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Teen Titans – Raven – Auf der Suche

Was wäre, wenn du alle Gefühle deiner Mitmenschen spüren würdest? Für die junge Protagonistin dieses Comics ist diese Frage zur Realität geworden. Nach einem Autounfall leidet sie an Gedächtnisverlust, hört dafür aber sämtliche Emotionen in ihrem Kopf „sprechen“, was sie an den Rand des Wahnsinns bringt. Ist das Gefühlsduselei, oder steckt mehr dahinter?

von Daniel Pabst

Dieser Comic-Ausgabe ging ein regelrechter Hype um die amerikanische Bestsellerautorin Kami Garcia voraus. Als sie im Jahre 2019 mit dem Zeichner Gabriel Picolo erstmals die Geschichte um das pubertierende Mädchen namens Raven veröffentlichte, erhielt sie einen Zustrom an positiven Rückmeldungen, was dazu führte, dass die Serie „Teen Titans“ bislang bereits fünf Bände umfasst. Jetzt wurde mit „Teen Titans – Raven – Auf der Suche“ der erste Band neu aufgelegt.

Wie der Name „Teen Titans“ schon verlauten lässt, handelt es sich bei der Geschichte um ein Werk für Jugendliche. Empfohlen wird es daher von Panini Comics auch mit der Altersangabe „ab 13 Jahren“. Anders als von den üblichen Panini-Softcover-Comics gewohnt, fällt dieser Comic dann direkt mal viel kleiner aus (was sich im Preis von 19,00 Euro nicht erahnen lässt). Statt einer Covergalerie am Ende des Bandes gibt es eine Leseprobe zu „Wonder Woman: Warbringer“, die zum weiteren Kauf animieren soll. Wie viel ist am Ende also dran an dieser Neuausgabe?

Raven ist hypersensibel und kann die Gefühle ihrer Mitmenschen spüren, welche sich wie Stimmen in ihrem Kopf versammeln. Um diesem mentalen „Overload“ zu entkommen, trägt sie einen Kopfhörer (ohne Musik zu hören) und sucht gerne die Einsamkeit. Nach dem tragischen und für ihre Mutter todbringenden Verkehrsunfall, der von Unbekannten herbeigeführt wurde, lebt sie fortan bei ihrer Tante und deren Tochter in New Orleans – der Stadt der Schwarzen Magie. Ihr Schulalltag ist geprägt von Teenie-Problemen, dem Zurechtfinden in einer neuen Klasse und der ersten Liebe.

Irritiert wird Raven von einer lauten Stimme, die anders als die fremden Stimmen mit ihr spricht und die ihre eigenen Wünsche und insbesondere Verwünschungen seltsamerweise in die Tat umsetzen kann. Als sie sich beispielsweise wünscht, dass eine Mitschülerin stolpert, stürzt diese tatsächlich, und als sie sich wünscht, dass diese erstickt, verschluckt diese sich. Woher kommen die magischen Kräfte? Ist sie vom Dämon besessen? Hat dies gar etwas mit dem Voodoo in New Orleans zu tun? Denn auch ihre Tante verbirgt ein Geheimnis vor ihr und besucht in regelmäßigen Abständen den Friedhof …

Alles, was man in diesem Comic liest, hat man so oder so ähnlich schon einmal gelesen. Die 196 Seiten und achtzehn (!) Kapitel plätschern dahin und die gezeichnete Magie erblasst zunehmend. Dass die Kritik so deutlich ausfällt, liegt auch an den farblosen und depressiv-machenden Zeichnungen von Gabriel Picolo. Sicher mag es die ein oder den anderen (Teenie) geben, den gerade dieser Stil anspricht, aber er wirkt arg repetitiv und die Highlights bleiben aus. Immer wieder sieht man Raven mit ihren lilagefärbten Haaren und schwarzen Outfits, wohingegen der Großteil der anderen Personen und des Hintergrunds schwarz-weiß oder grau belassen wurden. Dadurch sehen die sehr kleinen Seiten einfach unfertig aus.

Anders als etwa in dem grandiosen Animationsfilm „Alles steht Kopf“ von Pixar aus dem Jahre 2015 (Regie: Pete Docter und Ronaldo del Carmen) wurde hier die Chance, sich mit der (Teenie-)Gefühlswelt intensiver auseinanderzusetzen, vertan. Selbstverständlich muss nicht alles knallbunt sein, wenn es um Emotionen geht, doch alles in lila-schwarz-weiß zu halten und ab und zu noch ein paar andere Farben einfließen zu lassen, wird dem Thema nicht gerecht und hinterlässt ein Gefühl der Lustlosigkeit, oder mit den Ausdruck, den Raven auf einem T-Shirt stehen hat: „Black is my happy color“.

Fazit: Wer auf eine Fantasy-Geschichte à la „Buffy – The Vampire Slayer“ mit Tiefgang gehofft hat, der wird enttäuscht. Enttäuschend ist auch, dass die anderen Figuren um Raven sehr eindimensional dargestellt werden und diese damit die Handlung von Kami Garcia nicht voranbringen oder retten könnten. Das Farbexperiment ist zu repetitiv; die Geschichte nicht innovativ. Daher ist diese Geschichte – jedenfalls für ein älteres Lesepublikum – nicht zu empfehlen.

Teen Titans – Raven – Auf der Suche
Comic
Kami Garcia, Gabriel Picolo
Panini Comics 2025
ISBN: 978-3-7416-4288-3
196 S., Softcover, deutsch
Preis: 19,00 EUR

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