt, die versucht, die Kontrolle über die Flotte zu erringen. Wichtig dafür ist es, Einfluss zu gewinnen. Wer 20 Punkte hat, ist der Sieger, wessen Einfluss auf 0 sinkt, kann sich verabschieden. Einen Grundeinfluss erhält man durch seine Basiskarte (etwa die „Galactica“ oder „Colonial One“), Einfluss gewinnen kann man durch das Lösen von Missionen oder durch die siegreiche Konfrontation mit Personen und Schiffen anderer Fraktionen (oder der Zylonen). Doch bevor man dergestalt aktiv werden kann, heißt es erst einmal, die eigenen Mannen ins Spiel zu bringen.
Ressourcen für alle
Hierfür wird ein Spielmechanismus bemüht, der ein wenig an die Länder bei „Magic“ erinnert. Viele der Spielkarten besitzen am unteren Rand ein so genanntes Ressourcensymbol. So kann „Saul Tigh“ nicht nur als Mann gespielt werden, man kann ihn auch als „Überzeugung“-Ressource in seinen Ressourcenbereich spielen (es gibt zudem noch die Ressourcenarten „Logistik“ und „Sicherheit“). Jede Karte, die man als Person oder Schiff nutzen will, geht mit gewissen Kosten einher, die aus den Ressourcen gedeckt werden müssen, bevor man die Karte in die Reservezone legen darf (wo die eigenen Truppen lagern, bevor sie aktiv werden). Ressourcen werden zwar umgedreht statt „getappt“, aber das Prinzip kennt man.
Auch Karten ohne Ressourcensymbol können zur Ressource werden, indem man sie verdeckt unter einen bereits begonnenen „Ressourcenstapel“ legt. Man könnte also das Event „Wounded in Action“ unter „Saul Tigh“ legen und damit den Wert dieses speziellen Stapels auf „Überzeugung 2“ heben. Der Nachteil: Wenn man eine Karte in die Reservezone spielen will, die nur „Überzeugung 1“ kostet, muss man dennoch den ganzen Stapel umdrehen. Diese Art von Ressourcenmanagement ist ziemlich clever und sorgt dafür, dass auch die unnötigste Karte, die man auf der Hand hält, im Spiel zumindest zu irgendetwas gut ist.
Der Kampf um Einfluss und ums Überleben
Hat man seine Gefolgsleute in Zug 1 in die Reservezone gelegt, wird sie in Zug 2 in der „Bereitstellungsphase“ (es gibt drei Phase jede Runde: Bereitstellungsphase, Aktionsphase, Zylonenphase) in die Einsatzzone geschoben – Einheiten werden also zeitverzögert aktiv; auch das kennt man. Nun können sie in der Aktionsphase Missionen lösen oder Herausforderungen aussprechen, die im Kampf Mann gegen Mann oder Jäger gegen Jäger ausgehandelt werden. Events (Ereigniskarten) oder Abilities (Spezialtext auf der kämpfenden Karte) heben dabei die eigene Kampfkraft, zuletzt wird – ähnlich der „Destiny-Number“ beim alten „Star Wars CCG“ von Decipher – eine Karte vom eigenen Stapel gezogen und deren „Mystic Value“ (eine kleine blaue Zahl am rechten Seitenrand) addiert. Sieger ist, klar, wer am Ende den höheren Wert hat.
Wo bei den Göttern Kobols bleiben nun eigentlich die Zylonen, mag man sich fragen? Die kommen (vielleicht) in der Zylonenphase. Zu Beginn des Spiels wird die Verteidigungsstärke der Flotte aus allen Basiskarten errechnet. Die „Galactica“ hat etwa eine „Fleet Defense“ von 7, die „Astral Queen“ eine von 5. Ergäbe 12. Gleichzeitig weisen alle Personen und Schiffe im Spiel „Zylonengefahrwerte“ auf (eine kleine rote Zahl am unteren Rand der Karten). In der Zylonenphase werden die Werte aller aufgedeckten Einsatz- und Reservekarten zusammengezählt. Ist diese Zahl größer als die Verteidigungsstärke der Flotte, greifen die Zylonen an, wobei Kämpfe gegen die Toaster genauso wie die gegen menschliche Gegner abgehandelt werden.
Fazit: Über die tatsächliche Spieltiefe und die Langzeitmotivation des „Battlestar Galactica“-CCG möchte ich anhand der Demokarten, die mir zur Verfügung standen, kein Urteil abgeben – eine detaillierte Rezension dazu folgt später. Was jedoch bisher zu sehen war, macht Lust auf mehr. Der multiple Einsatz der Karten wie auch das flexible Ressourcenmanagment sind eine gute Idee und die einfachen, teils aus anderen Spielen bekannten Spielmechanismen erlauben einen raschen Einstieg. Nur die Zylonen kommen mir als Bedrohung, die neben den zwischenmenschlichen Machtkämpfen eher stiefmütterlich behandelt wird, irgendwie zu kurz. Aber vielleicht wird es in zukünftigen Sets auch mal eine Schwerpunktverschiebung geben.
Dass das „Battlestar Galactica“-CCG keine Eintagsfliege wird, dafür trägt Wizkids derweil mit reichlich Aktionen rund um das Spiel Sorge. Bereits im Juni wird es Turnierevents in Ladengeschäften geben, die auch durch spezielle Promokarten für alle Teilnehmer supported werden. Danach sind monatliche Events im Bereich Approved Play geplant, bei denen man Preise und Turnierpunkte gewinnen kann. Wer sich hierfür interessiert, sollte sich regelmäßig auf der Website der deutschen Wizkids Community umsehen (www.gwkc.de), wo bereits jetzt für 2006 eine Teilnahme an einer Deutschen Meisterschaft im BSG-CCG möglich ist.
Battlestar Galactica CCG
Sammelkartenspiel-Grundset
Jim Long, Chuck Kallenbach u. a.
Wizkids 2006
175 Karten, englisch
Preis: $ 10,99 (Starter), $ 3,49 (Booster)
NUR NOCH GEBRAUCHT ERHÄLTLICH