von Frank Stein
Der vorliegende Softcover-Band enthält die ins Deutsche übersetzten Ausgaben #1-4 der (damit vollständigen) US-Mini-Serie „Star Wars: The High Republic Adventures – Saber for Hire“, die ursprünglich zwischen April und Oktober 2024 veröffentlicht wurden. Hierzulande ist das Ganze Anfang Juni 2025 und wie immer bei Panini erschienen. Geschrieben wurden alle Comics von Cavan Scott. Die Zeichnungen in den Heften stammten von Rachel Stott, die Kolorierung besorgte Nicola Righi.
Die Handlung des Comics ist grob zweigeteilt. Eingangs überrascht die Leser eine Szene mit dem Sohn der Kanzlerin Lina Soh. Kitrep Soh ging vor einem Jahr hinter dem berüchtigten Sturmwall der Nihil verloren, ein Quell ständiger Angst für seine Mutter, doch nun stellt sich heraus, dass er die Zeit gut zu nutzen wusste, denn er lebt in einer Art Dauer-Camping-Urlaub mit seinem Geliebten Jom auf der idyllischen Welt Abtin. Dort scheint es ihnen an nichts zu mangeln, selbst die Nihil sind erstaunlicherweise dem Planeten bislang ferngeblieben.
Parallel dazu erleben wir, wie Ty Yorrick auf Bororn – ebenfalls in der Okklusionszone und ebenfalls bislang bemerkenswert unbehelligt von den Jedi jagenden Nihil – ihr Ding macht. Sie bekämpft gegen Lohn Monster und schlägt sich gleichzeitig mit ihrer Begleitung herum, dem hasenartigen Segredo Drewen, der unbedingt ihr Padawan werden will, worauf Ty nun gar nicht scharf ist. Seit ihr Freund und Mit-Padawan Klias bei einer leichtsinnigen Artefaktjagd zu Tode gekommen ist, fühlt sie sich nämlich schuldig. Sie glaubt, als Jedi versagt zu haben. Deswegen will sie mit all dem Ordenszeug möglichst wenig zu tun haben. Und auch um die Nihil schlägt sie einen großen Bogen, die sich ja als die Erzfeinde der Jedi erwiesen haben.
Doch man kann der Vergangenheit nicht davonlaufen, wie Ty natürlich feststellen muss. Eine nicht ganz freiwillige Mission, machtbegabte Kinder zu retten, bringt sie nicht nur in die Schusslinie der Jedi, Ty sieht sich auch gezwungen, sich den Geistern ihres früheren Lebens zu stellen. Und als wäre das nicht genug, geht auch Drewen, als er vom Schicksal Kitrep Sohs erfährt, eigenmächtig auf heldenhafte Rettungsmission, will er doch Ty beweisen, dass er würdig ist, zum Jedi ausgebildet zu werden.
Es ist schon erstaunlich, wie viele Jedi oder Ex-Jedi sich letzten Endes in der Okklusionszone der Nihil herumtreiben. Hätten die sich mal zusammengeschlossen, Marchion Ro und seine Nihil hätten keine Chance gehabt. Aber so funktioniert die Geschichte um „Die Hohe Republik“ natürlich nicht. Bei aller Verbindung zwischen den Werken haben wir letztlich doch Einzelabenteuer vor sich, und jeder Held des Lichts kocht sein eigenes Süppchen. Auch Ty Yorricks Story ist eine ganz persönliche, ein Charakterwandel von der Söldnerin mit Lichtschwert hin zur Kämpferin für die gute Sache. Das ist kurzweilig und mit genug emotionalem Pathos erzählt, um gut zu unterhalten. Und am Ende wird auch ein wenig für das große Ganze getan, wenngleich sich noch zeigen muss, wie viel Einfluss Ty Yorricks Taten auf die Romane der zweiten Welle der dritten und finalen Phase des Mega-Literaturprojekts haben werden.
Etwas unglaubwürdig erscheint mir, wie problemlos sich Ty sowohl auf Planeten als auch im Weltall der Okklusionszone bewegen kann. Obwohl sie ihr Lichtschwert wahrlich nicht versteckt, scheinen ihr selbst nach einem Jahr keine Nihil aktiv auf der Spur zu sein. Und auch die in anderen Werken extrem gefürchteten Demontagedroiden, die ansonsten Raumschiffe im All binnen Minuten zerlegen, sind in diesem Comic kaum mehr als ein mildes Ärgernis, durch das man mit Karacho hindurchbrausen kann. Wenn es denn so einfach wäre. Man merkt, dass Cavan Scott die Nihil hier nur mäßig wichtig waren. Sie dienen allein als Mittel zum Zweck der Selbstfindung unserer Protagonistin.
Optisch herrscht solider Durchschnitt vor. Erfreulich ist, dass Rachel Stott über alle Hefte eine einheitliche Linie fahren kann. Ihr Stil ist von sauberer Linienführung geprägt und immer wieder gönnt sie sich und den Lesern dramatische Doppelseiten-Panels. Ihre Gesichter überzeugen jedoch nicht aus jeder Perspektive, und manchmal wirken die Figuren auch etwas zu flächig gezeichnet. Letzten Endes unterstützen die Bilder gut die Handlung, sind für sich selbst genommen aber nicht wirklich ein Kaufgrund.
Die Covergalerie am Schluss scheint mittlerweile eher Ausnahme als Regel zu sein. Auch im vorliegenden Fall werden stattdessen die einzelnen Episoden innerhalb des Sammelbands von ihrem jeweiligen schicken Cover voneinander abgetrennt, was die erzählerischen Cliffhanger und Einstiege betont.
Fazit: Die „Söldnerin mit Lichtschwert“ Ty Yorrick erlebt ein neues Abenteuer und durchläuft dabei den fast schon erwarteten Charakterwandel von der Eigenbrötlerin hin zur Streiterin für die gute Sache. Die Handlung kommt kurzweilig und abwechslungsreich daher, steht aber weitgehend isoliert für sich. Man könnte sagen, dass auch in diesem Comic die Autorenriege der „Hohen Republik“ noch ihr verstreutes Personal einsammelt, um es dann im weiteren Verlauf der dritten Phase gemeinsam in die Schlacht zu schicken. Dabei birgt das Ende der Geschichte das Potenzial zum Game Changer für die Republik, aber ob die anderen Werke die Chance ergreifen, kann ich noch nicht sagen. Ein Comic im guten Mittelfeld, kein Pflichtprogramm, aber unterhaltsam.
Star Wars – Die Hohe Republik: Abenteuer 10 – Söldnerin mit Lichtschwert
Comic
Cavan Scott, Rachel Stott, Nicola Righi
Panini Comics 2025
ISBN: 978-3-7416-4241-8
112 S., Softcover, deutsch
Preis: 16,00 EUR
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