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Star Wars – Thrawn: Allianzen

Großadmiral Thrawn, der blauhäutige, rotäugige Chiss, der es aus den Unbekannten Regionen bis ins Herz des Imperiums geschafft hat, ist zweifellos eine der beliebtesten Figuren des Franchises, die nicht aus der klassischen Trilogie oder den Prequels stammt. 1991 betrat er in dem Roman „Heir to the Empire“ von Timothy Zahn die Bühne der Galaxis, seitdem hat er den Disney-Kanon-Neustart überlebt, hat den Sprung in gleich zwei TV-Serien geschafft und natürlich zig Roman-Abenteuer bestanden. Der vorliegende Comic adaptiert eins von diesen.

von Frank Stein

„Thrawn: Alliances“ – die Buchvorlage – kam ursprünglich im Juli 2018 in den USA auf den Markt, natürlich erneut geschrieben von Timothy Zahn. Die deutsche Ausgabe folgte im März 2019 bei blanvalet. Die Marvel-Comic-Adaption von Jody Houser (Text), Pat Olliffe und Andrea di Vito (Illustrationen) sowie Rachelle Rosenberg (Farben) erschien dann von Januar bis April 2024 als in sich abgeschlossene, vierteilige Heftserie. In Deutschland kam sie ebenfalls erst im Heftformat („Star Wars #109-111“; August bis Oktober 2024) bei Panini heraus, gefolgt von diesem Sammelband, der uns parallel im Softcover und limitierten Hardcover im Februar 2025 spendiert wurde.

Der Comic beginnt ein wenig lapidar mit einem weiteren militärischen Sieg Thrawns in irgendeinem Randsystem des Imperiums, auch wenn es keines Großadmirals seines Schlages bedurft hätte, um mit einem Sternenzerstörer ein paar kleine Raumjäger zur Aufgabe zu zwingen. Zurück auf Coruscant hat der Imperator bereits den nächsten Auftrag für ihn: Auf Batuu – eine Weile bei „Star Wars“-Machern sehr beliebt, weil ab 2019 Schauplatz der „Star Wars“-Themen-Attraktion in Disneyland Park – hat er eine Erschütterung der Macht wahrgenommen. Thrawn soll mit Vader dorthin fliegen, um das zu klären. Das gefällt beiden Männern gar nicht, stehen sie doch in ständiger Konkurrenz um die Gunst des Imperators.

Dann wird es kompliziert, denn ein Timothy-Zahn-Roman macht in der Regel keine halben Sachen. Daher gibt es gleich zwei Handlungszeiten, die sich zumeist in jeweils zwei Handlungsstränge aufteilen. Die Mission nach Batuu weckt nämlich alte Erinnerungen. Dort haben sich Thrawn und Anakin Skywalker während der Klonkriege kennengelernt. Anakin spürte der bei einem Einsatz verschwundenen Padmé nach, Thrawn wollte den Konflikt zwischen Republik und Separatisten besser verstehen und bot seine Hilfe an. Dabei kommen sie Schmugglern und heimlichen Separatistenaktivitäten auf die Schliche, während Vader und Thrawn in der Gegenwart mysteriösen Entführten und einer nicht minder mysteriösen Spezies aus den Unbekannten Regionen nachspüren. (Offiziell weißt Thrawn übrigens nicht, wer Vader ist, aber er ist ja Thrawn, nicht wahr?)

Das liest sich einerseits spannend, aber zugleich durchaus anstrengend, denn der Comic verdichtet die Handlung des Romans stark und er lässt auch ein paar Lücken – nehme ich an, ich kenne die Romanvorlage nicht. Ich nehme es deshalb an, weil teilweise doch etwas in der Handlung gesprungen wird und manche Erklärung der Ereignisse so knapp ausfällt, dass man sie kaum versteht. Wie die Schmuggler mit den Separatisten zusammenhängen, habe ich auch nach zweimaliger Lektüre nur gerade so begriffen. Und wer jetzt diese ominösen Entführten warum durch Batuu geschleust hat, entzieht sich mir nach wie vor.

Und dann ist der Comic plötzlich vorbei. Mittendrin. Padmé, Anakin und Thrawn stecken gerade mitten in der schönsten Bredouille im Kampf gegen die Separatisten. Und Vader und Thrawn haben soeben entschieden, einer neuen, wichtigen Spur zu folgen. Man wähnt das großen Finale nahe. Nur gibt es keins. „ENDE?“ heißt es bloß vielsagend. „Ah, es folgt ein Band 2“, denkt man. Und schaut nach, wann er wohl kommt. Und die Antwort lautet anscheinend: gar nicht. Seit April 2024 ist in den USA nichts mehr passiert. Es gibt auch keine Ankündigungen im Netz. Wie es aussieht, ist das Projekt still entschlafen und die Leser hängen an der metaphorischen Klippe. Ganz großer Mist!

Optisch bietet der Comic solides Mittelmaß. Manche Panels sehen besser aus als andere. Thrawn und Vader sind in der Regel gut getroffen, Sturmtruppen wirken ganz gern aber mal geknautscht. Ich wurde nicht aus dem Lesefluss gerissen, aber wirkliche Wow-Effekte habe ich nun auch nicht erlebt. Eine Ausnahme bilden die von Rod Reis gezeichneten Cover, die in den Text eingestreut sind und wirklich gut aussehen!

Fazit: Eine Geschichte rund um Thrawn und Vader kann per se eigentlich nicht schlecht sein. Und ich glaube auch, dass die Romanvorlage echt Spaß macht. Der Comic, obschon durchaus spannend, leider kommt etwas zu gedrängt daher, und es fällt bei den verschiedenen Handlungssträngen und häufigen Szenenwechseln schwer, nicht den Anschluss zu verlieren. Dass die Story dann aber mittendrin einfach abbricht – und offensichtlich auch keine Fortsetzung erfährt –, ist ein absolutes No-Go. In diesem Sinne: Lest das Buch! Die Comic-Adaption hat Marvel leider in den Sand gesetzt.

Star Wars – Thrawn: Allianzen
Comic
Jody Houser, Timothy Zahn, Rachelle Rosenberg u. a.
Panini Comics 2025
ISBN: 978-3-7416-4242-5
104 S., Softcover, deutsch
Preis: 15,00 EUR

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