von Sabrina
Zum Spiel
Einer der zentralen Aspekte im Spiel ist die Entscheidung, welchem Paläontologen – Cope oder Marsh – ihr loyal gegenübersteht. Diese Wahl wirkt sich direkt auf den Ruhm aus, den ihr durch bestimmte Aktionen erzielt und der euch zum Sieg führen kann (beziehungsweise soll). Dabei stehen verschiedene Mechanismen im Vordergrund, wie das Management von Ressourcen, Handkarten und die taktische Platzierung von Arbeitern auf Aktionsfeldern.
„Bone Wars“ wird über vier Runden gespielt. In jeder Runde wird eine Zugreihenfolge festgelegt, in der ihr Boni erhaltet. Danach führt ihr eure Aktionen nacheinander aus, indem ihr euren Paläontologen oder euer Team an verschiedenen Orten des Spielfelds einsetzt, um Fossilien auszugraben, Forschung zu betreiben oder Funde zu veröffentlichen. Gesteuert wird dies durch Handkarten, die ihr an Slots eures Bürotableaus anlegt. Drei verschiedene Kartenarten können hierfür genutzt werden: Teamkarten, Paläontologenkarten und Gattungskarten („Dinosaurierkarten“). Diese gewähren euch unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten.
Mit den Teamkarten könnt ihr Aktionen an den Ausgrabungsstätten durchführen. Ihr bewegt eure Forscher zu verschiedenen Ausgrabungsstätten. Jede Ausgrabungsstätte bietet unterschiedliche Aktionsmöglichkeiten, sobald ihr mit eurem Team dort angekommen seid. Dazu gehören das Entdecken (Erwerben) von Gattungskarten (Dinosaurierkarten), das Graben nach Knochen, das Errichten eines Basislagers oder das Durchführen einer Ausgrabungsaktion am Basislager.
Mit den Paläontologenkarten könnt ihr die vier verschiedenen Hauptaktionen des Spiels ausführen. Ausgerüstet mit dem Wissen, das ihr an den Ausgrabungsstätten gesammelt habt, ist es nun an der Zeit, entweder Marsh oder Cope zu unterstützen und wissenschaftliche Arbeiten zu veröffentlichen oder zu widerlegen. Dafür benötigt ihr zu einer Gattungskarte auch die passenden Knochen. Ihr könnt auch Forschungsaufträge erfüllen, die besondere Bedingungen an die Art oder Menge eurer veröffentlichten und präsentierten Fossilien stellen.
Gattungskarten ermöglichen es euch ebenfalls, verschiedene Aktionsarten auszuführen – aber wenn ihr euch dazu entscheidet, eine solche Karte zu opfern, bedeutet das auch, dass sie nicht mehr für eine Veröffentlichung oder einen alltäglichen Fund zur Verfügung steht. Wird diese Möglichkeit jedoch zur richtigen Zeit eingesetzt, kann sie besonders hilfreich sein.
Neben den Hauptaktionen kommen noch 15 weitere Aktionen und Belohnungen ins Spiel. Das macht „Bone Wars“ definitiv zu keiner leichten Kost, und eine exakte Beschreibung des kompletten Spielgeschehens würde den Rahmen hier sprengen.
Nach der zweiten und vierten Runde erfolgt eine Wertung, bei der ihr Punkte für eure veröffentlichten Forschungen erhaltet. Dabei wird die Anzahl der veröffentlichten Forschungsarbeiten mit der Loyalität multipliziert. Dies schafft eine interessante Dynamik, da ihr euch zwischen der raschen Veröffentlichung von Abhandlungen und dem Aufbau einer starken Loyalität entscheiden müsst. Es ist entscheidend, eine ausgewogene Mischung aus Ausgrabungen, Veröffentlichungen und dem gezielten Management von Ressourcen und Karten zu finden. Wer in jeder Runde flexibel auf die Handlungen der Mitspielenden reagiert und dabei die eigene Forschung effektiv vorantreibt, hat die besten Chancen auf den Sieg.
„Bone Wars“ enthält außerdem einen Solomodus.
