von Sabrina

Sabrina: Schön, dass ihr euch Zeit nehmt für dieses Interview. Ihr, das sind Thorsten „han“ Hanson und Andreas „ode.“ Odendahl, die Gründer von „The Game Builders“. Ihr seid ein recht junger Brettspielverlag. 2022 kam euer erstes Spiel, „Applejack“ von Uwe Rosenberg, auf den Markt. Wie kam es zur Gründung, und was sind eure Ziele?

The Game Builders: Wir haben schon seit Langem zusammen Brettspiele gespielt und neue Spielideen entwickelt. Während der Corona-Zeit hat sich dann bei uns beiden beruflich viel verändert. Das war der Anstoß, zu sagen: Lass uns doch aus unserer Leidenschaft für das Brettspiel mehr machen. Gesagt, getan. Dass daraus dann mit The Game Builders ein eigener Spieleverlag werden würde, war uns zu Beginn allerdings noch nicht klar. Aber wir wissen, wo wir hinwollen: tolle Brettspiele entwickeln und veröffentlichen, an denen viele Spielende Freude haben!

Sabrina: Für die Spielentwicklung von „Planta Nubo“ haben sich drei namhafte Spieleautoren zusammengeschlossen. Wie kam es zur Zusammenarbeit?

The Game Builders: Ausgangspunkt war eine Spielidee von Mike Keller, dem Hauptautor von „Planta Nubo“, zu der er durch das Brettspiel „Loyang“ von Uwe Rosenberg inspiriert wurde. Was lag also näher, als dass Mike und Uwe sich zusammentaten und gemeinsam an dem Spiel entwickelten, das nun „Planta Nubo“ geworden ist. Irgendwann haben sie dann ode. gefragt, wie er das Spiel findet. Und als er mit den Anregungen und „Verbesserungsvorschlägen“ gar nicht mehr aufgehört hat, hieß es: Du bist jetzt der dritte Autor im Bunde!

Sabrina: „Planta Nubo“ spielt in der fiktiven Solar-Punk-Ära „Overgrown“ im Jahre 2123. Was können wir uns unter Solarpunk vorstellen?

The Game Builders: Im Grunde eine Welt, in der die Menschheit nach einer Umweltkatastrophe mit der Lebensweise, wie wir sie kennen, gebrochen hat, und nun eine bessere und nachhaltigere Welt aufbauen möchte. Dabei nutzt sie alte Technologien in kreativer Weise: Im Spiel „Planta Nubo“ gibt es zum Beispiel liebenswürdige, riesengroße Gartenroboter und bienenartige Luftschiffe. Zugleich vertrauen die Menschen auf die Hilfe, die ihnen Pflanzen und Tiere ihrer Umwelt bieten. In „Planta Nubo“ stehen dafür zum Beispiel die gewaltigen Bäume, die man auch auf dem Cover des Spiels sieht und auf denen die Menschen nun Gärten in den Wolken anlegen.

Sabrina: Themen wie Zukunft der Menschheit, Umwelt und Natur stehen ja gerade hoch im Kurs. War das auch der ausschlaggebende Punkt für die Entwicklung von „Planta Nubo“?

The Game Builders: Zu Beginn hatte das Spiel zugegebenermaßen noch ein anderes Thema, auch wenn der Gartenbau auch damals schon im Mittelpunkt stand. ode. hat dann den Solarpunk für uns „entdeckt“. Wir waren sofort begeistert, und dann hat das Thema sehr schnell eine Eigendynamik entwickelt, bei der eben gerade auch Aspekte wie Natur und Nachhaltigkeit in den Fokus gerückt sind. Ganz bewusst haben wir auch den Titel „Planta Nubo“ in Anlehnung an das Esperanto gewählt. Es heißt so viel wie „Pflanzen in den Wolken“.

Sabrina: Beschreibt doch mal kurz, worum es bei „Planta Nubo“ genau geht und welche Spielmechaniken es beinhaltet.

The Game Builders: Alle Spielenden legen mit Hilfe ihrer Gartenroboter auf einem der Arboren, also den riesigen Bäumen, ihren eigenen Wolkengarten an. Sie pflanzen dort Beete, auf denen neuartige Blumen gedeihen. Die Blumen bringen sie dann nach der Ernte mit den Luftschiffen zu Konvertoren, um dort aus ihnen grüne Energie zu gewinnen. Das hilft den Spielenden, damit in ihrem Garten am Ende sogar Wolkenwälder wachsen können, die wiederum für wertvollen Sauerstoff sorgen. Am Ende ist vorne, wer den meisten Sauerstoff mit seinem Garten gewonnen hat.
Um all das umzusetzen, sind bei „Planta Nubo“ verschiedene Mechanismen miteinander verzahnt: Es gibt ein cleveres Worker-Placement, um an Aktionen zu kommen, und der Gartenbau ist eine Art Puzzle auf zwei Ebenen. Man muss außerdem Aufträge erfüllen und sich mit unterschiedlichen Karten eine Art Engine aufbauen. Aus kleinen Anfängen wird der eigene Garten so zu einem Refugium für die Wolkenwälder.

