Barbarians of Lemuria

Auf den ersten Blick sieht sie ja doch etwas mickrig aus die deutsche Version von „Barbarians of Lemuria“. DIN A5 und nur 160 Seiten, da war mein erster Gedanke: „Das soll ein komplettes Sword-and-Sorcery-Rollenspiel sein?“

von Shawn Neal

 

Der erste Eindruck täuscht. „Barbarians of Lemuria“ ist nicht mickrig, sondern wirklich ein komplettes und gut geratenes Sword-and-Sorcery-Rollenspiel. Doch zuerst einmal zum Aufbau des Buches.

Es gibt zehn Kapitel und einen Anhang. Die Umschlaginnenseiten des Buches werden vorne von einer Art „Mini-Spielleiterschirm“, der alle wichtigen Tabellen enthält, und hinten im Buch von einer Karte von Lemuria eingenommen. Das mit der Karte hatte ich ja schon öfter gesehen, aber der Spielleiterschirm auf der Umschlaginnenseite, dass finde ich schlichtweg genial.

Das Buch ist durchweg in Schwarz-Weiß, und die Zeichnungen wissen zu gefallen und unterstützen den Ton und Hintergrund des Buches ideal.

Nun aber zum Inhalt. „Barbarians of Lemuria“ ist ein einfaches Rollenspiel. Es soll einfach Spaß machen, und die Regeln sollen das Spiel unterstützen, nicht komplett diktieren. Entsprechend frei sind die Regeln auch gefasst. So gibt es zum Beispiel lediglich vier Attribute und vier Kampffähigkeiten. Fertigkeiten, wie sie zuhauf in komplexeren Rollenspielen enthalten sind, kennt „Barbarians of Lemuria“ nicht. Stattdessen gibt es Laufbahnen. Diese bestehen prinzipiell aus einem Beruf, wie zum Beispiel „Barbar“. Wenn ein Charakter nun eine Aktion durchführt, die zu der Laufbahn „Barbar“ passt, dann bekommt er einen Bonus auf seine Aktion. Ansonsten nicht. So einfach kann das sein. Natürlich bedingt so ein Regelsystem den Willen, einen gewissen Grad von freiem Rollenspiel aufkommen zu lassen und nicht alles über Tabellen oder genaue Beschreibungen regeln zu wollen. Aber im Spiel selbst funktioniert das System extrem gut und ist vor allem unkompliziert.

Eine komplette Welt mit Göttern, Karte und kurzen Kulturbeschreibungen ist natürlich auch im Buch vorhanden, sowie Kreaturen, NSC, Beispielcharaktere und Magieregeln. Besonders hervorzuheben ist, dass es auch noch drei Einstiegsabenteuer in das Buch geschafft haben.

Ein paar Worte muss ich auch noch zur Übersetzung verlieren. Selten habe ich eine so schöne Übersetzung gesehen. Man merkt, dass es sich dabei um die Arbeit von Fans handelt und mit viel Liebe umgesetzt wurde.

„Barbarians of Lemuria“ eignet sich eigentlich für jede Sword-and-Sorcery-Hintergrundwelt. Durch das schon angesprochene einfache Regelsystem und die Tatsache, dass nur 2W6 zum Spielen benötigt werden, kann man sehr schnell loslegen und auch mal eben schnell eine andere Hintergrundwelt als Lemuria verwenden. Besonders passend ist hier natürlich beispielsweise die Welt von Conan dem Barbaren.

Fazit: So stelle ich mir ein Sword-and-Sorcery-Rollenspiel vor: unkompliziert, schnell und nicht zu voluminös. Hätte seinerzeit das „Conan“-Rollenspiel das „Barbarians of Lemuria“-Regelwerk genutzt, ich wäre nicht wieder davon losgekommen. Für mich ist „Barbarians of Lemuria“ eines der besten Rollenspiele der letzten Jahre, und die deutsche Version setzt noch einmal einen drauf. Hatte ich anfangs Zweifel, dass das Buch seinen Anspruch, ein komplettes Rollenspiel zu sein, erfüllen kann, so kann ich nun nur feststellen, dass dieser Anspruch nicht nur erreicht, sondern weit übertroffen wurde. Einfach ein herrliches Rollenspiel.


Barbarians of Lemuria
Grundregelwerk
Simon Washburne
Ulisses Spiele 2010
ISBN: 978-3-86889-063-1
160 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

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