Wrath of Ashardalon

Der bösartige Feuerdrache Ashardalon und dessen finstere Verbündete bedrohen die einst so friedlichen Länder rund um den Firestorm Peak. Nur noch die kleine Ortschaft Longbridge leistet dem Drachen und seinen Banden, bestehend aus marodierenden Orks und Kobolden, verzweifelten Widerstand. Doch eines Tages keimt neue Hoffnung unter den Ältesten des Dorfes auf, als eine Gruppe tapferer Abenteuer in den Ort einzieht und verspricht, Ashardalon endlich aufzuhalten.

von Dominik Cenia

Das Spiel

Bei „Wrath of Ashardalon“ handelt es sich bereits um das zweite „Dungeons & Dragons“-Brettspiel, nachdem schon im letzten Jahr mit „Castle Ravenloft“ ein überaus erfolgreicher Auftakt gefeiert werden konnte. Das Spiel basiert erneut auf dem „D&D Adventure System Cooperartive Game“-Konzept, weshalb Spieler von „Castle Ravenloft“ sich ohne erneutes Regelstudium sofort ins neue Abenteuer stürzen können.

Erneut bildet eine vereinfache Form der Rollenspiel-Regeln der vierten Edition von „Dungeons & Dragons“ die Grundlage für das Spiel. Sowohl in den Spielwerten der Monster und Helden als auch in deren Fähigkeiten lassen sich die Regeln des Rollenspiels wiedererkennen. Der W20 kommt wieder reichlich zum Einsatz, während sich die fünf verschiedenen Helden mit ihren „At-Will“, „Utility“ und „Daily Powers“ in 13 verschiedenen Szenarien gegen das Böse zur Wehr setzen. Ein genauerer Blick in das beiliegende „Adventure Book“ offenbart sogar, das es diesmal neben dem obligatorischen Solo-Quest auch zwei kleine Kampagnen, jeweils bestehend aus mehreren Szenarien gibt. Dadurch kommt „Wrath of Ashardalon“ auf die beeindruckende Zahl von über 30 spielbaren Szenarien! Das ist mehr als die doppelte Anzahl als noch in „Castle Ravenloft“!

Haben die Spieler ihre Charaktere gewählt – zur Auswahl stehen diesmal ein „Dwarf Fighter“, ein „Elf Paladin“, ein „Human Cleric“, ein „Half-Orc Rogue“ und ein „Dragonborn Wizard“ – und das passende Szenario ausgesucht, geht es an den Aufbau des Spiels. Dabei bedient sich „Wrath of Ashardalon“ zahlreicher „Special Components“ wie der neuen „Chamber Cards“, besonderer „Start Tiles“, „Adventure Cards“, „Boon Cards“, „Door Tokens“, usw., die nur in speziellen Szenarien zum Einsatz kommen. Derartige Komponenten gab es auch schon bei „Castle Ravenloft“, doch „Wrath of Ashardalon“ treibt das Konzept nahezu auf die Spitze, denn gut die Hälfte des Materials in der Schachtel ist für die unterschiedlichen Szenarien gedacht. Im Gegenzug zu seinem vampirischen Vorgänger bietet der rote Drache damit deutlich mehr Abwechslung, auch wenn damit natürlich etwas mehr Zeit in die Vorbereitung eines jeden einzelnen Szenarios gesteckt werden muss.

Einem Schwergewicht wie „Descent – Die Reise ins Dunkel“ gleicht „Ashardalon“ trotzdem nicht. Noch immer funktioniert das Spiel nach einem ausgeklügelten Mechanismus, der ganz ohne Spielleiter oder „Dungeon Master“ auskommt. Erreicht die Figur eines Spieler den Rand der bisher erkundeten Verliesebene, wird einfach per Zufall ein neues „Dungeon Tile“ vom Stapel gezogen und angelegt. Gleichzeitig werden entsprechende Monster- und Begegnungskarten aufgedeckt, welche genaue Anweisungen enthalten, wie diese abzuhandeln sind. Hatte man bei „Castle Ravenloft“ noch mit allerlei Untoten zu tun, gibt es diesmal Orks und Kobolde, Duergar, Höhlenbären, Schlangen, Kultisten andere Monster zu verhauen. Diese lassen wie üblich Erfahrungspunkte und Schatzkarten springen. Und während es in „Castle Ravenloft“ bei den Schatzkarten noch „Blessings“ oder andere kurzweilige Vorteile als Belohnung gab, springen diesmal nur noch „Items“ aus den erschlagenen Monstern hervor. Auch haben fast alle Karten diesmal einen Goldwert, der für das Kampagnensysteme oder diverse „Encounter Cards“ relevant ist. Die übrigen Hindernisse bestehen aus allerlei Gefahren, denen man im Dungeon von Firestorm Peak begegen kann: vulkanische Aktivität, Erdbeben, Feuerbälle, der ein oder andere Hinterhalt oder das plötzliche Aufdecken zusätzlicher Räume.