Sabrina: Das klingt sehr spannend. Wen würdet ihr bei „Planta Nubo“ als eure Zielgruppe bezeichnen?

The Game Builders: „Planta Nubo“ ist ein Expert:innenspiel. Zielgruppe sind also alle Spielenden, die sich für komplexere Spielmechanismen begeistern können und sich dafür auch gerne mal einen Spieleabend Zeit nehmen.

Sabrina: Parallel zum Brettspiel erscheint die Solarpunk-Anthologie „Planta Nubo“ bei Calderan, einem im Jahr 2021 gegründeten Verlag für Phantastik. Das müsst ihr uns näher erklären. Wie gehört das zusammen?

The Game Builders: Die Leute hinter dem Verlag Calderan und wir sind befreundet. Als wir mit The Game Builders gestartet sind, haben wir deshalb dort angefragt: Ihr habt doch einen tollen Buchvertrieb, könnt ihr nicht auch unsere Spiele in den Handel bringen. Die Antwort in Kürze lautete: Ja, können und machen wir! Und daraus ist dann eine fantastische Zusammenarbeit entstanden, sodass Sven von Calderan, als er von „Planta Nubo“ gehört hat, sagte: Großartig! Dazu machen wir auch eine Anthologie!

Sabrina: Ein Brettspiel mit dazugehöriger Anthologie zu entwickeln, ist schon was Besonderes. Wie dürfen wir uns die Entwicklung vorstellen?

The Game Builders: Die Spielidee war ja zuerst da. Als Sven dann die Idee mit der Anthologie hatte und 20 großartige Autor:innen dafür gewinnen konnte, ist sehr schnell eine ganz eigene „Welt“, die wir Overgrown genannt haben, daraus geworden. Gemeinsam mit den Autor:innen haben wir dann, ausgehend von dem Brettspiel, den Hintergrund dieser Solarpunk-Welt entwickelt, bis hin zu Namen einzelner Pflanzen. Und am Ende tauchen nun Charaktere aus den verschiedenen Geschichten der Anthologie als Spielkarten in „Planta Nubo“ auf.

Sabrina: Stellt sich die Frage, ob ich Brettspiel und Anthologie auch getrennt voneinander betrachten kann. Nicht alle mögen sogleich Brettspiele und Bücher. Oder gehört bei „Planta Nubo“ beides untrennbar zusammen?

The Game Builders: Für uns gehört beides untrennbar zusammen. Deshalb liegt auch eine Geschichte aus der Anthologie dem Spiel als Leseprobe bei. Aber wer „Planta Nubo“ nur spielen möchte, kommt auch ganz ohne Anthologie voll auf seine Kosten – und umgekehrt.

Sabrina: Spiel und Anthologie sollen pünktlich zur Spielemesse in Essen fertig sein. Was gibt es bis zur Veröffentlichung noch für euch zu tun?

The Game Builders: Puh, wo fangen wir da jetzt an. Den Auftritt auf der Messe vorbereiten, die englische Spielregel, die Werbung für Spiel und Buch ... Apropos: Wer noch mehr über „Planta Nubo“, das Spiel, erfahren möchte, der trägt sich im Newsletter bei www.gamebuilders.de ein, und wer wissen möchte, wann und wo die ersten Geschichten aus „Planta Nubo“, der Anthologie, gelesen werden, der schaut bei www.calderan.de vorbei.

Sabrina: Die letzte Frage muss gestellt werden. Auf was dürfen wir uns als nächstes freuen? Vielleicht könnt ihr etwas aus dem Nähkästchen beziehnungsweise Spielekästchen plaudern?

The Game Builders: Mit „Tinderblox – Am Lagerfeuer“ hoffen wir, bald ein kurzweiliges Geschicklichkeitsspiel für die ganze Familie aus England erstmals in deutscher Version veröffentlichen zu können. Und natürlich planen wir in Zukunft auch weitere Brettspiele in der Welt von „Planta Nubo“, Overgrown, zu entwickeln. Und, wenn wir ganz tief im Kästchen graben, dann finden wir dort möglicherweise sogar einen eigenständigen Roman, der in dieser Welt spielen wird.

Sabrina: Vielen Dank euch für das interessante Interview und natürlich weiterhin viel Erfolg. Ich freue mich schon darauf, „Planta Nubo“ auf dem Tisch zu haben.

Natürlich gibt es dann dazu auch einen Bericht. Ihr dürft gespannt sein.

Planta Nubo (Brettspiel)
Für 1 bis 4 Spielende ab 14 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten pro Person
Autoren: Michael Keller, Uwe Rosenberg und Andreas Odendahl
Illustration: Lukas Siegmon
Sprache: Deutsch
gamebuilders.de/spiele/planta-nubo/

Planta Nubo – eine Solarpunk Anthologie
Hardcover und E-Book
Umfang: 400 Seiten
ISBN Hardcover: 978-3-98600-013-4
ISBN E-Book: 978-3-98600-014-1
Erscheint am 05.10.2023
24,90 EURO
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