Age of Iron: Der Krieger

„Dachsverfickte Drecksscheiße!“, fluchte er und tat sich selbst ganz furchtbar leid. – Dabei sollte Dug schon aus dem Gröbsten raus sein, schließlich ist er ein gestandener Mann und Krieger, der seinen Zenit schon mehr als erreicht hat. Aber wahre Größe stellt sich nicht immer im richtigen Moment ein. So erlebt er eine Odyssee, die ihn das Leben in Britannien noch einmal vollkommen neu bewerten lässt.

von Lars Jeske

 

Fantasy of Broken Heroes. Während es bei der High Fantasy oder dem All-Age-Genre oftmals um klare Helden und durchtriebene Schurken geht, reiht sich auch der erste Teil der „Age of Iron“-Trilogie in die Reihe der Dark-&-Dirty-Fantasy ein. Die Hauptpersonen sind alt oder ausgebrannt, haben einen persönlichen Schicksalsschlag zu verkraften oder sind aus anderen Gründen „demolierte Ware“. Dazu bringen sie auch immer einen ausgeformten Charakter mit sich, der zumeist komplexer zu durchsteigen ist, auf alle Fälle jedoch nicht klar gut oder böse. Eher wie jeder Durchschnittstyp, ein bisschen dazwischen.

Das trifft auch auf einen der wichtigsten Charaktere von Angus Watsons ersten Roman zu. Der Krieger Dug Sealskinner (wenn der Name nicht Programm ist, dann keiner) hat nicht alles in seinem Leben richtig gemacht. Er bedauert sich gern selber, aber erkennt, dass das auch nichts nützt. Erst recht nicht in der Position, in der wir ihn zum Anfang des Romans treffen. Er befindet sich mitten im Krieg, aber kurzfristig hatte er sich für die falsche Seite entschieden. Während er anfänglich wie ein müder Berserker wirkt, der den nächsten Alkohol sucht wie die Motte das Licht, offenbart sich im Verlauf der Geschichte seine Vergangenheit und seine Handlungen werden nachvollziehbarer. Er hat einfach Pech gehabt im Leben. Mehrmals.

Ähnlich geht es auch Lowa Finn, der besten Bogenschützin in Zadars Armee. Plötzlich sieht sie sich aus ihrer Komfortzone gerissen und muss ihr Leben neu gestalten. Rache für die jüngsten Ereignisse scheint ihr das Naheliegendste. Als die beiden sich zufällig treffen und das Schicksal (oder falsche/richtige Entscheidungen) sie aneinander bindet, ergibt sich ein spannender Tonfall für das Buch, der bis zum Ende den Leser für sich einnimmt. Hinzu kommt noch das kleine Mädchen Spring, dass das unfreiwillige Trio komplettiert. Sie hat ihre ganz eigene Vergangenheit. Ebenso besonders ist, dass ihr alle Menschen irgendwie zugetan sind und sie immer Glück hat. Oder trügt der Schein und alles ist viel komplizierter? Als dann noch die ganze königliche Armee hinter ihnen her ist, gibt es nicht mehr viele Optionen …

Der Wahrheitsgehalt: Die Story wird vom Autor als echt ausgegeben, also wie die Geschehnisse damals in Britannien ca. 60 v. Chr. wirklich hätten gewesen sein können. Die Handlung spielt mitten in der Eisenzeit, über welche heutzutage keine Aufzeichnungen existieren. Der Wahrheitsgehalt ist somit schwer nachvollziehbar, jedoch besteht für dieses historisch akkurate Setting im Prinzip auch keine zwingende Notwendigkeit. Es gibt bislang wenig historische Ereignisse oder Personen, auf welche unausweichlich Bezug genommen werden muss und was entscheidend die Geschichte ändert. Ebenso hätte die Handlung im Mittelalter spielen können. Die gewählte Stringenz ist, wie im Nachwort indirekt zu lesen, quasi dem Steckenpferd des Autors geschuldet.

Der Schreibstil: Durch den auktorialen Erzähler (der sich jedoch nicht in die Karten gucken lässt) erlebt der Leser die Abenteuer an der Seite der entsprechenden Figuren. Diesen sieht man auch ins Innere, sodass durch die offenbarten wahren Gefühle eine ehrliche Weltsicht vermittelt wird und die Charaktere allesamt greifbarer sind. Der schöne Schein und wie sie sich wirklich fühlen, hält einem sehr gut einen Spiegel vor. Eine gute und eher selten genutzte Idee und ein weiterer Pluspunkt für diesen Roman. Ebenso eine hierbei nützliche Fingerübung für den Autor ist es, einzelne Passagen der Geschichte von verschiedenen Figuren erleben zu lassen. Dadurch erhält man auf die Ereignisse verschiedene Blickwinkel und kommt auch selbst als Leser zum differenzierten Reflektieren. Nicht nur bezüglich der aktuellen fiktiven Handlung des Buches, was für Belletristik wie immer beachtlich ist.

Fazit: „Age of Iron: Der Krieger“ besticht durch eine spannende Geschichte mit starken, glaubwürdigen Charakteren. Angus Watson ist ein würdiger Auftakt einer Reihe gelungen, deren erster Band in sich abgeschlossen ist, deren Figuren jedoch gern erneut auf einem Abenteuer begleitet werden wollen. Zwei weitere Bände der Trilogie stehen bereits in den Startlöchern. Die gut strukturierte Geschichte und die positiven Eigenheiten des Schreibstils lohnen diesen Ausflug in die Eisenzeit.


Age of Iron: Der Krieger
Fantasy-Roman
Angus Watson
Piper 2015
ISBN: 978-3-492-28049-5
573 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 14,99

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