Star Trek TNG 12: Jagd

Admiral Riker wird wie die Botschafter anderer große Mächte – Romulaner, Tholianer, Klingonen oder Cardassianer – aufgrund einer Nachricht zu einer unbekannten Raumstation gelockt. Doch als er zurückgekehrt, hat sich etwas an ihm verändert. Ein Plan, den niemand durchschaut, treibt ihn an und lässt ihn ein Raumschiff der Sternenflotte übernehmen. Als eine erste Raumstation zerstört wird, setzt die Föderation seinen ehemaligen Captan Jean-Luc Picard auf seine Fährte, welcher verhindern muss, dass Riker noch mehr Unheil anrichtet.

von Ansgar Imme

Der Cross Cult Verlag hat die „Star Trek“-Romanreihen erfolgreich wiederbelebt, die einst viele Jahre unter Heyne liefen. Dabei werden sowohl die verschiedenen Reihen der ehemaligen TV-Serien fortgeführt als auch oft genug Cross-Over veröffentlicht. Zudem wird die Geschichte des „Star Trek“-Universums weitergeschrieben. Der Roman spielt im Jahr 2385 nach den Ereignissen des Mehrteilers „Star Trek – The Fall“. Der Autor John Jackson Miller ist bisher vor allem durch Romane im anderen sehr bekannten Filmuniversum bekannt und veröffentlichte schon „Star Wars“-Romane, ehe er hier sein Erstlingswerk für „Star Trek“ vorlegte.

Zum Inhalt

Der Roman wird durch eine Rahmenhandlung als Klammer begrenzt, welche zeitlich nach der eigentlichen Haupthandlung spielt und diese hinterfragt beziehungsweise zu Beginn ein wenig Ungewissheit lässt, was wirklich passiert ist. Admiral Riker wird hier von einem Unbekannten auf die Probe gestellt und soll sich seiner Taten erinnern.

Die Haupthandlung begleitet den früheren Ersten Offizier der Enterprise und heutigen Admiral auf einer diplomatischen Mission. Er wird zu Friedensverhandlungen auf einer abgelegenen Raumstation eingeladen, deren Erbauer wie auch Gastgeber nicht zu erkennen ist. Neben der Föderation sind auch weitere große Völker wie die Klingonen, Romulaner, Tholianer, aber auch die Ferengi oder Gorn eingeladen – entweder Mitglieder des Khitomer-Abkommens oder des Typhon-Paktes, den Feinden der Föderation.

An Bord der Raumstation „Ferne Botschaft“ treffen die Entsandten der verschiedenen Völker aufeinander und ahnen nicht, wer sie eingeladen hat. Doch es zeigt sich ansonsten niemand, wie der Admiral im Anschluss berichtet. Zurück auf der U.S.S. Titan lässt Admiral Riker ein Treffen mit der U.S.S. Aventine unter Captain Ezri Dax vereinbaren, dem schnellsten Schiff der Sternenflotte, auf welches er allein übersetzt. Zeitgleich beginnt der romulanische Gesandte Bretorius, der bisher als schwach und wenig durchsetzungsfähig gilt, rigoros das Kommando auf einem Warbird zu übernehmen, den er im Anschluss an die Verhandlungen requiriert hat. Riker informiert unterdessen Dax und die anderen Führungsoffiziere über einen drohenden Angriff durch eine Art Computervirus, der per Subraum verbreitet wird und alle Funktionen eines Schiffes lahmlegen kann. Zur Vermeidung einer Infizierung sind alle Kontakte nach außen zu vermeiden.

Als Riker zum Schutz gegen die Verbreitung des Virus eine erste Sensorphalanx zerstören lässt, hat er die Crew der Aventine noch hinter sich, doch als er weitere Ziele benennt, kommt langsam Misstrauen auf. Auch der Romulaner Bretorius ändert sein Verhalten langsam und scheint spezielle Ziele zu verfolgen. Als Dax die Kontrolle über das Schiff verliert und ständig neue Ziele auftauchen und anvisiert werden, muss sie sich Gedanken machen, wie sie all das stoppen will. Zu Ihrer Unterstützung eilt ihr Rikers ehemaliger Captain Jean-Luc Picard zu Hilfe, der von der Föderation entsandt wird, um die Geschehnisse aufzuklären und den Verursacher aufzuhalten. Dieser hat noch einige Asse im Ärmel, was Picard vor einige Probleme stellt. Doch der Amoklauf muss beendet werden, egal was es kostet. Denn es droht die Zerstörung vieler wichtiger Phalanxen und Raumstationen sowie ein Krieg mit dem Typhon-Pakt. Nur sind die Widersacher Picard, Dax und den anderen immer einen Schritt voraus.

