von Jens Krohnen
Alle vier hier versammelten Abenteuer sind für sogenannte Gesellen, also fortgeschrittene Charaktere, gedacht. Die Abenteuer könnten problemlos hintereinander gespielt werden, verfügen aber über kein verbindendes Element – sieht man einmal von den titelgebenden Schatten des Dämonenfürsten ab.
Das erste Abenteuer trägt den Titel „Verbotene Früchte“. Hier stoßen die Charaktere auf eine Grenzfestung, welche auf den Nachschub der umliegenden Dörfer angewiesen ist. Und gerade jene Versorgung ist seit Wochen ausgefallen, weswegen die Kommandantin der Festung flugs die Charaktere aussendet, um in der nahen Siedlung nach dem Rechten zu sehen. Natürlich hat sich ein Kult unter der Dorfbevölkerung breitgemacht, befeuert durch äußere Umstände, welche allesamt von den Charakteren zu beseitigen sind.
Ungleich komplexer präsentiert sich „Ein Maß des Glaubens“, das zweite Szenario. Auch hier steht eine Festung im Mittelpunkt, dieses Mal jedoch eine Kreuzfahrerfeste. Als ein dämonischer Schrecken beginnt, die Landbevölkerung zu terrorisieren, wird die Inquisition auf die Kreuzfahrer aufmerksam und übernimmt die Feste. Die Charaktere geraten in die Gemengelage aus Kreuzfahrern, Inquisitoren und Dorfbewohnern und müssen einen kühlen Kopf bewahren, um den wahren Grund für die Rückkehr des Schreckens aufzudecken.
Auf nur wenigen Seiten findet sich dann mit „Die Sternenzuflucht“ das dritte Abenteuer wieder. Hier handelt es sich allerdings kaum um eine ausgefeilte Abenteuerhandlung, sondern eher eine grobe Skizze der titelgebenden Zuflucht, gepaart mit einigen – natürlich grimmig-düsteren – Ideen.
Das titelgebende vierte Szenario, „Im Angesicht des Grauens“, ist ähnlich komplex wie „Ein Maß des Glaubens“. Zunächst wird mit viel Lokalkolorit ein kleines Fischerdorf beschrieben, das unversehens unter den Schatten des Dämonenfürsten gefallen ist. Just zum jährlichen Muschelfest hat sich ein Schrecken im Dorf eingenistet, den es nun aufzuhalten gilt. Feindselige Muschelsammler, eine blutrünstige Tierwelt und der lokale Adel machen dabei den Charakteren das Leben schwerer als nötig.
Allen vier Szenarien ist der recht grobkörnige Aufbau gemein. Das bedeutet auf der einen Seite viel Bewegungsfreiheit für die Spieler, auf der anderen Seite aber natürlich auch noch etwas mehr Arbeit für die Spielleitung. Hier wird Flexibilität verlangt und auch der Wille, die Handlung des Szenarios selbst in die Hand zu nehmen. Wer dazu bereit ist, findet vier nahezu Dämonenfürst-typische Abenteuer in diesem Band, welche qualitativ eng beieinanderstehen. Allerdings – und das ist bei diesem System natürlich Programm – sind sie allesamt finster, dreckig und voller dunkelgrauer Charaktere. Das muss man mögen, doch Spieler dieses Systems sollten hier vollauf zufrieden sein.
Der Band ist vollfarbig. Das Layout orientiert sich dabei am Grundregelwerk und bietet eine gute Struktur und Lesbarkeit. Die Illustrationen sind hochwertig, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu spärlich eingesetzt. Das Cover wiederum zeigt eines der ekligsten Bilder, die mir im Rahmen meiner Rezensionsarbeit hier bislang untergekommen sind. Dem Lektorat und Korrektorat kann ich nur eine gute Note ausstellen, da mir kaum störende Fehler ins Auge gesprungen sind.
Fazit: Vier unterschiedlich komplexe Szenarien, welche die Untiefen der dem Untergang geweihten Welt des Dämonenfürsten weiter ausloten. Qualitativ hochwertig, lassen sie noch einige Arbeit für die Spielleitung übrig. Wer das nicht scheut, darf gerne zugreifen.
Im Angesicht des Grauens
Abenteuerband
Robert J. Schwalb, Monte Cook u. a.
System Matters 2019
ISBN: 978-3963780134
40 S., Softcover, deutsch
Preis: 12,95 EUR
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