Eindruck
Die Grafik und Aufmachung von „Bone Wars“ haben in unseren Runden allen gefallen. Schön gestaltete Karten sowie eine gute Übersicht auf dem Spielplan und den Bürotableaus sind ein echter Blickfang und unterstützen das Spielgeschehen. Aber die Größe des Spielplans führt auch dazu, dass man einen großen Tisch benötigt. Insbesondere in Vollbesetzung.
Die Spielanleitung ist aufgrund der Komplexität der vielen Aktionen und Möglichkeiten sehr umfangreich, aber dennoch verständlich. Allein der Anhang mit der Beschreibung von Karten, Plättchen und Symbolen umfasst vier Seiten.
Interaktion gibt es in „Bone Wars“ zur Genüge – allerdings ohne dass man komplett blockiert oder bestraft wird. So können gezielt Aktionen ausgeführt werden, um die Konkurrenz zu behindern – etwa durch das Verbreiten falscher wissenschaftlicher Theorien, das Wegschnappen von Auszeichnungen oder das Stehlen von Gattungskarten und Fossilien. Diese taktischen Möglichkeiten verleihen dem Spiel strategische Tiefe und zwingen dazu, die Gegner*innen stets im Blick zu behalten.
Die Entscheidungen, die im Verlauf des Spiels getroffen werden, sind oft knifflig: Soll man sich auf das schnelle Veröffentlichen von Forschungsarbeiten konzentrieren oder lieber gezielt die Loyalität stärken? Wird man zur erfolgreichen Paläontologin oder zum erfolgreichen Paläontologen, der die Konkurrenz übertrifft – oder verliert man die entscheidenden Punkte im letzten Moment? Die große Herausforderung von „Bone Wars“ liegt zudem in der Balance zwischen verschiedenen Handlungssträngen. Einerseits müssen fortlaufend Fossilien gesammelt werden, um wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen; andererseits ist die eigene Loyalität zu einem der beiden Paläontologen von entscheidender Bedeutung. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Management der eigenen Karten. Da diese – ebenso wie das liebe Geld – nur begrenzt zur Verfügung stehen, muss sorgfältig abgewogen werden, welche Aktionen zu welchem Zeitpunkt ausgeführt und wann welche Karte eingesetzt wird.
Abwechslung bieten die vielen (sehr schön gestalteten) Karten, Plättchen und Auszeichnungen. Jedes Spiel verläuft dadurch ein wenig anders. Was ebenfalls gefällt: Man weiß jederzeit, wo man im Verhältnis zur Konkurrenz punktetechnisch steht.
Zugegeben: Mit rund 40 Minuten Spielzeit pro Person und den vielen Symbolen sowie kleinen Zusatzoptionen ist „Bone Wars“ kein leicht zugängliches Spiel. So mussten wir zu Beginn öfter mal in den Regeln nachschlagen – insbesondere, wann welcher Bonus der Gattungskarten greift. Aber mit der Zeit kommt man gut rein. Ihr solltet daher zwei oder drei Partien relativ kurz hintereinander spielen. Etwas Glück ist auch im Spiel – etwa beim Aufdecken von Karten oder dem Ziehen von Knochen aus dem Säckchen. Für mich ist „Bone Wars“ ein Spiel, das aufgrund der Thematik, Grafik und Mechanik definitiv im Spielregal bleibt. Außerdem macht mir das Spiel einfach Spaß.
Fazit: „Bone Wars“ bietet eine spannende Mischung aus Strategie, Taktik, Interaktion und historischem Thema. Die verschiedenen Mechaniken und der Wettbewerb sorgen für ein abwechslungsreiches Spielerlebnis. Besonders die Elemente rund um Loyalität und Veröffentlichungen ermöglichen interessante taktische Entscheidungen, die das Spiel sowohl herausfordernd als auch spannend machen. Die Vielzahl an Karten und Aktionen sorgt dafür, dass keine Partie der anderen gleicht – was den Wiederspielwert enorm steigert. Wer sich auf die Herausforderung einlässt, wird mit einem taktisch anspruchsvollen und thematisch einzigartigen Erlebnis belohnt.
Bone Wars
Brettspiel für 1 bis 4 Spielende ab 12 Jahren
Wim Goossens
Giant Roc 2024
EAN: 4255682705293
Sprache: Deutsch
Preis: 65,00 EUR
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