von KaiM
„Teburu“ ist, kurz gesagt, ein digitales Brettspielsystem. Entwickelt wird es von der Firma Xplored, ansässig in der Nähe von Genua, in Italien. Dort wurden nach eigenen Angaben schon über 100 Spiele und Spielzeuge für zum Teil große Marken entwickelt und seit einigen Jahren eben auch diese ganz eigene Innovation.
Das Grundset besteht aus einem unscheinbaren schwarzen Spielplan mit einem Kopfteil. Zudem sind ein kleines Modul mit USB-Anschluss und ein passendes Kabel enthalten und das war es dann auch schon. Dazu wird für jedes extra zu erwerbende Spiel, neben weiteren Spielkomponenten natürlich, noch eine eigene App benötigt, die die Spielinhalte bereitstellt. Die Elektronik des Moduls enthält das Mainboard, welches die im Spielplan versteckten Sensoren auswertet. Damit ist man in der Lage, die Position von Figuren auf dem Spielplan zu detektieren und Bewegungen zu verfolgen. Die App kann damit auf durchgeführte Aktionen live reagieren.
Zudem enthält das Modul einen zusätzlichen Sensor und eine induktive Ladevorrichtung. Das Konzept basiert nämlich auch auf intelligenten Würfeln, die sich über eine Funkverbindung mit dem Spielbrett koppeln und der App das gewürfelte Ergebnis bereitstellen. JA, man kann das System hervorragend überlisten, indem man nur so tut, als würde man würfeln, nur um den gewünschten Wert zu bekommen. Und NEIN, das macht natürlich überhaupt keinen Sinn und ist nicht weniger mogeln als sonst auch.
Jedenfalls lassen sich die Akkus der Würfel über die Ladefunktion betanken und mehr noch, sogar mit Updates versehen. Dies war nämlich der erste Schritt, nachdem ich alle Komponenten ausgepackt hatte und die ersten Tests machen wollte: Alles brauchte ein Update. Von unzähligen Berichten über unausgereifte Software verunsichert, habe ich die Updates vorgenommen und schon Schlimmstes befürchtet. Vorsichtshalber wurde sogar schon ein Supportkontakt herausgesucht, aber zumindest dieser Teil war überhaupt kein Problem. Nach wenigen Minuten waren alle Komponenten mit einem Update versehen und es konnte losgehen. Aber ich greife vor, denn hier im Basisset gibt es ja eigentlich nur das eine Hauptmodul. Es bleibt aber festzuhalten, dass die ersten Schritte alle ganz problemlos verliefen.
Der eigentliche Zauber kommt aber natürlich mit den Spielen, die mit diesem System verwendet werden können und mit anderen Worten heißt das: Man kann das Brett zwar einzeln erwerben, aber zunächst noch gar nichts damit anfangen. Halt, nicht ganz richtig. Auf der Seite des Herstellers kann man das SDK herunterladen, um eigene Spiele zu entwickeln. Spannende Sache. Und wenn ich irgendwann mal endlich auf Schlaf verzichten kann, würde ich mich dann gerne einarbeiten und mein eigenes kleines Projekt starten.
Die verfügbaren Spiele
Die Anzahl der verfügbaren Spiele sind im Moment noch sehr übersichtlich, es gibt lediglich „Bad Karmas and the Curse of the Zodiac“ (mit mehreren Erweiterungen) und „Vampire: The Masquerade – Milan Uprising“ (ebenfalls mit mehreren Erweiterungen) zu kaufen. Auf Deutsch sind beide Spiele bei Pegasus Spiele zu erwerben, wobei die jeweiligen Erweiterungen zumindest angekündigt sind.
Während „Bad Karmas“ ein Spiel ist, wo es alleine darauf ankommt, mit möglichst vier Spielenden einen Boss zu erledigen, ist „Vampire“ eher ein rollenspiellastiges Storyspiel, welches stark an das Original angelehnt ist. Beide Titel scheinen für das System dank der starken App-Unterstützung gut geeignet zu sein. Auch haben beide Titel bisher gute Kritiken geerntet, es lohnt sich also, einen genaueren Blick darauf zu werfen.
Weiterhin gibt es bei Gamefound Kampagnen für „Sword and Sorcery“ und „Vampire: The Masquerade – Palermo Conspiracy“. Das wiederum spricht dafür, dass das System bisher gut genug angenommen wurde, um mehr Spiele zu entwickeln und hoffentlich auch das Kundenfeedback, was es zweifellos gegeben hat, mit einfließen zu lassen. Man darf gespannt sein.
Was ist von dem System nun zu erwarten?
Von der Grundidee her scheint „Teburu“ insbesondere zwei Dinge zu können: Würfel auswerten (und laden) und Figuren detektieren und deren Bewegungen auf dem Spielbrett nachvollziehen. Mit dem zweiten Feature kann das Brett also auf Positionen und Konstellationen reagieren, wie es in einem Brettspiel nicht oder nur umständlich möglich ist: Versteckte Events, wenn ein Feld betreten wird? Kein Problem. Rätsel, bei denen die Figuren eine bestimmte Formation auf dem Brett einnehmen müssen? Geht auch. Spontane Reaktion auf Bewegungen oder langem Verharren? Logisch.
Ohne die Spielenden zu spoilern oder mit komplizierten Eventtabellen, Markern, Plättchen oder Kartenstapeln zu nerven, kann das Spiel spontan reagieren.
Die Auswertung eines hingegen Würfels verbindet das haptische Erlebnis des Würfelns mit den Vorteilen der Digitalisierung. Ein Zufallsgenerator in der App kann schnell seelenlos wirken, wohingegen die Eingabe von Werten in eine App, nachdem die Würfel gefallen sind, doch eher lästig sein wird. Somit verbindet das System die guten Aspekte beider Welten. Aber funktioniert das auch flüssig genug, dass häufiges Würfeln nicht nervig wird? Kann man in naher Zukunft erwarten, dass ein „Roll for the Galaxy“ mit „Teburu“ umgesetzt wird? Und wie viel Brettspiel bleibt eigentlich noch übrig?
Dafür werden wir uns als nächstes „Bad Karmas and the Curse of the Zodiac“ vornehmen. Wir wollen schließlich erforschen, was das System nun wirklich kann.
Fazit: Das System ist vielversprechend, aber für Brettspielenthusiasten zunächst etwas einschüchternd. Sehen wir hier die Zukunft des Brettspiels und wollen wir das wirklich so haben? Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt, da die technischen Optionen von jedem Spiel anders genutzt werden können. Die ersten technischen Gehversuche verliefen zumindest ohne Probleme. Wir harren den Dingen, die da kommen.
Teburu
Digitales Brettspielsystem
Xplored / Pegasus Spiele 2025
EAN: 5425016928394
Sprache: Deutsch (u.a.)
Preis: 119,99 EUR
bei pegasus.de bestellen