BattleLore – Zweite Edition

Es ist früh am Morgen. Nebel hängt über der hügeligen Ebene. Lange hat der Weise Ritter Alcaran vor dem drohenden Unheil gewarnt, doch die Herren von Daqan wollten nicht auf ihn hören. Nun naht das Unheil. Von Dämonen beseelte Berserker heulen ihren Zorn in die kalte Luft. Infernalische Obszönitäten schlurfen durch den Dunst näher. Und huschende Schatten schlagen aus dem Nichts zu, um Mann und Pferd zu rauben. Nur ein paar tapfere Zitadellenwachen, Bogenschützen und uralte Runengolems stehen dem Feind gegenüber. Die Schlacht beginnt.

von Frank Stein

„BattleLore“ ist ein szenariobasiertes, strategisches Brettspiel für zwei Personen. Die erste Edition wurde von Richard Borg entwickelt und erschien 2006 bei Days of Wonder. Diverse Erweiterungen mit neuen Figuren, Regeln und Szenarien folgten, darunter Zwerge, Goblins und Drachen. 2008 wanderte das Spiel zu Fantasy Flight Games, die es weiter unterstützten, bis 2013 dann „BattleLore – Second Edition“ herauskommen sollte. Um diese, vom Heidelberger Spieleverlag ins Deutsche übersetzte „Zweite Edition“, die FFG nun – wie so viele seiner Fantasy-Spiele (etwa „Runebound“, „Runewars“ oder „Descent“) – in seiner hauseigenen Spielwelt Terrinoth angesiedelt hat, soll es hier gehen.

Einen umfangreichen Vergleich, was diese neue Edition anders macht als die alte, erspare ich mir – aus zwei Gründen. Die Kenner des alten Spiels werden in der Beschreibung merken, was neu ist. Neueinsteiger benötigen nur diese eine Information: Die „Zweite Edition“ macht so vieles besser, dass ihr über die erste gar nicht weiter nachdenken solltet. Wer trotzdem Details wissen will (und des Englischen mächtig ist), dem empfehle ich diesen sehr schönen und ausführlichen Artikel auf BoardGameGeek.

Das Spielmaterial


„BattleLore – Zweite Edition“ kommt in der Standard-Quadratbox daher, die heute so typisch für Fantasy Flight Games ist. Es gibt nur ein Papp-Inlay, um das Spielmaterial zu halten, hier muss man sich mit Zip-Beuteln selbst behelfen. Das ist übrigens der einzige Nachteil im Vergleich zum alten Spiel. Dort gab es wunderbare Aufbewahrungsfächer in Plastik.

Das Spielmaterial ist wie immer hochwertig. Die Miniaturen erfreuen durch ihren Detailreichtum. Die zwei Fraktionen haben unterschiedliche Farben. Die menschlichen Daqan sind blau, die chaotischen Uthuk rot. Das große, in seiner Reinform schlicht wiesengrüne Spielbrett und die Geländeteile – Flüsse, Wälder, Hügel und Dörfer – bestehen aus stabiler Pappe, die Spezialwürfel sind gut geprägt, die Spielkarten bestechen durch ansprechende Illustrationen und ein aufgeräumtes Layout. Alles in allem gibt es hier nichts auszusetzen. „BattleLore“ bewegt sich qualitativ auf der Höhe der Zeit.

Spielmechanik

Das 20-seitige Regelwerk suggeriert zunächst ein doch eher komplexes Spiel-Erleben. In Wahrheit ist das Heft jedoch voller Beispiele und Bilder, die Spielmechanik selbst sehr eingängig und leicht zu erlernen. Es existiert ein Lernszenario, das einige Aspekte von „BattleLore“ außen vor lässt und ein fast sofortiges Losspielen erlaubt, aber an dieser Stelle soll gleich in die Vollen gegangen werden.

Vor jeder Partie stehen zwei variable Elemente, die für Abwechslung am Spieltisch sorgen. Das sind einerseits die Szenariokarten, andererseits die Truppenzusammenstellung der Spieler. Aus jeweils sieben Szenariokarten ziehen der Daqan- und der Uthuk-Spieler verdeckt drei. Aus diesen wählt jeder ein Szenario aus, das er spielen möchte. Jede Karte gibt dabei vor, wie die eigene Spielerhälfte des grünen Hexfeldspielplans mit Hügeln, Wäldern, Flüssen oder Dörfern bebaut wird. Außerdem gibt sie Siegbedingungen an. Beide Spieler decken ihre Szenariokarte auf und bereiten dann jeweils ein halbes Spielbrett vor. Eine sehr schöne Mechanik, die sowohl Planung als auch Überraschungsmoment beinhaltet.

