Seven Sinners

Dank der bisherigen OGL-Politik von „Dungeons & Dragons“-Eigner Wizards of the Coast erscheinen wirklich Unmengen Ergänzungsbände für das erste Rollenspiel der Welt. Auch der eher unauffällig betielte Band „Seven Sinners“ reiht sich hier ein. Was bietet der Band?

von André Frenzer

Der italienische Verlag Mana Project Studio versteht sich nicht nur als Rollenspielverlag, sondern auch als Graphik-Studio, Konzeptart-Künstler und Crowdfunding-Berater. Aus ihrer Feder stammt zum Beispiel das von Ulisses Spiele ins Deutsche übertragene „Dungeons & Dragons“-Setting nebst Kampagne „Journey to Ragnarok“, der Settingband „Nightfell“ sowie der Gewinner des italienischen Rollenspielpreises 2020, „Not the End“. Mit „Seven Sinners“ legt der Verlag nun eine Mischung aus Artbook, Setting und Kreaturenband vor.

Inhalt

Worum geht es in „Seven Sinners“? In erster Linie geht es um die sieben Todsünden: Stolz, Neid, Zorn, Trägheit, Geiz, Völlerei und Wollust. Jede dieser Sünden erhält ein eigenes Kapitel, in der verschiedene Kreaturen vorgestellt werden. So erhält jede der sieben Sünden einen eigenen dämonischen Herrscher, die Beschreibung von einem hochrangigen Eiferer – Zealoten – sowie eines einfachen Kultisten. Außerdem werden magische Gegenstände sowie die Domäne des jeweiligen Dämonenherrschers beschrieben.

Der Herr der Wollust, Asmodeus, ist beispielsweise recht umtriebig und schmiedet aktiv seine Ränke. So verwendet er verschiedene Masken, um den Sterblichen zu erscheinen. Entsprechend vielseitig sind auch die Wege, auf denen man zum Kultisten des Asmodeus werden kann. Leviathan wiederum, der Herr des Neides, tritt als gigantische Seeschlange in Erscheinung. Sein Reich ist ein schwarzes Meer voll untotem Leben, welches den Sterblichen ihre Leben neidet. Besonders interessant sind die Beschreibungen der als Zealot bezeichneten Kultführer oder größerer Dämonen, die sich wirklich sehr voneinander unterscheiden und damit Abwechslung in jedes dämonische Pantheon bringen.

Besonders interessant sind die Kapitel, welche sich mit dem Einsatz der vorgestellten Dämonenfürsten und ihrer Schergen beschäftigen. So kann ein Kampf gegen eine der Todsünden natürlich recht problemlos in jeder Art von Setting implementiert werden. Die weiterführenden Gedanken beschäftigen sich mit Fragen wie: „Was geschieht, wenn eine Todsünde ausgelöscht wurde?“ Ist der Verlust jeder Art von Zorn wirklich ein erstrebenswertes Ziel? Oder führt es die sterblichen Seelen nicht einfach nur in eine hinnahmebereite Apathie?

Abgeschlossen wird der Band mit der Beschreibung der Göttin der Verzweiflung. Denn wenn es gelingt, alle sieben Todsünden zu besiegen, so gewinnt diese mächtige Wesenheit an Macht. Auch hier liefert „Seven Sinners“ neben der Beschreibung der Göttin selbst Spielwerte für Kultisten und Zealoten.

Alle vorgestellten Kreaturen und Magischen Gegenstände werden mit Spielwerten für die aktuelle 5. Edition für „Dungeons & Dragons“, aber auch mit Werten für OSR-kompatible Systeme wie „OSRIC“ versorgt. Das macht „Seven Sinners“ für eine breite Spielerschaft interessant.

Kritik

„Seven Sinners“ ist kein leichtherziges Buch, wenn man es in Gänze nutzen möchte. Die sieben Todsünden zum zentralen Thema einer Kampagne zu machen, mit all den schwermütigen Themen und sicherlich sehr persönlichen Schicksalen von NSC wie Spielercharakteren gleichermaßen, bedarf nicht nur einiger Vorbereitung, sondern auch einem gewissen Faible für das Thema. Dazu kommt, dass der Band zwar sehr unterschiedliche Wesenheiten vorstellt – sogar die Kultisten unterscheiden sich merklich voneinander – aber keinerlei Vorschläge für Abenteueraufhänger oder gar eine komplette Rahmenhandlung mitbringt. Spielleiter müssen hier also noch eine Menge Arbeit investieren, wenn sie die sieben Todsünden zum Mittelpunkt ihrer Kampagne machen möchten.

Wesentlich einfacher – und vielleicht auch zielführender – ist der Einsatz als Kreaturenband. Wie bereits erwähnt erweitert „Seven Sinners“ jede Dämonensammlung um einige hoch interessante Vertreter. Während die Herren der Sünden auch in Spielwerten echte Brecher darstellen und Challenge-Ratings jenseits der 20 aufweisen, so sind gerade die Zealoten, deren Rating normalerweise um 10 herum liegt, wesentlich universeller einsetzbar. Die Mischung ist dabei – dem Thema entsprechend – recht gut gelungen und auch die magischen Gegenstände sind interessant.

Über jeden Zweifel erhaben ist die aufwändige und qualitativ absolut hochwertige Illustrierung des Bandes. Dabei richten sich die Grafiken eindeutig an ein erwachsenes Publikum – wie eigentlich der gesamte Band. Wer das Morbide und möglicherweise auch Obszöne in Darstellungen genießen kann, wird hier einen prachtvollen Bildband vorfinden. Unterstützt werden die oft großformatigen Illustrationen von einem großzügigen, eleganten Layout, welches angenehm lesbar ist. Technisch bewegt sich „Seven Sinners“ damit auf einem absolut hohen Niveau.

Fazit: „Seven Sinners“ bietet zunächst einmal eine interessante Mischung aus Bildband, Settinginformationen und Kreaturenwerten. Dabei muss man sich aber zum einen des schwierigen Themas bewusst sein, zum anderen der vielen zusätzlichen Arbeit, die noch in eine derart thematisch gestaltete Kampagne fließen muss. Der Einsatz als reiner Kreaturenband ist möglich, allerdings gibt es dann natürlich deutlich umfangreichere Sammlungen.

Seven Sinners
Quellenbuch
Marco B Bucci, Andrea Felicioni u. a.
Mana Project Studio 2022
ISBN: 979-1280109101
92 Seiten, Hardcover, englisch
Preis: EUR 19,90

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