von Frank Stein
Die Reihe „Schauplätze und Planeten“ – oder früher „Welten und Schauplätze“ – existiert bei Dorling Kindersley schon seit vielen Jahren. Es begann mit Einzelbänden zu den Prequel-Episoden I und II (2000 respektive 2003), dann erschien 2004 ein Band, der sich mit der klassischen Trilogie beschäftigte, ein Jahr später kam ein alle drei Bücher und dazu „Die Rache der Sith“ enthaltender Sammelband mit dem Namen „Star Wars – Alle Welten und Schauplätze“ heraus. 2016 brachte der Verlag dieses Werk, ergänzt bis zum damals brandneuen Film „Das Erwachen der Macht“, neu heraus. Knappe 10 Jahre später ist das Werk erneut aktualisiert am Markt erschienen, jetzt mit Beiträgen zu allen Sequel-Filmen sowie den diversen Serien – wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass hier einiges fehlt, aber dazu später mehr.
224 Seiten umfasst das Buch mittlerweile, damit ist es noch einmal 32 Seiten dicker als die letzte Ausgabe der Reihe. An den Maßen – 26 x 30,7 cm – hat sich nichts geändert, das Layout ist praktisch identisch geblieben. Zu Beginn steht das (bekannte) Vorwort von Doug Chiang, der mittlerweile vom Szenenbildner zum Senior Vice President and Executive Design Director bei Lucasfilm aufgestiegen ist. Dann folgt ein Inhaltsverzeichnis, das uns zeigt, dass das ganze Buch im Wesentlichen chronologisch angelegt wurde, beginnend bei „Episode I“ und endend bei „Episode IX“. Eine Einleitung entführt uns mit einer großen Sternenkarte in die Galaxis weit, weit entfernt. Diese ist sehr viel informativer als die recht oberflächliche Karte des Vorgängerbands, aber die vielen Planetennamen sind nur mit der Lupe lesbar. Das erkannten offenbar auch die Macher und druckten die Karte daher auf den vier Folgeseiten nochmal vergrößert ab, definitiv eine schicke Neuerung in diesem Band. Vier weitere Seiten präsentieren 30 Planetenprofile, jeweils mit Bild, ein paar Daten und einem sehr kurzen Datenbank-Text. Auch hier ist dieser Band dem alten mit nur 17 Einträgen deutlich überlegen.
Dann geht es los mit den Schauplätzen der „Ära der Republik“: Der Filmhandlung folgend besuchen wir Naboo, Orte auf Naboo, die Gunganstadt Otoh Gungah, ein Droidenkontrollschiff, den Palast von Theed, Tatooine, Mos Espa, Wattos Laden und immer so weiter. Dieser Teil wurde, soweit ich das verglichen habe, eins-zu-eins vom Vorgängerband übernommen. Das ändert jedoch nichts an der Informationsfülle und Detailfreude der jeweils doppelseitigen Einträge. Unverändert lässt sich hier wahnsinnig viel entdecken, gerade an den Orten, die sich einzelnen Gebäuden widmen, wie etwa Anakins Heim oder Wattos Laden, die jeweils als Teilschnittzeichnung mit viel Blick ins Innere dargeboten werden. Man merkt hier, dass es vor vielen Jahren mal Einzelbände gab, die sich nur mit Schauplätzen von „Episode I“ und „Episode II“ beschäftigt haben. Interessanterweise wurde auf die schadensanfälligen Ausklappseiten – etwas bei der Podrennarena von Mos Espa – diesmal komplett verzichtet. Stattdessen gönnt sich das Buch eine Überblickseite und dann die vier Ausklappseiten jeweils als zwei Doppelseiten hintereinander. Gerade für jüngere Nutzer sicher eine Vereinfachung in der Handhabung.