Die eigene Armee wird dann entweder aus einer von drei Beispielarmeen gewählt oder mit 50 Punkten frei gestaltet. Zur Verfügung stehen beiden Parteien jeweils vier Einheitstypen (Nahkämpfer, Bogenschützen, Kavallerie und schwere Infanterie) sowie ein legendärer Krieger. Das sind bei den Daqan beispielsweise Zitadellenwachen, Runengolems und der auf einem Riesenadler reitende Roc-Krieger, bei den Uthuk Berserker, Fleischfetzer und der missgestaltete Chaoslord. Die Armeen werden verdeckt mit Karten platziert, wobei die Szenariokarte die erlaubte Aufmarschzone vorgibt. Dann kann es losgehen.

Gespielt wird abwechseln in zwei Phasen, der Hauptphase und der Auffrischungsphase. In der Hauptphase bewegen sich Einheiten und greifen an. In der Auffrischungsphase werden Siegbedingungen geprüft und man bekommt neue Karten. Das Ungewöhnliche an „BattleLore“ ist der Einsatz von Kommandokarten. Die Spieler bewegen ihre Einheiten nicht nach Belieben, sondern müssen in jeder Runde zu Beginn der Hauptphase eine von vier Kommandokarten aus ihrer Hand ausspielen, die festlegen, was man in der Runde machen darf. Dabei geben die Kommandokarten, die man aus einem fraktionseigenen Zugstapel zieht, meist vor, wie viele Einheiten man bewegen darf und in welchem von drei Aufmarschbereichen (links, Mitte oder rechts). Manchmal werden auch Einheitstypen vorgegeben oder Spezialtexte gewähren bestimmte Boni. Diese Kommandokarten sind ein wesentliches taktisches Element des Spiels, denn sie limitieren die Möglichkeiten pro Runde drastisch. Wer sie klug einzusetzen weiß, kann rasch einen Vorteil erringen. Meist aber möchte man mehr machen, als man darf.

An Reiz gewinnt das Spiel zusätzlich durch typische Tabletop-Aspekte wie leichte Geländemodifikatoren, Sichtlinie für Schützen, Spezialfähigkeiten einzelner Einheiten und die Machtkarten, die meist starke Einmaleffekte auslösen. Das sorgt für hinreichend Komplexität, ohne dass die Spieler von Regeln und Zahlen erschlagen werden.

Ziel einer Partie ist es, 16 Siegpunkte zu erringen, wobei einerseits das Szenario Bedingungen für das Erringen von Siegpunkten vorgibt (etwa das Halten von gewissen Geländeteilen), andererseits die übers Spielbrett verteilten Siegpunktezonen für Bonuspunkte sorgen. Der Kampf um die Kontrolle über diese Spezialfelder ist ein nicht unwesentlicher Teil von „BattleLore“.

Fazit: „BattleLore“ macht in seiner „Zweiten Edition“ wirklich alles richtig. Es ist schnell erlernt, sieht toll aus und sorgt für kurzweilige, taktische Schlachten mit wechselnden Truppen und Szenarien. Anders als viele FFG-Spiele dauert eine Partie auch wirklich selten mehr als eine Stunde (am Anfang vielleicht etwas länger), wodurch „BattleLore“ sehr gut Teil eines Spieleabends sein kann. Drei Dinge gibt es vielleicht zu kritisieren: Epische Strategen werden mit dem schnellen System wohl nicht warm, denn man hat kaum Zeit, um eine Schlacht „aufzubauen“. Es muss sofort und entschieden gehandelt werden, wenn man gewinnen will. Außerdem ist „BattleLore“ nur für zwei Spieler geeignet, wobei Hausregeln vielleicht auch Teams von vier Spielern zulassen. Zu guter Letzt ist die Übersetzung einiger Kommandokarten etwas unklar ausgefallen. Der gesunde Menschenverstand hilft hier weiter, aber gerade bei Spielen, wo jedes Wort sitzen muss, weil sonst unterschiedliche Auslegungen denkbar sind, würde man sich eine noch genauere Kontrolle wünschen. Unterm Strich ist „BattleLore“ ein sehr unterhaltsames Fantasy-Taktik-Spiel, dessen Möglichkeiten durch bereits angekündigte (bzw. auf Englisch schon existierende) Erweiterungen noch zunehmen werden.


BattleLore – Zweite Edition
Brettspiel für 2 Spieler ab 14 Jahren
Richard Borg, Robert A. Kouba
Heidelberger Spieleverlag 2014
EAN: 4015566020597
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 59,95

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