Bewertung

Der Roman startet gleich mit einer Überraschung und einem Geheimnis, über das man sich viele Seiten Gedanken macht. Der Autor bringt Dynamik und mysteriöse Andeutungen ins Spiel, obwohl zunächst alles nach einem Routine-Auftrag für Riker aussieht. Nachdem die Einleitung abgesteckt ist, nimmt der Roman dann auch richtig Fahrt und Tempo auf – sowohl bei den Erlebnissen Rikers als auch des romulanischen Gesandten Bretorius. Man begleitet sowohl Dax als auch Picard bei ihren Versuchen, hinter Rikers seltsames Verhalten zu kommen und ihn zu stoppen, der jedoch immer einen Schritt voraus scheint. Auch die Abschnitte mit dem Romulaner Bretorius zeigen dessen auf einmal hohe taktische Kunst und vorausschauende Pläne. Bis dahin rätselt man einerseits, was die beiden vorhaben, aber auch wie es dazu kommen konnte. Doch leider macht der Autor den Fehler, das Geheimnis zu früh, nach etwa zwei Drittel des Bandes, schon aufzulösen. Zwar fehlen einem immer noch ein paar Hintergründe wie das „Warum“, welches sich erst zum Ende klärt, doch die Spannung und Dynamik der Ereignisse rund um Riker leiden sehr darunter. Interessanter ist da schon die Handlung um den romulanischen Gesandten Bretorius, da hier unabhängig von der Aufklärung des Hintergrunds nicht sofort klar ist, wie es für ihn endet und was er direkt vor hat.

Die Figuren bleiben leider zudem austauschbar. Obwohl speziell Riker und in Teilen Dax und Picard näher betrachtet werden, kommt man ihnen nicht richtig näher und fühlt sich auch nicht besonders an die Charaktere aus der Serie beziehungsweise anderen Romanen erinnert. Es fehlt eine Verbindung zu den Figuren und die Einbindung von deren Besonderheiten, an denen man sie erkennt. So wie sie beschrieben werden, könnte die Geschichte auch auf einem x-beliebigen Schiff der Sternenflotte oder unter Ausblendung einiger „Star Trek“-Besonderheiten beziehungsweise Begriffe auch in einem anderen Universum spielen. Weitere Charaktere vor allem der Enterprise wie Worf, LaForge oder Beverly Crusher werden oft nur in Nebensätzen erwähnt und gar nicht weiter groß in die Handlung einbezogen. Der Romulaner Bretorius wird hier wesentlich mehr und genauer beleuchtet und erhält auch eine bessere und intensivere Beschreibung als alle anderen Charaktere. Hier sieht man Eigenheiten und Besonderheiten, kann Motive und Ziele erkennen. Es scheint fast, als ob der Autor bei den etablierten Figuren nicht den Mut hatte, auf diese genauer einzugehen und sich mit ihnen zu befassen.   

Fazit: Nach einem spannenden und geheimnisvollen Start baut die Handlung mit der Zeit ab. Die Figuren bleiben mit Ausnahme des Romulaners Bretorius eher blass und lassen den Leser auch wenig mitfiebern. Dazu wird zu sehr auf Riker und Picard und mit Ausnahmen Dax fokussiert, während alle anderen eher Stichwortgeber bleiben. Insgesamt bleibt der Eindruck eines durchschnittlichen Romans, der vor allem durch ein paar spannende Momente glänzt. Nichts, was man unbedingt im Regal haben sollte, andererseits aber auch kein Totalausfall.


Star Trek TNG 12: Jagd
Film/Serien-Roman
John Jackson Miller
Cross Cult 2017
ISBN: 3959811780
380 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,00

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