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Justice League vs. Godzilla vs. Kong

Comic-Macher sind doch kein bisschen weniger Nerds als Comic-Leser. Das zeigt sich immer wieder, wenn man schaut, was sie sich für Franchise-Cross-Over ausdenken. Da darf sich schon mal Wolverine mit dem Predator prügeln, Bugs Bunny der Legion of Superheroes beitreten und Captain Kirk auf dem Planet der Affen landen. Hier wird der chaotische Spieltrieb nun auf die Spitze getrieben. In diesem Super-Cross-Over trifft die Justice League auf die Riesenmonster Godzilla und Kong …

von Kurt Wagner

Und damit ist das Irrsinnsprojekt von Autor Brian Buccellato und Zeichner Christian Duce nur sehr unvollständig beschrieben. Tatsächlich ist die Dichte an Superhelden, Schurken und Titanenmonstern atemberaubend, wobei es Buccellato ganz geschickt anstellt und die Zahl der Helden, Schurken und Monster nach und nach steigert.

Der Einstieg gelingt geradezu perfekt. In goldener Abendstimmung sind Lois und Clark zu einem zweisamen Dinner auf dem Dach des Daily Planet vereint, und es sieht so aus, als wolle Superman seiner Angebeteten endlich einen Antrag machen. Kenner merken hier: Wir sind nicht in der laufenden Serien-Chronologie, denn dort gibt es bereits eine mehrköpfige Superfamilie. Stattdessen spielt die hier versammelte, 7-teilige Mini-Serie zeitlich früher oder vielleicht auch in einem Was-Wäre-Wenn-Raum. So deutlich wird das nicht. Jedenfalls hat Clark kaum den Mund zur alles entscheidenden Frage aufgemacht, da wackelt plötzlich die halbe Stadt und den Fluten vor Metropolis entsteigt ein wahrer Gigant: Godzilla. Das ist optisch großartig inszeniert und nicht zuletzt Dank der wunderbaren Farben von Luis Guerrero ein Augenschmaus für Fans gepflegter Superhelden-Action.

Dann erfolgt ein Sprung zurück, der etwas an Erklärung liefert. Während sich Superman und seine Freunde von der Justice League auf den „wichtigen Moment“ in Clarks Leben vorbereiten, ist die Legion of Doom unter Lex Luthor in Supis Festung der Einsamkeit eingebrochen – nach angeblich jahrelanger Suche. Dort will sie ein Artefakt namens Motherbox stehlen, um damit die JL-Truppe in der Phantomzone einzusperren, in die ganz gern kryptonische Verbrecher abgeschoben werden. Dann hätte man die Welt endlich für sich! Doch Toyman ruiniert den Diebstahl, indem er heimlich einen Kristall klaut, der Wünsche erfüllt. Als dann Supergirl und die Kavallerie eintreffen, um die Schurken aufzuhalten, kommt es zu einem Unfall – und Lex’ Truppe findet sich in einer Paralleldimension wieder, auf Skull Island, der Heimat von Kong.

Danach geht alles sehr schnell und – schwuppdiwupp – ist ein Schwung Titanenmonster auf die Erde versetzt, unter ihnen Godzilla und Kong, aber auch noch diverse weitere. Deren Befehl lautet, die Mitglieder der Justice League zu töten. Und so kommt es zur kapitalen Monsterdresche, nicht nur zwischen den Hochhäusern von Metropolis, sondern auch in Gotham City, Star City, auf der Amazoneninsel Themyscira und unter dem Meer unweit von Atlantis. An dem Punkt, also am Schluss von Heft 1, endet dann jede nennenswerte Handlung. Stattdessen wird gekämpft, was das Zeug hält: Superman gegen Godzilla, Flash und Green Lantern gegen eine Cthulhu-Krabbe, Wonder Woman samt Freunden gegen ein Riesenmammut, Batman samt kompletter Gang stilecht gegen eine Monsterfledermaus mit hundert Metern Flügelspannweite und – später – Aquaman gegen ein Wassermonster. Vielleicht haben die Biester auch alle Namen, aber ich muss gestehen, dass man irgendwo im Mittelteil etwas den Überblick verliert. Es ist auch nicht wichtig, denn keins der Geschöpfe zeigt irgend so etwas wie individuellen Charakter. Selbst Kong und Godzilla sind, im Vergleich zu ihren Filminkarnationen der letzten Jahre, eher eindimensional dargestellt.

Auf Superheldenseite passiert auch nicht wirklich viel mit den Charakteren. Dafür bleibt einfach keine Zeit. Zu groß ist die Gefahr für all die Städte. Alles muss schnell gehen. Und so jagen die maskierten Retter in Windeseile von Brandherd zu Brandherd, um zu löschen, wo es geht. Einzig Superman und Shazam (ja, der taucht auch auf) haben einen minimalen persönlichen Handlungsteil ab Heft 3, allerdings nun nichts, weswegen man sich als Leser vor Spannung die Haare raufen würde.

Der Comic lebt, ganz definitiv, von der krachenden Action. Blockbuster im Comic-Format. Entsprechend finden sich auch immer wieder ganzseitige und sogar doppelseitige Panels, um die raumbrechende Gewalt der Titanen irgendwie auf die kleinen Seiten des Comics bannen zu können. Hier leistet Christian Duce wirklich ganze Arbeit. Zwischendurch wird er dabei von Tom Derenick unterstützt, was man leider sofort merkt, denn der hat es nicht so ganz mit Proportionen. Seine Helden wirken oft etwas zerknautscht im Gesicht. Nichtsdestotrotz liefert der Comic optisch sehr ordentlich ab, sodass selbst die gut 250 Seiten Krachbumm nicht nerven, sondern absolut gut unterhalten – wenn es einem denn genügt, dass hier Superhelden gegen Titanen kämpfen. Die Handlung, wie erwähnt, passt ungefähr auf einen Bierdeckel.

Am Ende steht eine großartige Covergalerie, die auf sage und schreibe 29 Seiten spektakuläre Szenen der Begegnung zwischen Superman, Batman, Godzilla, Kong und Co präsentieren. Danke! So sollte das viel häufiger sein.

Fazit: „Justice League vs. Godzilla vs. Kong“ bietet genau das, was der Titel verspricht: einen monstermäßigen Zusammenprall zwischen Superhelden und Titanen, garniert mit einer Riege Superschurken, die aber vor allem Störfeuer abgeben und kaum als echte Bedrohung wahrgenommen werden. Optisch großartig und mit Action satt, unterhält der Comic vor allem die Fans, die Spaß an sinnfreiem Popcorn-Feuerwerk haben. Die Handlung ist kaum nennenswert, persönliche Charaktermomente sind auch rar gesät. Selbst ein Standard-Hollywood-Eventmovie hat in der Hinsicht mehr zu bieten. Hier wäre definitiv Luft nach oben gewesen, aber ich denke, das war überhaupt nicht das Ziel der Macher. Die wollten sich nur „mit ihren Actionfiguren im Sandkasten kloppen“. Das ist ihnen allerdings echt gelungen.

Justice League vs. Godzilla vs. King Kong
Comic
Brian Buccellato, Christian Duce u. a.
Panini Comics 2024
ISBN:  978-3-7416-4008-7
264 S., Softcover, deutsch
Preis: 30,00 EUR

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