Über Coruscant und die Schlacht von Naboo bis zum Generatorenkampf zwischen Obi-Wan, Qui-Gon und Darth Maul erreichen wir dann auf Seite 64 (!) „Episode 2“. Auch in diesem Teil des Buchs bleiben wir sehr nah am Film. Von der Verfolgungsjagd auf Coruscant über den Outlander-Club geht es nach Naboo und Kamino. Dessen bislang etwas informationsarme Doppelseite wurde behutsam um einen Eintrag aus der Serie „Bad Batch“ aktualisiert, was positiv auffällt. Ansonsten geht es informativ (aber unverändert) über Tatooine und Geonosis zu einem sehr umfangreichen Schlacht-von-Geonosis-Teil bis Seite 100, dann folgt „Episode III“. Hier fällt zum ersten Mal auf, dass es keinen Einzelband gab, denn zum einen werden der Episode nur 24 Seiten spendiert, zum anderen werden die detailreichen Schauplätze weniger. Die Jedi-Tempelanlage und das Büro des Kanzlers laden die Augen noch durchaus zum neugierigen Schweifen ein, aber beispielsweise die Ebenen von Pau-Stadt, der Wookiee-Baum oder die Minen von Mustafar sind doch aus sehr große Abstand gezeichnet, sodass man zwar einen guten Überblick gewinnt, aber nicht viele Details ausmachen kann. Daran hat auch der erhöhte Kontrast beim Druck dieser Ausgabe Mitschuld, der es mit seinen stärker gesättigten Dunkelbereichen tatsächlich erschwert, feine Einzelheiten zu erkennen. Hier ist genaues Hinsehen gefragt, aber das ist bei dem ganzen Buch eh ein Muss.
Der nächste große Abschnitt, „Ära des Imperiums“ beginnt gleich mit neuen Doppelseiten. Im Vorgängerband ging es mit dem Besuch auf Tatooine und der Lars-Farm los. Hier finden die Leser zunächst Einträge zu Corellia (genauer: dem Industrieviertel von Coronet), dem Conveyex-Raub auf Vandor, den Minen von Kessel, Ferrix, dem Gefängnis auf Narkina 5, dem imperialen Senat, Jedha, Vaders Festung und Scarif. Das erfreut das Fan-Herz natürlich, aber ich muss auch Kritik üben. Es ist das Nötigste, was uns hier an Schauplätzen zu den Filmen „Solo“ und „Rogue One“ sowie der Serie „Andor“ geboten wird. Wo ist die Sabacc-Höhle, in der Han auf Lando trifft, wo das Heim von Cassian Andor oder Bix’ Werkstatt auf Ferrix? Auch Jedha hätte einen viel näheren Blick in seine lebhaften Straßen verdient. Ebenso fehlt das Versteck von Saw Gerrera und seinen Partisanen. Die Minen von Kessel sind eine ebenso flott hingeschluderte Doppelseite wie Jedha oder die Schlacht von Scarif. Richtig gelungen sind hier nur die Stadtansicht von Ferrix-Stadt und das Gefängnis auf Narkina 5.
Danach erreichen wir wieder bekannte und qualitativ hochwertige Gefilde, nämlich den inhaltlich unveränderten Neuabdruck des Material zu „Episode IV“ bis „Episode VI“. Was hier an Mühe und Liebe in Schauplätze wie die Lars-Farm, Bens Heim oder nur die Tosche Station investiert wurde, zeugt von der Begeisterung der Macher von einst. Die Cantina in Mos Eisley, die Echo-Basis oder Jabbas Palast gehören zu den besten Einträgen überhaupt! (Im Fall von Jabbas Palast saufen leider auch hier einige Details durch den zu dunklen Druck ab.) Ein kleiner Schock erwartet Kenner übrigens auf S. 158. Denn der Eintrag zum Großen Tempel auf Yavin wurde geändert. Statt einem wunderschön detaillierten Blick in die Tempelanlage bekommt man bloß noch ein paar Fotos und ein schrecklich unsauberes Photoshop-Bild. Ich habe keine Ahnung, was hier an Problemen im Hintergrund aufgetreten sind, aber der Verlust des Eintrags ist höchst bedauerlich.