Betrachtet man die Auswahl der Karten genauer, erkennt man sofort, das die Macher von „Wrath of Ashardalon“ unglaublich darum bemüht waren, jede Menge Abwechslung in das Spiel einzubauen. Dieser Ansatz ist auch durchaus gelungen. Denn während ein Szenario in „Castle Ravenloft“ noch eher planbar war, offenbart sich „Wrath of Ashardalon“ als ein turbulentes Verlieskriechen, das in seinem Spielverlauf die Charaktere immer wieder neu zu überraschen vermag und völlig neue Situation kreiert. Mitunter mag es für den ein oder anderen „gemäßigten“ Spieler dabei fast schon zu viel Abwechslung sein.

Das Spiel endet – sollte es den Spielern vorher nicht gelingen, die Aufgabe des jeweiligen Szenarios zu lösen –, wenn der letzte Heilversuch aufgebraucht und ein Spieler an der Reihe ist, dessen Charakter mit 0 Trefferpunkten am Boden liegt. Die Spieler gewinnen oder verlieren also nur als Gruppe, was die Kooperationsspiel-Charakter von „Wrath of Ashardalon“ nur umso unterstreicht.

Material und Ausstattung

„Wrath of Ashardalon“ geizt nicht, wenn es um die Ausstattung geht. Über 30 Kunststoff-Miniaturen, darunter das beeindruckende Modell des Drachen Ashardalon, sowie über 200 Karten, 40 Dungeon Tiles und Dutzende von Tokens sorgen dafür, dass die Schachtel prall gefüllt ist. Wie schon beim Vorgänger ist das Material durchgehend hochwertig, geizt aber bei den Karten erneut mit stimmungsvollen Illustrationen. Dafür haben sich aber auch die englischen Textwüsten ein wenig verändert. Vor allem die Quest-Texte der einzelnen Szenarien sowie die „Stimmungstexte“ auf den Karten sind deutlich gekürzt worden. Im Gegenzug wurde dem ein oder anderen Zaubereffekt oder so mancher Monster- und Heldenfähigkeit eine etwas ausführlichere Beschreibung gegönnt. Damit bleibt „Wrath of Ashardalon“ weiterhin ein recht textlastiges Spiel, das neben seiner tollen Ausstattung vor allem durch seine zügige Spieldauer von maximal ein bis zwei Stunden pro Szenario und der gelungenen Spielmechanik auftrumpfen kann. Die Spielanleitung ist mit ihren 15 Seiten für ein Dungeon-Brettspiel überaus moderat ausgefallen und füllt die wenigen Lücken und Regelfragen, welche bei „Castle Ravenloft“ stellenweise noch vorhanden waren. Sogar ein kleines FAQ wurde auf die letzte Seite verfrachtet.

Fazit: „Wrath of Ashardalon“ bietet alles, was „Castle Ravenloft“ auch schon geboten hat, legt aber nochmal ein bis zwei großen Schippen an Spielmaterial und Ausstattung, vor allem aber auch an Abwechslung drauf. Spielelemente, welche in „Castle Ravenloft“ schon gut ankamen, wurden weiter ausgebaut. Es gibt mehr Schätze, mehr Szenarien und anstelle einer Vampirgruft mit zahlreichen untoten Monstern gibt es diesmal eher klassische Gegner aus der „Dungeons & Dragons“-Spielwelt zu bekämpfen. Und auch wenn es nicht explizit erwähnt wird, so lässt sich das Material beider Spiele gut miteinander kombinieren. Warum also mal nicht einfach mit den Helden aus „Wrath of Ashardalon“ die Gruftebenen von „Castle Ravenloft“ erforschen oder die Schatzkarten aus beiden Spielen miteinander mischen? Mit Sicherheit gibt es da noch viel mehr Möglichkeiten.

Kurz gesagt: Wer bereits den Vorgänger mochte, für den ist „Ashardalon“ ein echter Pflichtkauf. Aber auch wer sich mit dem ersten Brettspiel der Reihe noch nicht so ganz anfreunden konnte, wird dank der zahlreichen neuen Mechanismen nun vielleicht zufriedengestellt. Auf alle Fälle ist es beeindruckend, was die Küstenzauberer da mal wieder abgeliefert haben.


Wrath of Ashardalon
Brettspiel für 1 bis 5 Spieler ab 12 Jahren
P. Lee, M. Mearls. B. Slavicsek
Wizard of the Coast / Hasbro 2011
ISBN: 978-0-7869-5570-1
Sprache: Englisch
Preis: ca. $ 69,98

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