Toxic Field Manual

Nachdem das hochwertig aufbereitete „I am Zombie: Play Kit“ die Regelmechanismen zu Mark Rein*Hagens neuestem Rollenspielwerk „I am Zombie“ enthält, liefert das zugehörige „Toxic Field Manual“ die Hintergrundinformationen. Wie gelungen ist der Band?

von André Frenzer

 

Ein recht gewichtiger Wälzer ist es geworden, das „Toxic Field Manual“. Während das zugehörige „Axiom“-Regelwerk aus dem „Play Kit“ die Regeln auf gerade einmal 32 Seiten präsentierte, breitet das „Toxic Field Manual“ den Hintergrund von „I am Zombie“ auf satten 284 vollfarbigen Seiten im äußerst stabilen Hardcover aus. Das Cover ziert dabei eine Collage aus Zombiemotiven, Rost, Schmutz und Biohazard-Warnzeichen – ein erster Hinweis auf das, was in dem Buch enthalten sein wird.

Inhalt


Worum aber geht es nun eigentlich bei „I am Zombie“? Wie der Titel des Spiels vermutlich bereits erahnen ließ, übernehmen die Spieler die Rolle von Zombies, in diesem Spiel zumeist „Toxic“ genannt. Toxic sind intelligente Zombies, die sich weite Teile ihrer ursprünglichen Intelligenz und Gefühlswelt erhalten haben. Auf der anderen Seite der Zombie-Gesellschaft stehen die „Skags“, seelen- und geistlose, ewig hungrige Kreaturen, deren Hunger nach menschlichem Gehirn jedem Genrefan bekannt sein dürfte.

Die Gesellschaft der Toxic ist bereits Jahrtausende alt und aufgeteilt in verschiedene Clans, die allesamt unterschiedliche Ziele verfolgen. Toxic kann prinzipiell jeder werden – entweder durch eine Infektion wie einen Biss oder aber auch bereits durch die Beschäftigung mit den Toxic. Toxic leben gefährlich, denn neben zahlreichen äußeren Feinden – dazu gleich ein wenig mehr – kämpfen sie auch gegen einen inneren Fluch an, der sie in einen der seelenlosen Skags verwandeln kann.

Die Gegner der Zombie-Gesellschaft sind mannigfaltig wie klassisch: Da wäre als wichtigster Gegenspieler die Organisation „Bleach“, eine Art paramilitärische Elitetruppe, die mit schwarzen Hubschraubern und schweren Flammenwerfern immer dort auftaucht, wo ein Zombie seine Nase zu lange in den Wind gehalten hat. Doch auch die kirchliche Inquisition steht auf der Gegenseite – ebenso wie die großen Weltgesundheits-Organisationen, denn immerhin verbreiten die Toxic einen Virus, den es einzudämmen gilt. Das Setting bewegt sich darüber hinaus auf einen sogenannten „Final Outbreak“ zu, eine virulente Infektion der gesamten Menschheit, die es den Toxic endlich erlauben würde, ihre Gesellschaft als dominante auf dem Planeten zu etablieren.

Wer bei all diesen Beschreibungen hin und wieder an die „World of Darkness“ erinnert wird, der liegt sicherlich nicht ganz falsch. Während dort allerdings düstere Ästhetik und Heimlichkeit um des eigenen Vorteils Willen im Vordergrund standen, geht es bei „I am Zombie“ deutlich dreckiger und brutaler zu – was uns zum nächsten Punkt bringt: dem Layout.

Layout

Machen wir uns nichts vor: Das Layout vom „Toxic Field Manual“ ist Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite ist es ein wirklich großartig durchdesignter, vollfarbiger Hardcoverband, den Make Believe Games hier vorlegen. Großformatige Illustrationen zieren zahlreiche Seiten, es gibt Zitate, Sprüche und Hinweise, die quer über die Seiten angebracht sind, Textkästen sondern mit schrillen Farben bestimmte Informationen ab. Obwohl das Layout unruhig und verwirrend wirkt, wirkt es wie aus einem Guss und stellt alleine optisch klar, wie dreckig und brutal die Welt ist, in der wir uns in „I am Zombie“ bewegen. Damit ist es ein wirklich großartiger Bildband geworden.

Aber – und hier kommen wir nun zum Fluch des Layouts – als Settingband für ein Rollenspiel ist das „Toxic Field Manual“ durch die überbordende Designwut fast nicht mehr zu gebrauchen. Den großformatigen Bildern sind viele Seitenzahlen zum Opfer gefallen, was das Wiederfinden von Informationen während der Spielsitzung trotz eines klar gegliederten Inhaltsverzeichnisses zu einer echten Herausforderung macht. Darüber hinaus sind viele Texte verwinkelt, verschnörkelt, in unmöglichen Farben oder anderweitig schwer lesbar gedruckt, was sich nicht zuletzt an einem dämmrig beleuchteten Spieltisch bemerkbar machen dürfte.

Fazit: Ähnlich wie dem „Play Kit“ stehe ich dem „Toxic Field Manual“ zwiegespalten gegenüber. Ja, es ist ein wunderbares Coffee-Table-Book zum Thema „Zombies“, dass jeder Genreliebhaber bedenkenlos in seinem Bücherregal präsentieren darf. Ja, es enthält ausführliche und umfangreiche Informationen, um die Welt von „I am Zombie“ an den Spieltisch zu bringen. Und auch wenn es womöglich durch seine strukturelle Nähe zur „World of Darkness“ keinen Innovationspreis gewinnt, so macht es seine Sache doch sehr gut. Aber die Aufbereitung des Settings und das streckenweise bis zur Unlesbarkeit überdrehte Layout hätten deutlich spielleiterfreundlicher ausfallen dürfen. So bleibt das „Toxic Field Manual“ ein Kunstwerk, dass seinen ursprünglichen Zweck vergessen zu haben scheint. Für Zombie-Liebhaber und alle, die einmal ein etwas anderes Jetztzeit-Setting bespielen wollen, ist es aber einen Blick wert.


I am Zombie – Toxic Field Manual
Quellenband
Mark Rein*Hagen u. A.
Make Believe Games 2015
ISBN: 978-1943278138
284 S., Hardcover, englisch
Preis: EUR 35,00

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