Ad Astra

In ferner Zukunft hat die Menschheit das Sonnensystem kolonisiert. Die Menschen haben ich verändert und an das Leben im All angepasst. Fünf Völker sind daraus entstanden. Doch auf einmal verliert Sol, unsere Sonne, an Kraft, und die Menschheit ist gezwungen, den Schritt hinaus zu unbekannten Sternen zu wagen. In „Ad Astra“ von Bruno Faidutti und Serge Laget lenken bis zu fünf Spieler die Splittergruppen der Menschheit bei der Erforschung der Galaxie.

von Frank Stein

„Ad Astra“ ist ein Kolonisations- und Aufbauspiel. Jeder Spieler kontrolliert eines der fünf, zugegeben nicht mehr sehr menschlich aussehenden Menschenvölker, die ihre Macht in der Galaxie ausbauen wollen, indem sie neue Planeten erforschen und dort Kolonien oder Fabriken bauen. Das Spielgeschehen kommt dabei komplett ohne Würfel aus und basiert völlig auf so genannten Aktionskarten, mithilfe derer die Spieler ihre Züge planen und danach ausführen.

Vor Spielbeginn werden zunächst die neun Sternensysteme ausgelegt. Sol dient dabei als Startstern. Um diese Welt werden so viele Planeten platziert, wie Spieler teilnehmen. Alle übrigen Planetenmarker werden in Gruppen zu zwei bis sieben verdeckt um die verbliebenen acht Systeme angeordnet. Der Startplanet jedes Spielers wird zufällig ermittelt. Dort darf jener eine Fabrik hinsetzen, die ihm zwei Einheiten der Ressourcen des jeweiligen Planeten beschert, wann immer er eine Produktionsaktion spielt. Außerdem erhält jeder Spieler ein Raumschiff, das im Tiefraum liegt und von dort aus zu den Planeten der acht übrigen Sternsysteme fliegt.

Im Verlauf der Spielrunden, die jeweils aus Planungsphase, Aktionsphase und Spielrundenende besteht, reisen die Spieler von Planet zu Planet und erforschen diese mit ihren Raumschiffen. Sie sammeln Ressourcen (Wasser, Nahrung, Energie und drei Erzsorten), mithilfe derer sie wiederum Kolonien, Fabriken, Terraforming-Stationen und neue Raumschiffe bauen können, um ihre Macht weiter auszudehnen. Daneben kann mit anderen Spielern um Ressourcen gefeilscht werden, und man kann Alien-Planeten entdecken, auf denen es besondere Artefakte zu finden gibt, die praktisch Bonuskarten im Spiel sind und meist einmalige Effekte bieten.

Gesteuert wird das alles durch so genannte Aktionskarten. Von diesen gibt es elf verschiedene. Die Aktionskarten gliedern sich dabei in die Gruppen „Produktion“, „Bewegung“, „Bauen“, „Handel“ und „Siegpunkte“. In der Planungsphase legen die Spieler abwechselnd drei bis vier Aktionskarten (je nach Spieleranzahl) auf eine Planungstafel, die bis zu 15 freie Slots bietet. Wo ein Spieler seine Aktionskarte hinlegt, steht ihm frei, ist aber alles andere als trivial. Denn sobald alle Karten gelegt wurden, werden in der Aktionsphase die Aktionen der Spieler nacheinander durchgeführt. Dabei gelten (mit gewissen Einschränkungen) alle Aktionskarten für alle Spieler. Wenn also ein Spieler die Produktion von Wasser gelegt hat, bekommt jeder Spieler, der auf einem Wasserplaneten präsent ist, entsprechende Ressourcenkarten.

An dieser Stelle zeigt sich, dass das Spiel im Grunde einfach zu verstehen, aber knifflig zu meistern ist. So sollte man beispielsweise seine Bau-Karten nicht zu weit vorne auf dem Aktionsplan platzieren, wenn man darauf spekulieren kann, zuvor noch ein paar Produktionseffekte von Karten anderer Spieler mitzunehmen. Auch ein Handeln ganz früh in der Runde macht wenig Sinn, da die meisten Spieler ihre Ressourcen am Ende einer Runde durch Bau-Aktionen stark reduziert haben und vermutlich zu Beginn der nächsten Runde dann nicht direkt Handeln können. Siegpunkte dagegen lohnen sich mitunter früh eingefahren zu werden, wenn die Konkurrenz noch keine Zeit hatte, durch Bau-Aktionen neue Raumschiffe, Kolonien etc. zu produzieren, die man womöglich werten lassen wollte.

Siegpunkte sind das, wonach alle Spieler in „Ad Astra“ streben. Wer zuerst 50 Punkte angesammelt hat, gewinnt. Siegpunkte werden allein durch die entsprechenden Aktionskarten erworben (vom – ansonsten nutzlosen – Bau von Kolonien und Fabriken auf Alien-Planeten oder dem von Terraforming-Station auf Wasser- und Nahrungsplaneten mal abgesehen). Dabei lassen sich verschiedenste Dinge werten: etwa Raumschiffe, besiedelte Systeme oder identische Ressourcenkarten auf der Hand. Hierbei bekommt jeder Spieler für seine Aktivposten Siegpunkte, der mit den meisten bekommt Bonuspunkte. Durch den geschickten Einsatz dieser Karten kann ein clever planender Spieler durchaus das Feld noch einmal von hinten aufrollen und im Endspurt den Sieg davontragen.

Fazit: Das Spielmaterial ist ansprechend gestaltet, die Regeln leicht zu erlernen, und durch den im Grunde simplen, aber im Spiel erfreulich knifflig zu meisternden Spielmechanismus mit den Aktionskarten ist eine Partie auch lange Zeit offen in Bezug auf den letztendlichen Sieger. Um die Feinheiten des Systems zu ergründen, ist ein wiederholtes Spielen beinahe Pflicht. Alles in allem ist „Ad Astra“ ein sehr schönes Aufbauspiel für gewiefte Taktiker. Allein der bewaffnete Konflikt fehlt vollständig (O-Ton eines Mitspielers: „Wie, es gibt keine Panzer?“). Aber vermutlich hätte dieses Zusatzelement das Spiel nur unnötig in die Länge gezogen.


Ad Astra
Brettspiel für 3 bis 5 Spieler ab 13 Jahren
Bruno Faidutti, Serge Laget
Nexus / Heidelberger Spieleverlag 2009
EAN: 4015566030213
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 49,90

bei amazon.de bestellen