von Frank Stein
Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #1-4 der 12-teiligen Event-Serie „Die Schlacht von Jakku“. Ursprünglich wurden die vier Hefte in den USA unter dem Titel „The Battle of Jakku: Insurgency Rising“ zwischen Oktober und November 2024 veröffentlicht. Dieser deutsche Sammelband bei Panini folgte dann parallel im Softcover und im limitierten Hardcover im Mai 2025. Geschrieben wurden alle Comics von Alex Segura. Die Zeichnungen stammten von Leonard Kirk, Stefano Raffaele, Jethro Morales und Luke Ross. Für die Farben sorgten Rachelle Rosenberg und Alex Sinclair.
Dem normalen Comic-Leser mag es übrigens kaum auffallen, aber Kenner fragen sich doch verwundert, warum schon jetzt die Zeit nach der Zerstörung des zweiten Todessterns in den Erzählfokus rückt. Fehlen in der Reihe „Star Wars (2020)“ nicht noch drei Heftausgaben? Das stimmt. Aus nicht ganz ersichtlichen Gründen hat Panini den Sammelband 9, „Star Wars: Der Pfad des Lichts“, auf Ende Juli gelegt. So ist ein wenig chronologische Verwirrung vorprogrammiert, aber darüber muss man bei diesem vorliegenden Band hinwegsehen.
Zu Beginn des Comics befinden wir uns wenige Stunden nach dem Sieg der Rebellenallianz über Endor. Das Schreckgespenst des zweiten Todessterns ist zerstört, ebenso der Super-Sternzerstörer Executor, Darth Vader und der Imperator sind tot, damit scheint dem Imperium das Rückgrat gebrochen. Doch schon die erste Szene zeigt, dass ein Reich, das vom Unteroffizier bis zum Großadmiral voll von Egozentrikern und Karrieristen ist, eben so schnell nicht untergehen kann. Stattdessen rafft jeder Kommandant einer mittelmäßig großen Teilstreitkraft alles an Macht zusammen, was er kriegen kann und ernennt sich dann zum Erben, Rächer oder Bewahrer der alten Ordnung. So auch Moff Adelhard im Anoat-Sektor (wir erinnern uns: dort liegt Bespin samt Landos Wolkenstadt, was aber für den Comic keine Rolle spielt).
Gemeinsam mit seinem Super-Trooper Commander Bragh, der ein wenig wie eine Konzeptzeichnung für Darth Vader aussieht, ergreift Adelhard die Initiative und riegelt den Anoat-Sektor ab. Dort soll weiter das Imperium herrschen, mit ihm an der Spitze. Das kann die junge Neue Republik natürlich nicht zulassen, weswegen eine kleine Einheit losgeschickt wird, um die Lage auszukundschaften und – wenn möglich – den Ewiggestrigen zu konfrontieren. Was Leia und Mon Mothma zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht wissen, ist, dass noch viel mehr im Hintergrund im Gange ist. Ein dunkler Machtkult will das Erbe Palpatines Bewahren. Und aus dem Jenseits heraus selbst scheint der Imperator letzte Befehle zu geben. Eine ominöse Operation Cinder wird eingeleitet, an der hochrangige Imperiale beteiligt sind und die zahlreiche Welten im Visier hat …
„Die Schlacht von Jakku“ will ein großer Wurf sein und richtet sich dementsprechend trotz vordergründig simpler Handlung – ein Großmoff will das Ende des Imperiums nicht wahrhaben und fordert die junge Republik heraus – eindeutig an Kenner der Materie. Die Akolythen des Jenseits, der Super-Sternzerstörer Ravager und sein ominöser Kommandant, Großadmiralin Sloane, Bib Fortuna auf dem Thron von Jabbas Palast, die Schmuggler von Kijimi … all das verknüpft die Comic-Handlung mit anderen Werken, vor allem der zeitlich parallel angesiedelten „Nachspiel“-Romantrilogie von Chuck Wendig, aber auch vorverweisend den Sequel-Filmen. Dem Veteran gefällt das, wenn er sich denn noch an die Details von Wendigs doch schon ein paar Jahre zurückliegenden Romanen erinnert. Gelegenheitsleser mögen sich dagegen fragen, was diese kurzen Einschübe in die normale Handlung genau bedeuten sollen, die zumindest in diesem Band noch keinerlei Erklärung erhalten.
Trotzdem oder gerade deswegen gefällt mir der Comic gut. Es passiert viel, die Szenen sind kurz, man spürt den drängenden Druck, der auf den Siegern der Schlacht um Endor lastet. Den Imperator zu töten, war eine Sache, die Galaxis wieder in Ordnung zu bringen, ist eine ganze andere. Damit befinden wir uns in Gefilden, wie sie im alten Kanon die „X-Wing“-Romanreihe beackert hat, doch auch wenn diese für mich bis heute unerreicht bleibt, was die Geschichte der Geburtswehen der Neuen Republik angeht, schlägt „Die Schlacht von Jakku“ atmosphärisch sehr schön in diese Kerbe. Das ist No-Nonsense-„Star Wars“-Unterhaltung mit Luke Skywalker, Leia Organa und all den anderen, wie man sie sich als Fan der klassischen Trilogie nur wünschen kann. Einzig Han Solo wird schmerzlich vermisst. Aber der treibt sich eben zeitgleich in der Handlung von Chuck Wendigs Romanen herum.
Visuell, das muss ich gestehen, war ich zunächst abgeschreckt. Die großartigen Cover von Phil Noto, die diese Reihe überall präsentiert haben, werden durch einen Stil im eigentlichen Comic abgelöst, der eher unterdurchschnittlich anmutet. Viele der Figuren sind nur mit den notwendigsten Strichen gezeichnet, die Hintergründe bleiben oft ungenau ausgearbeitet. Auch sind gern Gesichter verzogen. Vor allem in den Szenen mit den Rebellen fällt das auf. Verwunderlich ist das vor allem deswegen, weil hier eigentlich talentierte Leute am Start waren, soweit ich das im Netz recherchieren konnte. Aber irgendwie haben die für diese Serie nicht alles gegeben, was schade ist.
Eine Covergalerie am Schluss gibt es nicht, dafür werden die einzelnen Episoden innerhalb des Sammelbands von ihrem jeweiligen schicken Cover voneinander abgetrennt, eine Lösung, die mir gefällt, weil man so auch die Schluss- und Anfangspunkte der Einzelhefte besser würdigen kann.
Fazit: „Aufkeimender Widerstand“ ist ein spannender Einstieg in die 12-teilige Reihe „Die Schlacht von Jakku“. Alex Segura gelingt es sehr gut, die Stimmung am Ende von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ einzufangen und fortzuspinnen. Die Handlung um den Großmoff, der im Anoat-Sektor die Macht des Imperiums aufrechterhalten will, mag nicht super innovativ sein, aber sie passt in die Zeit und beschert uns eine Handlung, die uns immerhin ein Gefühl einer Galaxis in Bewegung bietet. Dass Segura dabei immer wieder dezent beispielsweise auf Chuck Wendigs „Nachspiel“-Romane verweist, erfreut den Kenner, Gelegenheitsfans mögen von diesen Einschubszenen aber verwirrt werden, zumal sie weitgehend unerklärt bleiben.
Star Wars – Die Schlacht von Jakku: Aufkeimender Widerstand
Comic
Alex Segura, Luke Ross, Rachelle Rosenberg u. a.
Panini Comics 2025
ISBN: 978-3-7416-4237-1
104 S., Softcover, deutsch
Preis: 15,00 EUR
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