Auf Seite 190 beginnt dann die Zeit der neuen Republik. Hier gibt es wieder einen großen Block mit neuen Einträgen. Während zuvor bloß „Episode VII“ berücksichtigt werden konnte, haben nun die ganze Sequel-Trilogie sowie die Serie „The Mandalorian“ Platz gefunden. Doch auch hier fällt die Qualität wieder ab. Es geht los mit einer Stadtansicht von Nevarro. Dann reisen wir nach Jakku, zu Reys Zuhause (leider wieder etwas zu dunkel). In Maz‘ Schloss ist zweifellos eine Menge an Digitalarbeit geflossen, erkennen kann man allerdings nur die Hälfte. Bei der Widerstandsbasis auf D’Qar wiederum wurde meines Erachtens die falsche Perspektive gewählt. Viele Männlein laufen zwischen grünen Hangarhügeln herum, die interessante Kommandozentrale dagegen versinkt im Dämmerlicht.
Neu ist dann wieder Ahch-To, das sehr faul als grün-bauner Insel-Fleck präsentiert wird. Warum wurde stattdessen nicht Lukes Hütte gezeigt? Der gleiche Fehler passiert auf Canto Bight. Wir bekommen die Route der Fathierjagd durch eine nächtliche Stadt präsentiert. Schön und gut. Erkennbar ist wenig. Aber was fehlt? Das tolle Casino, das sicher eine Menge kleiner Geschichten zu bieten gehabt hätte und auf Cantina-Niveau hätte mitspielen können. Die Basis auf Crait ist ganz nett anzuschauen, wenn auch detailarm. Die Schlacht um Crait bleibt mit viel Weiß und ein paar dunklen Flecken so langweilig wie sie es im Film auch war. Die Sith-Zitadelle auf Exegol ist ein gelungenes Beispiel für einen Eintrag, der aussieht, wie er aussehen sollte. Doch schon die Todessternruine auf Kef Bir besteht vor allem aus verschmolzenen Trümmern mit wenig Unterhaltungswert. Und das war es dann.
Damit mich niemand falsch versteht: Es macht immer noch Spaß, durch die Seiten zu blättern, überhaupt keine Frage. Aber im direkten Vergleich merkt man, dass hier weniger Zeit und Geld investiert wurden, sodass nur „nette“ neuere Einträge, aber keine „phänomenalen“ entstanden sind. Außerdem wurde wirklich nur das Nötigste hinzugefügt, statt mit üppiger Erzählfreude auch Nebenschauplätze zum Leben zu erwecken. Gerade die Serie „The Mandalorian“ wurde hier sträflich nachlässig behandelt. Wo ist beispielsweise die Bar der Ranger der Republik? Wo der Hangar von Peli Motto? Wo das Dorf, dass Mando vor den Raumpiraten schützt? Es mögen nicht die wichtigsten Orte der Saga sein, aber sie hatten mindestens so viel Screentime wie Wattos Laden oder Bens Zuhause, von der Tosche-Station ganz zu schweigen.
Ein Register schließt das Buch ab.
Fazit: Mein Fazit fällt diesmal zweiteilig aus. Zum einen ist ganz klar: Für Fans, die das Buch noch nicht besitzen, ist es ein absoluter Schatz. „Star Wars – Schauplätze und Planeten“ ist ein prachtvoller Begleitband zur Saga, der einen schlichtweg unglaublich viel entdecken lässt. Da kann man auch verschmerzen, dass die Kosten in den letzten Jahren von 19,95 Euro auf 29,95 Euro gestiegen sind. Zum anderen bleibt just diese Ausgabe hinter ihren Möglichkeiten zurück, das muss man einfach so sagen. Etliche der neuen Schauplätze sind eher minimalistisch präsentiert, von der Detailfreude früherer Einträge ist wenig geblieben. Außerdem fehlen doch einige Ort, vor allem aus den Serien (und ich spreche hier nur von „Andor“ und „The Mandalorian“, der Rest fehlt sowieso). Zu guter Letzt ist der Druck diesmal etwas dunkler als beim letzten Mal, was vor allem in etwas dunkleren Settings Details verloren gehen lässt. Alles in allem also ein tolles Buch (wegen der alten Einträge), aber mit Abzügen in der B-Note (bei den neuen Einträgen).
Star Wars – Planeten und Schauplätze – Erweiterte Neuausgabe
Sachbuch
Kristin Lund, Simon Beecroft, Hans Jenssen, Richard Chasemore u.a.
Dorling Kindersley 2025
ISBN: 978-3-8310-5141-0
224 S., Hardcover, deutsch
Preis: 29,95 EUR
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