von KaiM
Zwar ohne Lars, aber nicht weniger motiviert ging die Reise durch den Wald der Spieltische weiter. Neben Sandra, André und Jan habe ich noch Wulf wieder getroffen, der seinen Vater von Spieletest.at würdig vertrat. Natürlich haben wir auch einiges gespielt, also starten wir durch, denn es gibt einiges zu tun.
Minakshi Tempel (Kobold)
Der Minakshi-Tempel in Madurai am südlichen Zipfel von Indien ist eine große Anlage mit zwölf Gopurams. Ein Gopuram ist ein hohes Gebäude, dessen äußere Verzierungen hauptsächlich Figuren beziehungsweise Menschen darstellen, sodass es so aussieht, als würden diese die einzelnen Stockwerke tragen. Diesem interessanten Bild folgend, sammeln wir farbenfrohe Säulenfiguren, um diese auf Karten zu platzieren. Im Laufe des Spiels werden Stockwerkkarten auf die Säulen gelegt und darauf weitere Säulen gestellt, um Siegpunkte zu ergattern. Was von außen wie ein Geschicklichkeitsspiel aussieht, ist gar nicht so kippelig, wie man vielleicht erwarten möchte und entpuppt sich als fluffiges Workerplacement-Spiel. Die Aktionen sind einfach gehalten und sind schnell ausgeführt. Zudem bestimmt die Aktionswahl auch die Spieler:innenreihenfolge der nächsten Runde. Der Ersteindruck war auf jeden Fall gut, der Preis ist allerdings nicht gerade gering. Wer richtig tief in die Tasche greift, kann auch eine Deluxe-Variante bekommen, deren Säulenfiguren noch opulenter daherkommen.
Für: Freunde schneller Züge mit einer Prise Engine-Building und taktischem Kampf um die Spielreihenfolge.
Lieferstatus: verfügbar. Da die Kampagne in der Schmiede nicht sehr erfolgreich war, wurden nicht sonderlich viele Exemplare hergestellt. Wer ein gesteigertes Interesse hat, sollte also nicht mehr ewig warten.
Fünf Reiche (Mirakulus)
In fünf Reichen werden wir durch unsere Kartenauslage am Ende des Spiels Punkte bekommen. Dafür müssen wir für jede Farbe einen Stapel bilden und uns von eins bis sechs nach oben arbeiten. Jede Runde legen wir Karten aus oder bedienen uns an der Marktauslage. Dabei sollte man immer im Blick behalten, was man den anderen anbietet, um ihnen keinen Vorsprung zu verschaffen. Einmal pro Spiel kann man auch eines der fünf Reiche als Verbündeten gewinnen und sich damit Sonderfertigkeiten verschaffen sowie den anderen geheime Sonderaufträge wegschnappen. Sonderkarten mit Sondereffekten sind vorhanden, bestimmen aber keineswegs die Kartenhand. Ein schnelles, taktisches Spiel mit einigen Kniffen und Varianz. Auch dieser Ersteindruck war gut, eine ausführliche Rezension folgt.
Für: Kartentaktiker
Lieferstatus: verfügbar
Toriki (Mirakulus)
Gestrandet auf einer einsamen Insel: Ein verletzter Professor und seine vier hochbegabten Schützlinge kämpfen ums Überleben und müssen dafür viele Dinge erledigen, die auch in „Robinson Crusoe“ gemacht werden müssen. Hier geht es aber um Kombinationsgabe und Deduktion. Man bewegt die Figuren über die Insel, findet Gegenstände und kombiniert sie geschickt, um Werkzeug und andere Dinge zu schaffen. Auftragskarten treiben die Geschichte voran und geben Ziele vor. Unterstützt wird man dabei von der App, die über erfolgreiche oder misslungene Aktionen informiert und aus der die Geschichte vorgelesen wird. Tolles Material zu einem sehr guten Preis und höchstwahrscheinlich sehr gut für meine Familie geeignet. Auch hier folgt eine Rezension.
Für: mittelgroße Rätsel-Abenteurer und ihre Anhänge
Lieferstatus: ab Ende Oktober erhältlich
Forgeflame (Grimspire)
Dieses Spiel habe ich nicht nur mit Sandra, Jan und Lars im Team gespielt (er berichtete), sondern auch noch eine Partie zu dritt gewagt. In dieser Variante haben alle je drei Charaktere, die zu Spielbeginn aus der Auslage gedraftet werden. Wieder wurden die Decks á la „Smash Up“ zusammengemischt und los ging es. Vom Start an wurde hart um jedes Juwel gekämpft, und auch wenn keine direkte Konfrontation möglich ist, so haben doch die meisten Decks auch Karten, die helfen, anderen in die Suppe zu spucken. Es gab also jede Menge Momente, wo sehr laut gedacht wurde: „DAS MACHST DOCH JETZT NICHT WIRKLICH!?!“ Die Interaktion ist von spaßig bis gemein, die Decks sind schön unterschiedlich, die Miniaturen sind super und so unpraktisch es auch sein mag: Dass jede Figur Ablageplätze für die Juwelen hat, finde ich einfach nur genial, weil es den Figuren Leben einhaucht, wo sonst nur Ablageplätze auf Playerboards genutzt werden. In der zweiten Partie war uns die Spieldauer ein wenig zu lang, aber das mag auch an der Uhrzeit gelegen haben.
