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Star Wars: Purge – Vaders Rachefeldzug

Das Imperium hat sein Ziel erreicht und die Herrschaft über die Galaxis an sich gerissen. Durch die Order 66 wurden so gut wie alle Jedi ermordet und die wenigen, die überlebt haben, sind über die Galaxis verstreut. Dies ist der Zeitpunkt, auf den Darth Vader gewartet hat. Jetzt kann er sich seinem Ziel widmen, auch die letzten Jedi zu jagen und zu vernichten. Dabei geht es auf seinem Rachefeldzug vor allem um eins: Er will Obi-Wan Kenobi, der ihn auf Mustafar zum Sterben zurückließ, töten.

von Frank Stein

Sonderband 80 der „Star Wars“-Reihe von Panini Comics erzählt auf 124 Seiten nicht bloß eine Geschichte, sondern gleich mehrere. In vier einzelnen Episoden, die alle in der Zeit nach „Star Wars – Episode III: Die Rache der Sith“ angesiedelt sind, geht Vader seiner Obsession nach, die letzten Jedi-Ritter auszulöschen. Ein nicht vollständig erkennbarer roter Faden ist dabei Vaders Suche nach Obi-Wan Kenobi, an dem er sich dafür rächen will, dass dieser ihn auf Mustafar hat brennen lassen.

In „Purge“ (dt. „Kaltblütige Jagd“, erstmals in „Sonderband 31: Klonkriege VIII: Der unsichtbare Feind“ abgedruckt) kommt ein kleiner Zirkel überlebender Jedi auf Kessel zusammen. Während sie noch überlegen, wie sie mit den veränderten Realitäten umgehen sollen, erscheint ein letzter Gast: Vader. Doch der junge Sith-Lord, der in Wahrheit an diesen Ort gelockt wurde, ist allein. In seiner Arroganz lässt er sich auf einen Kampf ein, der ihn beinahe teuer zu stehen kommt. – Visuell sehr schön in Szene gesetzt, bietet die Geschichte vor allem ein packendes Duell, das einen einfallsreichen, aber noch nicht übermächtigen Vader zeigt.

Man sagt, kurz vor dem eigenen Tod zieht noch einmal das ganze Leben an einem vorbei. Entsprechend zwischen Zeiten und Orten springend erzählt „Seconds to Die“ (dt. „Erkenntnis“, erstmals in „STAR WARS 79“ abgedruckt) vom Leben und letzten Kampf von Sha Koon, der ebenfalls machtbegabten Nichte von Jedi-Meister Plo Koon. – Sehr viel innerer Monolog und Rückblende nehmen der Story an Fahrt und geben ihr eher die Atmosphäre eines ruhigen Zu-Sich-Findens in der Macht. Auch visuell der schwächste Beitrag in der Anthologie.

„The Hidden Blade“ (dt. „Waffe im Verborgenen“, erstmals in „STAR WARS 83“ abgedruckt) führt auf die urtümliche Welt Otavon 12, wo gegen die enormen Widerstände der Einheimischen eine imperiale Garnison entstehen soll. Vader ist vor Ort, um für die Fertigstellung des Projekts zu sorgen und die Feinde in Schach zu halten. Doch das Gerücht eines Jedi zieht ihn in den Urwald – mit fatalen Folgen. – Optisch ist diese Story echt gelungen und hebt sich wohltuend vom Comic-Heft-„Einheitsstil“ ab. Inhaltlich kann man das Ganze als Lehrjahr eines Sith-Schülers betrachten, der einmal mehr keine sehr glänzende Figur macht.

Der abschließende Zweiteiler „The Tyrant’s Fist“ (dt. „Die Faust des Tyrannen“, erstmals in „STAR WARS 105“ abgedruckt) geht etwas andere Wege als die vorherigen Geschichten. Auch hier ist Vader darauf fixiert, den Planeten Vaklin von Jedi zu säubern. Er hat nur ein Problem: Die Bevölkerung verehrt diese als Helden, jeder Tote ist ein Märtyrer. Es bedarf der ganzen Finesse einer Majorin des Büros für Imperiale Sicherheit (man kennt es im Englischen als ISB), um den Jedi jeden Rückhalt in der Bevölkerung zu nehmen. – Ein schönes Beispiel für die Art, wie das Imperium in den frühen Jahren nach seinem Aufstieg Welten indoktriniert hat.

Alles in allem wissen die vier Geschichten zu gefallen, weniger wegen der immer wieder gebotenen Kämpfe zwischen Vader und seinen Opfern, als vielmehr als Schlaglichter auf die frühe Zeit des Imperiums und auf die ersten Gehversuche Anakin Skywalkers als Darth Vader. Es wird ein zorniger, mächtiger Kämpfer präsentiert, dem es allerdings an Weitblick fehlt. Doch er lernt – gerade in der letzten Geschichte. Etwas bedauerlich ist fehlende Verbindung unter den Geschichten. Man hätte „Purge“ auch als zusammenhängende Mini-Serie realisieren können. So bleiben gerade die zweite und dritte Geschichte etwas blass, obwohl die Zeit nach „Episode III“ an sich enorm spannend ist, wie die vierte Geschichte gut belegt.

Fazit: „Purge“ bietet vier Kurzgeschichten, von denen sich drei im Wesentlichen auf Duelle zwischen Vader und seinen Gegnern reduzieren. Interessant sind diese Storys vor allem in ihrer Charakterisierung Vaders als noch fehlerbehafteter Sith-Schüler. Die letzte Geschichte gewinnt durch ihr Porträt imperialer Vorgehensweisen bei der „Eroberung“ der Bevölkerung eines Planeten. Davon hätte man gerne noch mehr gelesen. – Langjährige Sammler der „Star Wars“-Comics von Panini können um diesen Band einen Bogen machen, da er nur nachgedruckte Geschichten enthält.


Star Wars: Purge – Vaders Rachefeldzug
Comic
Hayden Blackman, Alexander Freed, John Ostrander u.a.
Panini Comics 2014
ISBN: 978-3-86201-821-5
124 S., Softcover, Deutsch
Preis: EUR 14,99

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