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Star Wars: Dawn of the Jedi 1: Machtsturm

Vor 25.000 Jahren, so heißt es im Erweiterten Universum (EU) von „Star Wars“, wurde der Orden der Jedi gegründet. Wie genau das vonstatten ging, ist jahrelang ein Geheimnis geblieben. Dieses Geheimnis soll nun gelüftet werden. Die neue Comic-Reihe „Dawn of the Jedi“ erzählt von den Anfängen der „Star Wars“-Historie.

von Frank Stein

Autor John Ostrander und Zeichnerin Jan Duursema, die kreativen Köpfe unter anderem hinter der „Star Wars: Legacy“-Reihe, sind wieder da. Diesmal widmen sie sich der Urzeit des „Star Wars“-Universums. 100 Jahre in die Zukunft war ein kleiner Schritt, nun geht es 25.000 Jahre in die Vergangenheit, wo es gilt, die Anfänge der Jedi und der Sith zu ergründen.

Tatsächlich beginnt die Handlung sogar noch früher, genau genommen 36,453 Jahre vor der Schlacht von Yavin. Zu diesem Zeitpunkt sammelt eine Gruppe exotischer Raumobjekte, genannt Tho Yor, Schamanen, Philosophen und Priester von unterschiedlichsten Welten, um sie in den Tiefkern zu bringen, zur machterfüllten Welt Tython, wo sie fortan die Wege der Macht lernen sollen und zu Je’daii werden. 10.000 Jahre verbringen sie damit, im Einklang mit ihrer neuen Heimat zu leben und einer Ideologie des Gleichgewichts zwischen Licht und Schatten zu folgen. Dabei entwickelt sich das Tython-System natürlich weiter. Machtunkundige verlassen den Planeten und besiedeln die Nachbarwelten, es gibt Kriege, Herrscher kommen und gehen. Im Grunde herrscht eine Art Mikroversion der Galaxis vor.

Dann ändert sich alles. Das Unendliche Imperium der Rakata (eine „Star Wars“-Ur-Rasse, die 2003 in dem Videospiel „Star Wars: Knights of the Old Republic“ eingeführt wurde und laut EU irgendwann von der Galaktischen Republik ausgelöscht wurde) greift nach Tython, allerdings eher zufällig, denn eins ihrer Schiffe stürzt dort ab. Der einzige Überlebende ist ein „Machthund“, ein machterfüllter, menschlicher Sklave und Killer der Rakata, dessen Anwesenheit die Macht aus dem Gleichgewicht bringt und Tython in Richtung Dunkelheit kippen lässt. „Machtsturm“ erzählt die Geschichte, wie die drei Je’daii-Gesellen Tasha Ryo (eine Twi’lek), Sek’nos Rath (ein reinblütiger Sith – Achtung, gemeint ist die Rasse) und Shae Koda (eine Menschenfrau, deren Ahnen von Dathomir stammen) zusammen mit ihren Meistern diesen Machthund suchen und stellen. Dabei geraten Dinge in Bewegung, die den Orden der Je’daii für immer verändern sollen.

Das Projekt von Ostrander und Duursema ist ambitioniert und, das muss man sagen, in weiten Teilen bislang gut gestartet. Es gelingt den beiden nicht nur, eine Riege interessanter Charaktere zu erschaffen, sie verknüpfen auch mit viel Feingefühl zahlreiche Quellen des EU. Vor allem für Jedi-Spieler des aktuellen MMORPG „The Old Republic“ ist die Rückkehr auf ein urzeitliches Tython spannend, wenngleich die im Videospiel präsentierte Welt deutlich friedlicher wirkt als zu Zeiten der Comic-Handlung. Schön ist auch der Versuch, Waffen, Kleidung, Raumschiffe usw. in einem frühzeitlichen Design darzustellen. Die Je’daii kämpfen noch mit Metallschwertern, statt mit Lichtschwertern, und ihre Kleidung weist zumindest Anleihen an antike Kulturen auf. (Natürlich ändert das wenig daran, dass bei „Star Wars“ jahrtausendelang ähnliche Uniformen, Blaster, etc. modern zu sein scheinen, aber gut, hier muss man wohl zugunsten des Wiedererkennungseffekts etwas nachsichtig sein.)

Die Handlung kommt als gute Mischung aus Action, Charakterbetrachtung und mythischer Überhöhung daher. Sie lässt sich trotz eines recht großen Ensembles gut verfolgen und macht Lust auf mehr. Ein kleines Ärgernis bleibt: Ostrander und Duursema erzählen uns zwar tatsächlich von der Gründung des Jedi-Ordens, womit eine lange von Mythen umrankte Epoche lebendig und erfahrbar wird. Doch sie verknüpfen diese mit einem neuen Geheimnis, dem der Tho Yors, ihrer Herkunft und ihrer Absichten, das nun den Anfangspunkt aller „Macht“-Historie einfach um 10.000 Jahre nach vorne verlegt. Ob dieses neue Geheimnis irgendwann noch thematisiert wird, steht im Moment in den Sternen.

Ein abschließendes Wort zu Optik: Jan Duursema gehört nicht ohne Grund zu den immer wieder gerne beschäftigten Zeichnern bei Dark Horse. Ihre Illustrationen machen einfach Spaß. Sie sind dynamisch, detailreich und verleihen den Figuren einen gut erkennbaren Charakter. Schön, nicht jeder Gesichtsausdruck sitzt, aber darüber kann man hinwegsehen. Es existieren viele Comics da draußen, denen man wünschen würde, dass Duursema sie gezeichnet hätte!

Als Bonusmaterial hängt dem eigentlichen Comic ein bemerkenswert umfangreiches Lexikon zur Serie an. Außerdem gibt es eine Covergalerie.

Fazit: „Machtsturm“ ist ein vielversprechender Auftakt der „Dawn of the Jedi“-Reihe, die Licht ins Dunkel der Zeit rund um die Gründung des Jedi-Ordens bringt. Die Handlung ist in ihren Konfliktsituationen nicht völlig neu, aber weiß trotzdem gut zu unterhalten, und die Zeichnungen ergänzen das Ganze absolut treffend. Alles in allem ein lesenswertes Experiment, das vor allem Fans, die an der Macht und ihren Ursprüngen interessiert sind, spannende neue Einblicke bieten dürfte.


Star Wars: Dawn of the Jedi 1: Machtsturm
Comic
John Ostrander, Jan Duursema
Panini Comics 2013
ISBN: 978-3-86201-3562-7
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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