Für: Freunde feuriger Fehden (und für Liebhaber asymmetrischer Skirmish-Spiele)
Lieferstatus: ab Mitte Oktober erhältlich
Undaunted 2200 – Callisto (Grimspire)
Nach der unglücklichen und überaus ungerechtfertigten Niederlage, die Lars und ich letztes Jahr gegen Christian und Markus erlitten haben, musste ich mir das Spiel noch mal genauer anschauen. Nach wie vor finde ich den Deckbuildingmechanismus in Kombination mit den Karten, die gleichzeitig als Lebenspunkte fungieren, den unterschiedlichen Fähigkeiten der Einheiten und den Kampagnengedanken wirklich super. Aber auch diese Partie fühlte sich unausgewogen an, denn durch die richtigen Karten zur richtigen Zeit habe ich das Spiel schnell gewonnen. Nichtsdestotrotz würde ich die Kampagne durchaus gerne in Angriff nehmen, wenn ich jemanden dazu begeistern könnte.
Für: Fans der Reihe oder Personen, die sich vom Thema bisher haben abschrecken lassen
Lieferstatus: verfügbar
Dark Quarter (Grimspire)
Der geistige, kooperative Nachfolger von „Destinies“ spielt im New Orleans der 80er Jahre und wir verkörpern eine wild zusammengewürfelte Truppe Ermittler mit Hang zum Übernatürlichen. In mehreren Szenarien werden uns Fälle präsentiert und wir bewegen uns durch die Stadt von Ort zu Ort und sprechen mit Zeugen, Verdächtigen und anderen Personen. Aber wir sammeln auch Gegenstände, kombinieren, deduzieren und werden natürlich früher oder später alle Fälle lösen. Um nicht zu viel zu spoilern, sind wir nicht allzu tief eingestiegen, aber es reichte für einen positiven Ersteindruck. Die starke App-Unterstützung mag dabei nicht unbedingt jedermanns Fall sein, aber sie hilft, um den Verwaltungsaufwand gering zu halten und eine düstere Stimmung zu erzeugen.
Für: Erwachsene, die Spaß an viel Geschichte in einem Detektivspiel haben
Lieferstatus: erhältlich ab Anfang Oktober
Texas hold it (FunBot)
Alle müssen Pinkeln, aber keiner kann zielen. Auf einer Cowboytoilette ist Anarchie ausgebrochen und nur noch ein paar Pissoirs sind frei. Dazwischen sind Deppen in Form von Karten, von denen die Meisten nach rechts und links austeilen. Um das herauszufinden, sehen wir uns eine dieser Deppenkarten und bluffen dann was das Zeug hält, um die notdürftigen Mitspielenden darüber zu täuschen, welche Toilette wohl sauber bleibt und welche man besser nicht nutzen sollte. Schließlich müssen sich alle entscheiden, ob sie aushalten oder doch besser pinkeln gehen, und wer sauber bleibt bekommt Punkte. Wer zu viel abbekommt, scheidet leider aus dem Spiel aus und muss darauf warten, dass jemand anders gewinnt. Der Humor am Tisch wird natürlich komplett vom Thema des Spiels bestimmt und was anderes sollte man auch nicht erwarten. In den richtigen Runden oder in einem verranzten Saloon mit ein paar Bier auf dem Tisch mag es durchaus seine Fans finden.
Für: Ich-denke-was-du-denkst-Fans mit Sinn für zotigen Humor
Lieferstatus: verfügbar
Wie die Karnickel (FunBot)
Ein Geschicklichkeitsspiel, in dem man Karten aus einem Meter Entfernung auf den Tisch an bestimmte Orte werfen muss, um als Pärchen kleine Karnickel zu zeugen und unsere Konkurrenz daran zu hindern. Wir waren alle sehr schlecht in dem Spiel und nach der dritten Runde auch ziemlich sprachlos. Um es nett zu formulieren: Es zündete nicht wirklich.
Für: Tja, diese Frage stellt sich.
Lieferstatus: verfügbar
Leider war es das dann auch schon wieder, mehr Spiele waren in den fast zwei Tagen leider nicht schaffbar. Aber es waren schon eine Menge Eindrücke und viele schöne, neue Spiele. Und bei so freundschaftlicher und familiärer Atmosphäre macht so ein Wochenende doppelt so viel Spaß. Also bleibt mir erstmal keine andere Wahl, als mich auf die Spielemesse in Essen zu freuen und natürlich die nächsten B-Rex-Tage (mit Lars natürlich), wo wir hoffentlich viele der tollen Truppe wieder treffen werden.